APA/APA/dpa/Uwe Anspach

Grüne für Kindergartenausbau statt Großelternkarenz

Angesichts des neuerlichen Werbens der ÖVP für eine Großelternkarenz gehen die Grünen in die Offensive. Sie fordern stattdessen einen verpflichtenden Kinderbetreuungsausbauplan für Länder und Gemeinden. Regeln wollen sie das in einer 15a-Vereinbarung. Bei Nichteinhaltung soll es Sanktionen für die Länder geben. Auch eine generelle Kompetenzverlagerung an den Bund schließen die Grünen nicht aus, wie Familiensprecherin Barbara Neßler der APA erklärte.

Derzeit seien die Familien die Leidtragenden, wenn sich Gemeinden und Länder bei Ausbau verweigerten, sagte Neßler: "Ich höre seit Jahrzehnten, dass die Kinderbetreuung ausgebaut werden soll, aber wir kommen nicht vom Fleck." Dadurch sei genau das nicht möglich, was die ÖVP immer predige, wofür sie aber kaum Engagement zeige, nämlich Wahlfreiheit. Gebe es keine adäquaten Angebote, bleibe den Frauen nichts anderes übrig, als zu Hause zu bleiben. Und das habe dann nichts mit Freiwilligkeit zu tun.

Vom Kinderbetreuungsausbau profitierten alle, betonte die Grüne, "nicht nur die Oma". Denn: "Jede Familie, jede Frau, jeder Elternteil hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten wollen." Die Grünen halten daher auch an ihrer Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr fest. Derzeit sei die ÖVP mit Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) für das Thema zuständig. Doch auch für die nächste Bundesregierung werde dies eine der wichtigsten Aufgaben sein, betonte Neßler.

Bei der ÖVP zeigte man sich irritiert. "Der Ausbau der Kinderbetreuung und die Pläne für die Einführung einer Großelternkarenz als freiwillige zusätzliche Möglichkeit stehen nicht im Widerspruch zueinander. Zudem investiert die Bundesregierung bereits 4,5 Milliarden Euro in ein Mehr an Kinderbetreuungsplätzen - das sollte auch den Grünen bzw. Kollegin Neßler bekannt sein", hielt ÖVP-Abgeordnete Bettina Zopf in einer Aussendung fest. Der Ausbau der Kinderbetreuung sorge für echte Wahlfreiheit und für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Großelternkarenz als Ergänzung würde diese Effekte noch verstärken.

Bei der SPÖ reagierte man "mit Staunen aber auch mit einem gewissen Schmunzeln". Die SPÖ und der sozialdemokratische GemeindevertreterInnenverband hätten bereits vor Jahren einen Fünf-Stufen-Plan zum Ausbau der Kinderbetreuung und einen Rechtsanspruch auf einen kostenfreien Kinderbetreuungsplatz vorgelegt, so Kommunalsprecher Andreas Kollross in einer Aussendung, die er mit "am Abend werden die Faulen fleißig" übertitelte. Die Bundesregierung hungere seit Jahren Städte und Gemeinden aus. Ihnen die Verantwortung zuzuschieben, stelle eine Verhöhnung dar.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Grünen fordern einen verpflichtenden Kinderbetreuungsausbauplan für Länder und Gemeinden und möchten dies in einer 15a-Vereinbarung regeln, bei deren Nichteinhaltung Sanktionen folgen sollen.
  • Die ÖVP betont, dass der Ausbau der Kinderbetreuung und die Großelternkarenz nicht im Widerspruch stehen und investiert 4,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung.
  • Die SPÖ verweist auf ihren eigenen Fünf-Stufen-Plan zum Ausbau der Kinderbetreuung und kritisiert die Regierung dafür, Städte und Gemeinden auszuhungern.