Drogenhandel nicht länger nur im Dark Web
"Es zeigt sich, dass der Drogenhandel nicht nur über das Dark Web abgewickelt wird. Auch legale E-Commerce-Plattformen werden von Kriminellen ausgenutzt. Wir ermutigen die Regierungen, mit dem Privatsektor und den Projekten des INCB zusammenzuarbeiten, um den Online-Handel mit Drogen und anderen gefährlichen Substanzen zu verhindern und aufzudecken", sagte Jallal Toufiq, Präsident des INCB.
Die Nutzung sozialer Medien und anderer Online-Plattformen ermöglicht es Drogenhändlern demnach, ihre Produkte einem großen globalen Publikum anzubieten. Unterschiedliche herkömmliche Soziale Medienplattformen werden als lokale Marktplätze genutzt und ungeeignete Inhalte sind für Kinder und Jugendliche weithin zugänglich.
Verschlüsselungsmethoden, anonymes Surfen im Darknet und Kryptowährungen werden dem Bericht zufolge häufig genutzt, um der Entdeckung zu entgehen, was die Verfolgung von Straftaten im Zusammenhang mit dem Online-Handel erschwert. Die Täter können ihre Aktivitäten in Gebiete verlagern, in denen die Strafverfolgung weniger intensiv oder die Strafen milder sind, oder sich in Ländern niederlassen, in denen sie sich der Auslieferung entziehen können. "Das schiere Ausmaß der Online-Aktivitäten stellt eine zusätzliche Komplikation dar. In einem Fall in Frankreich sammelten die Strafverfolgungsbehörden mehr als 120 Millionen Textnachrichten von 60.000 Mobiltelefonen", so die UNO.
Die Patientensicherheit wird durch illegale Internetapotheken gefährdet, die rezeptfreie Arzneimittel direkt an Verbraucher verkaufen. Für den Konsumenten ist es unmöglich zu erkennen, ob es sich um gefälschte, nicht zugelassene oder gar illegale Arzneimittel handelt. Der Wert des weltweiten Handels mit illegalen Arzneimitteln wird auf 4,4 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Der aus 13 Fachleuten bestehende Rat sieht Möglichkeiten, Online-Plattformen zu nutzen, "um den nicht-medizinischen Drogenkonsum zu verhindern, das Bewusstsein für die Schäden des Drogenkonsums zu schärfen und Kampagnen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu unterstützen". Regierungen könnten soziale Medienplattformen nutzen, um Präventionskampagnen gegen Drogenmissbrauch durchzuführen, insbesondere unter jungen Menschen.
"Es gibt Möglichkeiten, soziale Medien und das Internet zu nutzen, um dem Drogenkonsum vorzubeugen, das Bewusstsein für seine Schäden zu schärfen und den Zugang zu Drogenbehandlungsdiensten zu verbessern", sagte Toufiq. "Gleichzeitig sind wir besorgt über die zunehmende Nutzung sozialer Medien für die Vermarktung von Drogen, auch an Kinder, und über die Art und Weise, wie Kriminelle Online-Plattformen für illegale Aktivitäten ausnutzen", so der INCB-Präsident.
Angesichts des internationalen Trends zur Legalisierung von Cannabis beharrt das Gremium darauf, dass die Cannabis-Freigabe völkerrechtlich nicht möglich ist. Gleichzeitig haben die Fachleute jedoch betont, dass Länder den Besitz und Konsum entkriminalisieren können, indem sie etwa auf Hilfe, Aufklärung und soziale Reintegration statt auf Verurteilungen und Strafen setzen.
Zusammenfassung
- Der UNO-Jahresbericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats zeigt, dass der Drogenhandel zunehmend auch auf legalen Online-Plattformen und sozialen Medien stattfindet.
- Ermittler stehen vor Herausforderungen: Verschlüsselung und anonymes Surfen erschweren die Verfolgung von Drogendelikten, wie ein Fall in Frankreich zeigt, bei dem 120 Millionen Textnachrichten gesammelt wurden.
- Der weltweite Handel mit illegalen Arzneimitteln beläuft sich auf 4,4 Milliarden US-Dollar; Online-Plattformen könnten jedoch auch zur Drogenprävention und -aufklärung genutzt werden.