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Israel und Hamas dämpfen Hoffnungen auf baldige Einigung

Bei den Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Hamas-Geiseln ist offenbar kein Durchbruch in Sicht.

"Wir sehen noch keine Einigung am Horizont", zitierte das israelische Nachrichtenportal Ynet am Montag einen israelischen Regierungsvertreter.

Auch ein Vertreter der radikalislamischen Hamas wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP angebliche "Fortschritte" zurück. UNO-Vertreter riefen inzwischen zur "Deeskalation" im Libanon auf. 

Die Distanz zwischen den Positionen auf beiden Seiten sei "immer noch groß", sagte der israelische Regierungsvertreter.

"Es gibt ein Potenzial"

Laut einem weiteren hochrangigen Regierungsbeamten gibt es jedoch bei den Verhandlungen noch Spielraum. "Wir müssen geduldig sein. Es gibt ein Potenzial, aber wir sind noch nicht da", sagte er.

Auch die Hamas dämpfte den vom Vermittler Ägypten zuvor geäußerten vorsichtigen Optimismus hinsichtlich einer möglichen Einigung. Die Hamas könne "bislang nicht von konkreten Fortschritten sprechen", sagte ein Hamas-Funktionär zur AFP.

Ihm zufolge betreffen die Differenzen vor allem die von der islamistischen Palästinenserorganisation verlangte Rückkehr von Binnenflüchtlingen in die Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets. Bei der jüngsten Gesprächsrunde in Kairo waren auch Delegationen aus Israel, Katar und den USA beteiligt.

Zuvor hatte der staatsnahe ägyptische Nachrichtensender Al-Kahera News berichtet, die Gespräche seien vorangekommen. Sämtliche Beteiligten hätten sich auf grundsätzliche Punkte geeinigt, hieß es in dem Bericht. Dabei seien "bedeutende Fortschritte" erzielt worden, meldete Al-Kahera News am Montag unter Berufung auf einen ranghohen Vertreter Ägyptens.

Demnach verließen die Delegationen Katars und der Hamas die ägyptische Hauptstadt. Sie würden "innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um die Bedingungen des Abkommens zu finalisieren", berichtete Al-Kahera News. Die Delegationen der USA und Israels reisen nach Informationen des Senders ebenfalls "in den nächsten Stunden" aus Kairo ab. Die Beratungen sollen innerhalb der nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hieß es in dem Bericht weiter.

Aus ägyptischen Sicherheitskreisen hieß es, dass "leichte Fortschritte" erzielt worden seien. Eine weitere Verhandlungsrunde wird demnach stattfinden, nachdem sich die einzelnen Parteien mit ihren Anführern zu den bisherigen Ergebnissen besprochen haben. Es bestehe die Erwartung, dass es bald zu einer Einigung komme "übereinstimmend mit dem Beginn des Eid al-Fitr". Das Fest zum Ende des Ramadans beginnt voraussichtlich am Mittwoch.

Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid sagte dem israelischen Rundfunk am Montag, ein Deal liege auf dem Tisch und er müsse vereinbart werden. "Wir müssen Druck auf diese (israelische) Regierung ausüben, den Deal abzuschließen", sagte er. "Es wird ein Deal sein, den wir nicht mögen, aber wir müssen ihn machen, weil wir sie nach Hause bringen müssen." Lapid hält sich gegenwärtig zu Gesprächen in den USA auf.

"Israel zu einer Einigung bereit"

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte am Sonntag, dass "Israel zu einer Einigung bereit ist". Zugleich machte er aber deutlich, dass es ohne die Rückkehr der Geiseln "keinen Waffenstillstand" geben werde. Netanyahu wird von der US-Regierung, dem wichtigsten Verbündeten Israels, zunehmend unter Druck gesetzt, den Krieg zu beenden und die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern.

Die Hamas hatte den Krieg am 7. Oktober mit ihrem brutalen Überfall auf Israel ausgelöst. Israel und die Hamas reden nicht direkt miteinander, die USA, Katar und Ägypten treten als Vermittler auf.

Video: Israel zieht Truppen aus dem südlichen Gazastreifen ab

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Hamas-Vertreter widerspricht Berichten über Fortschritte bei den Waffenruhe-Verhandlungen in Kairo.
  • Auch ein israelischer Regierungsvertreter sieht noch keine Einigung am Horizont".