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Heer war im Vorjahr 412.000 Personentage im Corona-Einsatz

Das Bundesheer war 2021 mehr als 412.000 Personentage im Corona-Einsatz. Das entspricht 3,3 Mio. Arbeitsstunden. Seit Beginn der Pandemie waren es sogar 741.000 Personentage. Daneben gab es noch zahlreiche weitere Einsätze, etwa beim Waldbrand im Schneebergmassiv. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zeigt sich im APA-Interview mit den Leistungen zufrieden und kündigt an, im kommenden Jahr für ein höheres Budget kämpfen zu wollen.

Bereits das zweite Jahr in Folge ist das Bundesheer in der Pandemie-Bekämpfung gefordert. "Unser Bundesheer ist die strategische Waffe gegen die Covid-19-Pandemie", so Tanner. Die Soldaten seien an vielen Fronten aktiv, etwa bei Kontrollen, Testungen und Impfungen. Neuerdings auch als leitendes Organ in der neu geschaffenen gesamtstaatlichen COVID-Krisenkoordination GECKO. Der stellvertretende Generalstabschef Generalmajor Rudolf Striedinger fungiert hier als Chief Operating Officer.

"Wir haben bereits im internationalen Vergleich gesehen, dass beim Krisenmanagement voll auf das Militär gesetzt wird. Nehmen wir zum Beispiel Portugal, hier hat sich gezeigt, dass sich der Einsatz eines Militärs als Krisenmanager bewährt hat. Aber auch Italien und Deutschland greifen auf die Expertisen ihrer Offiziere zurück. Diese Entscheidung ist für mich eine richtige", sagt die Ministerin. "Generalmajor Striedinger ist einer meiner besten Offiziere, ich habe ihn in seiner Arbeit als Stabschef erleben dürfen." Sie sei sich sicher, dass er den Job und diese Herausforderung hervorragend meistern werde, so Tanner.

Heeresintern wird immer wieder Kritik daran laut, dass wegen der ständigen Corona-Einsätze militärische Fähigkeiten verloren gehen, weil dafür keine Zeit mehr übrig bleibt. Tanner stellt das in Abrede: "Zu einem Verlust militärischer Fähigkeiten, dazu wird es mit Sicherheit nicht kommen. Unsere Experten und zuständigen Offiziere, die diese Einsätze im Verteidigungsressort und in und mit den Bundesländern koordinieren, haben ihre Kapazitäten schon im Blick. Was man hier aber schon sagen muss ist, dass die zusätzliche Bewältigung der Einsätze in der Corona-Pandemie für unsere Soldatinnen und Soldaten sehr herausfordernd ist. Wir werden nichtsdestotrotz dort helfen, wo wir können, aber gleichzeitig unsere Kernaufgabe, die militärische Landesverteidigung nicht aus den Augen verlieren."

Neben den Corona-Einsätzen war das Bundesheer auch an der Grenze tätig, dabei wurden 10.042 Fremde und 49 Schlepper aufgegriffen und der Polizei übergeben. Beim Waldbrand im Schneebergmassiv wurden zwischen 25. Oktober und 6. November durch die Luftstreitkräfte über vier Millionen Liter Löschwasser abgeworfen. Dafür waren 2.400 Landungen notwendig. 275 Flugstunden wurde geflogen und dabei 135 Windeneinsätze durchgeführt.

Insgesamt wurden 2021 über 14.000 Flugstunden durch die Luftstreitkräfte geleistet. Darin enthalten sind auch 14 Evakuierungen aufgrund medizinischer Notfälle im Auslandseinsatz und die Flüge mit der C-130 "Hercules" zur Versorgung der Auslandskontingente. Ministerin Tanner verrät, dass die zuständigen Experten in ihrem Ministerium bezüglich der künftigen Aufstellung der Luftraumüberwachung bereits Gespräche zu nationalen Rüstungsdirektoren gesucht haben. Kampfflugzeuge wie die Eurofighter könne man ja nicht einfach im nächsten Geschäft kaufen, "da braucht es viel Geduld, Knowhow und eben eine intensive Prüfungsphase".

Wichtig in dieser Debatte sei es, den Beschaffungsprozess, bei dem in der Vergangenheit viel falsch gelaufen sei, von den Geräten deutlich zu trennen. Denn die Eurofighter seien leistungsstarke Systeme. Die Fehler in der Beschaffung gelte es aber aus der Welt zu schaffen. "Es werden in jedem Fall Maßnahmen gesetzt, um die aktive Luftraumüberwachung ohne Unterbrechung weiterhin zu gewährleisten. Bis zum Jahr 2035 können wir unsere Systeme nutzen, ab da gilt es alternative Flugzeuge für die Luftraumüberwachung zu finden. Und hier arbeitet mein Ressort mit Hochdruck daran", so Tanner.

Weitere wichtige Projekte 2021 sind laut Tanner die Ausrollung der neuen Uniformen, Beschaffungen wie beispielsweise Bergefahrzeuge, Tiefladeanhänger, Funksysteme, Tactical Communication Network und Gerät für die Miliz sowie Investitionen in die Infrastruktur. Das betrifft unter anderem den Neubau des Stellungshauses in Wien-Stammersdorf, die Neuerrichtung eines Unterkunftsgebäudes in der Kaserne in Feldbach oder auch den Neubau der Küche in der Salzburger Schwarzenberg-Kaserne.

Tanner kündigt an, dass sie weiterhin für ein Budget kämpfen werde, welches die notwendigen Investitionen ermögliche. "Ich habe mich seit Beginn meiner Amtszeit für mehr Verteidigungsbudget eingesetzt und das werde ich auch weiter tun. Zum dritten Mal in Folge konnte das Verteidigungsbudget erhöht werden und diesen Kurs werde ich auch weiterfahren. Die Menschen sehen, was das Bundesheer leistet und Sicherheit gibt es nun mal nicht zum Nulltarif. Über Jahre hat man dem Heer nicht den entsprechenden Stellenwert budgetär eingeräumt, den es verdient hat."

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Beginn der Pandemie waren es sogar 741.000 Personentage.
  • Daneben gab es noch zahlreiche weitere Einsätze, etwa beim Waldbrand im Schneebergmassiv.
  • Unsere Experten und zuständigen Offiziere, die diese Einsätze im Verteidigungsressort und in und mit den Bundesländern koordinieren, haben ihre Kapazitäten schon im Blick.
  • Die Menschen sehen, was das Bundesheer leistet und Sicherheit gibt es nun mal nicht zum Nulltarif.