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Frauentag: Vielerorts Protestmärsche in Lateinamerika

07. März 2025 · Lesedauer 4 min

Am 8. März, dem internationalen Frauentag, werden die Frauen Lateinamerikas wieder ihre Stärke demonstrieren. Meist in lila und grün gehüllt, fluten sie an diesem Tag fast schon traditionell die Straßen. In den meisten Großstädten sind Protestmärsche und politische Diskussionsrunden angekündigt. Besonders Mexiko und Argentinien gelten als "feministische Hochburgen".

Feministische Kämpfe haben in den vergangenen Jahren in Lateinamerika bedeutende Fortschritte erzielt: Es wurden gelockerte Abtreibungsgesetze eingeführt, die politische Teilhabe von Frauen gestärkt und gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert. In Mexiko und Peru haben zwei Länder der Region eine Frau als Regierungschefin, und in Kolumbien ist seit 2022 eine afro-kolumbianische Vizepräsidentin im Amt - das wäre vor einem Jahrzehnt noch undenkbar gewesen.

Mädchen steigen zunehmend in der Bildung auf, und Frauen haben sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen und Berufen Plätze erkämpft. Dennoch bleibt die Lage von Frauen in Lateinamerika von tief verwurzelten patriarchalischen Strukturen geprägt: Männer halten noch immer weitestgehend die politischen und wirtschaftlichen Zügel in der Hand. Trotz fortschreitender politischer Teilhabe und rechtlicher Errungenschaften kämpfen Frauen in der Region weiterhin gegen Gewalt und Diskriminierung.

Die Gewalt gegen Frauen hat weltweit zugenommen, in Lateinamerika ist die Situation besonders besorgniserregend. Zwischen Jänner 2021 und 2024 wurden in der Region 11.640 Femizide registriert, wobei Länder wie Mexiko, Honduras, Guatemala, El Salvador und Argentinien besonders hohe Zahlen aufweisen.

Quena Ribadeneira, Stadträtin in der Hauptstadt Kolumbiens, wies darauf hin, dass der bewaffnete Konflikt in Kolumbien strukturelle Gewalt gegen Frauen verstärkt habe. Allein 2024 gab es laut der kolumbianischen Ombudsstelle mindestens 745 Morde an Frauen wegen ihres Geschlechts. Sie erklärte, dass sie sich für den Schutz von Frauen im öffentlichen Raum einsetze - insbesondere für jene, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen, hauptsächlich um Care-Arbeit zu leisten. Ribadeneira betonte, dass Frauen, die sich frei bewegen können, mehr Zugang zu beruflichen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereichen haben.

Aus diesem Grund werde sie am 8. März eine "interaktive Stadtkarte" vorstellen, die die gefährlichsten Orte für Fußgängerinnen und Radfahrerinnen in Bogotá aufzeigt und die Gewaltstatistiken sichtbar macht. Mit diesem Projekt wolle sie den Frauen der Stadt zeigen, dass sie nicht nur fordern, sondern auch handeln können.

Afro-kolumbianische Aktivistin beklagt Rassismus

Sandra Aguilar, eine afro-kolumbianische Aktivistin aus dem Dorf Santander de Quilichao, berichtete in einem Interview von ihren Erfahrungen als junge schwarze Frau im öffentlichen Raum. Sie wurde häufig von Männern aufgefordert, zu schweigen, da man ihr unterstellte, nicht zu wissen, wovon sie spreche. Aguilar erklärte, dass sich diese Männer bedroht fühlten, weil sie jung und zudem eine schwarze Frau sei. Sie betonte, dass das "Erwachen der Frauen" in ihrem Land erst vor einigen Jahren begonnen habe. So habe sich bei der Volksabstimmung über das Friedensabkommen zwischen der FARC-Guerilla und der kolumbianischen Regierung im Jahr 2016 eine knappe Mehrheit gegen den Vertrag ausgesprochen, weil dieser einen "Gender-Fokus" beinhaltete.

Lockerung von Abtreibungsgesetzen in einigen Staaten

Die Unsicherheiten vieler Frauen bei der Übernahme politischer Ämter sind nach wie vor ein wesentlicher Grund, warum sie sich gegen eine Kandidatur entscheiden. Dennoch sieht Aguilar, dass Frauenorganisationen zunehmend das Selbstbewusstsein stärken und Frauen ermutigen, "plötzlich in der Öffentlichkeit zu reden". Ihr eigenes Engagement für feministische Themen zeigt, wie sich das gesellschaftliche Klima verändert. Trotz der Herausforderungen erkennt sie eine wachsende Unterstützung für Frauen in der Politik und im Aktivismus.

Feministische Bewegungen in der Region haben in den vergangenen Jahren wichtige Erfolge erzielt, wie die Lockerung von Abtreibungsgesetzen und die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen. So hat Kolumbien 2022 eines der fortschrittlichsten Abtreibungsgesetze in der Region eingeführt: Das Land erlaubt den Schwangerschaftsabbruch bis zur 24. Woche. In Mexiko hat der Oberste Gerichtshof die Abtreibung landesweit entkriminalisiert. Dennoch bleibt das Recht auf Abtreibung in vielen Ländern stark eingeschränkt. In wenigen Ländern wie Argentinien, Kuba und Uruguay ist der Abbruch unter bestimmten Voraussetzungen legal. In Ecuador etwa ist die Abtreibung nur im Fall einer Vergewaltigung bis zur 12. Woche erlaubt.

Der "Machismo", ein tief verwurzeltes gesellschaftliches Phänomen, beeinflusst nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch politische und wirtschaftliche Strukturen, was die Diskriminierung von Frauen weiter verstärkt. Dennoch haben feministische Bewegungen auch in anderen Bereichen Fortschritte erzielt, etwa bei der Anerkennung von verschiedenen Geschlechtsidentitäten und der Stärkung der Rechte von LGBTI+-Personen.

(Von Sara Meyer/APA in Bogotá)

Zusammenfassung
  • Am 8. März werden in Lateinamerika Protestmärsche zum internationalen Frauentag abgehalten, insbesondere in Mexiko und Argentinien als feministische Hochburgen.
  • Zwischen 2021 und 2024 wurden in der Region 11.640 Femizide registriert, mit besonders hohen Zahlen in Mexiko und Argentinien.
  • Kolumbien hat 2022 ein fortschrittliches Abtreibungsgesetz eingeführt, das Schwangerschaftsabbrüche bis zur 24. Woche erlaubt.
  • Quena Ribadeneira aus Kolumbien plant die Einführung einer interaktiven Stadtkarte, um gefährliche Orte für Frauen sichtbar zu machen.
  • Sandra Aguilar berichtet von Rassismus und dem Kampf für Frauenrechte, während der Machismo weiterhin die Diskriminierung verstärkt.