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Hitler-Rede: Teenies schlichen sich in ÖBB-Uniform in Zug

Die ÖBB stellen sich gegen Antisemitismus. Die "bahnaffinen" Jugendlichen, die ihre Zugsprechanlagen kapern, können sie nicht zähmen.

Nachdem am Sonntagabend Auszüge einer Hitler-Rede in einem ÖBB-Raijet abgespielt worden sind, wurden laut ÖBB zwei Personen angezeigt. 

Der Vorfall passierte in einem Railjet, der von Bregenz nach Wien unterwegs war. Im Zug waren Ausschnitte aus einer historischen Aufnahme einer Hitler-Rede zu hören. Danach folgten mehrere "Sieg Heil"-Rufe. Die Einspielungen erfolgten laut Bahn direkt im Zug über die Sprechstellen.

Bei den Verdächtigen handle es sich laut ÖBB-Chef Matthä um zwei Jugendliche, die den ÖBB bereits wegen unbefugten Betretens von Bahnanlagen beziehungsweise Zügen oder des Tragens von ÖBB-Uniformteilen aufgefallen waren.

Es werde davon ausgegangen, dass die Tatverdächtigen "aufgrund ihrer 'Bahnaffinität' sehr gute Kenntnisse über Betriebsabläufe und auch technische Einrichtungen haben".

Sie seien bereits von der Polizei kontaktiert und zur Vernehmung als Beschuldigte vorgeladen worden, der genaue Vernehmungszeitpunkt sei ihm nicht bekannt, schreibt der ÖBB-Chef. Ermittelt wird wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz und störendem Verhalten sowie unbefugtem Betreten bestimmter Stellen von Eisenbahnanlagen.

Zug bereits dreimal gekapert

Insgesamt drei Fälle, in denen die Lautsprecher "gekapert" wurden, sind bei den ÖBB bekannt. Die ersten beiden Vorfälle gab es in der Vorwoche, immer auf der Strecke zwischen St. Pölten und Wien, sagte ein ÖBB-Sprecher der APA.

ÖBB-Chef wendet sich an IKG

Nach dem Vorfall hat sich ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä am Dienstag in einem der APA vorliegenden Brief an den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, gewandt.

"Ich bin über diesen Vorfall persönlich zutiefst schockiert und habe unmittelbar veranlasst, dass interne Ermittlungen aufgenommen werden", schreibt Matthä.

Es sei ihm bewusst, dass der Vorfall "Verstörungen in der jüdischen Gemeinde" hervorrufe und ein "schlechtes Licht auf die Bahn und das Land" werfe.

"Antisemitismus und Hass haben bei den ÖBB keinen Platz – weder im Zug noch sonst irgendwo", versichert Matthä. Die Bahn werde alles tun, um den Fall aufzuklären und Maßnahmen zu setzen, die solche Vorfälle in Zukunft abwehren. Deutsch lud den ÖBB-Vorstand als Reaktion auf den Brief in die IKG ein.

ribbon Zusammenfassung
  • Zwei Jugendliche sollen für die über die Sprechanlage abgespielte Hitler-Rede in einem ÖBB-Zug verantwortlich sein.
  • Der ÖBB sind drei Vorfälle bekannt bei denen ihre Sprechanlagen "gekapert" wurden.
  • Gegen die zwei Jugendlichen wird wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz ermittelt.