Islamismus an Schulen: "Interpretation der Religion das Problem"

Sorgt der Islamismus an Österreichs Schulen für Probleme? Wie kann man die Schule zu einem geschützten Ort machen? Wiener Schuldirektor und ÖVP-Floridsdorf-Bildungssprecher Christian Klar und Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör haben bei "Beide Seiten" diskutiert.

Schüler, die den Schuldirektor abstechen wollen, die Gebetsräume in der Schule fordern und die Mädchen, die kein Kopftuch tragen, als Huren bezeichnen. So beschreibt Christian Klar seinen Arbeitsalltag. Er ist Schuldirektor einer Mittelschule im 21. Wiener Gemeindebezirk und ÖVP-Floridsdorf-Bildungssprecher.

"Natürlich sind diese Geschichten über einen langen Zeitraum und es gibt auch ganz normale Schule", relativiert der Schuldirektor bei "Beide Seiten – Nachgefragt".

"Systemsprenger"

Es gebe an Schulen wie seiner ganz unterschiedliche Probleme, nicht nur den Islamismus, betont Klar.

"Es gibt auch Systemsprenger, ganz egal wo sie herkommen, die während der Stunde über den Tisch springen und jemanden schlagen, beim Fenster rausspringen wollen, verrückte Dinge machen und wo einfach normaler Unterricht und Lernen in einer schönen Umgebung nicht mehr möglich ist", erzählt Klar.

Es müsse möglich sein, dass Mütter und Väter ihr Kind in der Schule abgeben und vertrauen können, dass ihr Kind sicher ist und sich wohl fühlt. "Und solche Systemsprenger sprengen das und verhindern das."

"Kultur ein großes Problem"

"Die Kultur, und die ist eine Kultur, die aus dem Islamischen kommt", sei jedoch schon "ein großes Problem", so Klar.

In Österreich gebe es eine "liberale und offene" Gesellschaft. "Da passen viele Haltungen und Einstellungen meiner Schüler, ihrer Eltern, ihrer Communities nicht dazu", meint der Schuldirektor.

 "Auslegung der Religion das Problem"

Man müsse auf die Probleme hinweisen, betont auch Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör. Man dürfe jedoch nicht ein zu dystopisches Bild zeichnen – das würde nichts lösen. Vielmehr müsse man realistisch sagen, was funktioniert und was funktioniert nicht.

Tatsache sei, dass man sehen muss, so Güngör, "dass nicht die Religion das Problem ist, sondern eine bestimmte Interpretation dieser Religion". "Nämlich die Auslegung einer Überlegenheitsvorstellung", nach dem Motto: "Unsere Religion ist die einzige wahre Religion und alle anderen sind weniger wert. Unsere Religion ist die, die man strikt befolgen muss und wenn du das nicht tust, dann bist du ungläubig oder in dem Fall kein ehrbares Mädchen".

Dominanz- und Überlegenheitsvorstellungen

In der muslimischen Bevölkerung gebe es eine höhere Religiosität und damit bestimmte archaische Bilder, was die Lebensführung angeht.

Sei aber eine hohe Religiosität mit Dominanzvorstellungen und Überlegenheitsvorstellungen gepaart, "dann haben sie permanent Abwertungen. Und diese Strömung haben wir unter den Muslimen stärker – und das ist das, was sich auch an den Schulen zeigt", so Güngör.

Auch der Integrationsexperte betont, dass es wichtig sei, "dass wir es hinbekommen müssen, dass die Schule ein sehr geschützter Ort für die Schülerinnen und Schüler ist, wo sie auch mit ihren Bildungsbiografien weiterkommen".

ribbon Zusammenfassung
  • Sorgt der Islamismus an Österreichs Schulen für Probleme? Wie kann man die Schule zu einem geschützten Ort machen?
  • Wiener Schuldirektor und ÖVP-Floridsdorf-Bildungssprecher Christian Klar und Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör haben bei "Beide Seiten" diskutiert.
  • Es gebe an Schulen wie seiner ganz unterschiedliche Probleme, nicht nur den Islamismus, betont Klar. "Die Kultur, und die ist eine Kultur, die aus dem Islamischen kommt", sei jedoch schon "ein großes Problem".
  • Tatsache sei, dass man sehen muss, so Integrationsexperte Kenan Güngör, "dass nicht die Religion das Problem ist, sondern eine bestimmte Interpretation dieser Religion".
  • In der muslimischen Bevölkerung gebe es eine höhere Religiosität und damit bestimmte archaische Bilder, was die Lebensführung angeht.
  • Sei aber eine hohe Religiosität mit Dominanzvorstellungen und Überlegenheitsvorstellungen gepaart, "dann haben sie permanent Abwertungen. Und das zeige sich auch an den Schulen."