"Freunderlwirtschaft" - Kritik an NEOS-Beratervertrag für Strolz
Strolz solle die Stadt bei der Einrichtung eines "Zentrums für Bildungsinnovation" unterstützen. Für seine Beratertätigkeit bekommt er für die kommenden sechs Monate bis zu 30.000 Euro, bestätigt Wiederkehrs Büro entsprechende Medienberichte. Die Wiener FPÖ und ÖVP orten "Freunderlwirtschaft".
FPÖ will Strolz' Kompetenzen hinterfragen
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp kündigte eine Anfrage an Wiederkehr zum Beratervertrag an. Neben dem Leistungsumfang interessiert er sich für dessen Ausschreibung, Strolz' Kompetenzen und den konkreten Nutzen des Projekts.
Für ihn ist Strolz' Beauftragung ein "typischer Fall von Freunderlwirtschaft", sagte er in einer Aussendung. "Damit bestätigt sich einmal mehr die pinke Heuchelei. Denn offensichtlich ist es für das monatliche Einkommen nicht ausreichend, sich in Indien zugedröhnt irgendwelchen schrägen Musikprojekten zu widmen", so Nepp in Anspielung auf Strolz' jüngste Projekte als Techno-Jodler.
ÖVP: NEOS habe "Ideale bereits über Bord geworfen"
Auch die Wiener ÖVP hat eine Dringliche Anfrage zu Strolz' Bestellung angekündigt. "Einen Parteikollegen und Mitgründer der NEOS mit einem hoch dotierten Beraterposten zu versorgen, zeigt deutlich, wie sehr die NEOS ihre Ideale bereits über Bord geworfen haben", kritisierte Klubobmann Markus Wölbitsch.
Wiederkehr solle lieber "endlich die Probleme in seinen Ressorts anpacken", forderte Wiens Landesparteichef Karl Mahrer stattdessen Maßnahmen etwa zur Verbesserung der Deutschkenntnisse von Schülerinnen und Schülern.
Strolz sei "ein ausgewiesener Bildungsexperte"
Im Büro des Bildungsstadtrats kann man die Kritik an der Optik von Strolz' Engagement nicht nachvollziehen, wie gegenüber der APA betont wurde. Wiederkehr habe schließlich "unmittelbar und völlig transparent" dargelegt, wofür Strolz - "ein ausgewiesener Bildungsexperte, der nach dem Ausscheiden aus seiner aktiven Rolle in der Politik intensiv im Bildungsbereich gearbeitet hat" - engagiert wird und was seine Agentur für die geplanten Projekte zur Bildungsinnovation bekommt. "Es wird auch im Sinne der Opposition sein, dass in der Bildung ein wesentlicher Schritt nach vorne gelingt."
120.000 Euro für Bildungsministeriums-Projekt
Der ausgebildete Unternehmensberater und Organisationsentwickler Strolz wird übrigens nicht zum ersten Mal von der öffentlichen Hand als Berater in Bildungsfragen herangezogen.
Vom Bildungsministerium wurde der NEOS-Gründer zwischen Jänner und Oktober 2021 unter dem damaligen Minister Heinz Faßmann (ÖVP) mit "Strategiebegleitung und Kommunikationskonzept beim Pädagogikpaket" sowie dazugehöriger Konzeption und Begleitung einer Stakeholder-Tour beauftragt.
Kostenpunkt insgesamt: über 120.000 Euro. Bildung war auch von Beginn an ein Schwerpunktthema der NEOS unter Strolz. Seit 2019 sitzt er im Beirat der MEGA Bildungsstiftung. Außerdem sei er "in Bildungsbranche international ausgesprochen gut vernetzt", wie im Büro Wiederkehr betont wurde.
Zusammenfassung
- Die Wiener FPÖ und ÖVP kritisieren den Beratervertrag von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) für Ex-NEOS-Chef Matthias Strolz.
- Sie orten "Freunderlwirtschaft".