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Expertin warnt vor budgetärer Einmalaktion für Kindergärten

Der Bund hat für die Kindergärten zuletzt deutlich mehr Geld in die Hand genommen, bis 2030 sollen über eine 15a-Vereinbarung und den "Zukunftsfonds" im Finanzausgleich 4,5 Mrd. Euro fließen. Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementarer Bildung Österreichs (NEBÖ) warnt dennoch vor einer "Einmalaktion". "Hier wird mit Zahlen jongliert und suggeriert: Wir tun eh etwas. Aber vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen 30 Jahren kaum investiert wurde, wird das zu wenig sein."

Die Summen - jährlich 200 Mio. Euro aus der Bund-Länder-Vereinbarung sowie 500 Mio. aus dem "Zukunftsfonds" des Finanzausgleichs - würden sich auch sehr schnell relativieren, wenn man etwa bedenke, dass aktuell allein in Wien 1.300 Elementarpädagoginnen und -pädagogen fehlen, betonte Taslimi im Gespräch mit der APA.

Die Regierungen hätten bei den Kindergärten 30 Jahre lang weggeschaut und eine Nivellierung nach unten betrieben, kritisierte Taslimi. Es sei gesagt worden, dass ohnehin jede Frau Elementarpädagogik beherrsche und die Gruppenführung auch durch Personal ohne Ausbildung erlaubt worden. Das Ergebnis sei, dass das System "vor dem Zusammenbruch" stehe: Die Nicht-Ausgebildeten seien den Anforderungen nicht gewachsen und die Ausgebildeten gingen nicht mehr ins Berufsfeld, weil sie das Gefühl hätten, dass ihre Ausbildung ohnehin nicht geschätzt werde. Als Maßnahme gegen den Personalmangel seien zwar viele neue Ausbildungswege geschaffen worden. "Aber wenn die Arbeitsplätze nicht attraktiver gemacht werden, wird das alles nichts nutzen - denn der Mangel an Fachpersonal ist jetzt wirklich unser größtes Problem."

Taslimi sieht allerdings auch Bewegung in die richtige Richtung. Positiv hob sie etwa hervor, dass das Bildungsministerium mit der Kampagne "Klasse Job" nun auch für die Elementarpädagogik werbe. Der in Zusammenhang mit dem "Zukunftsfonds" angekündigte neue Kinderbetreuungs-Monitor, über den ab Herbst 2024 Daten etwa zu Besuchsquoten, Betreuungsangebot, aber auch Personalausstattung auf Bundesländerebene abrufbar sein sollen, bringe mehr dringend benötigte Transparenz. Und auch die Länder, die abseits der Ausbildung der Pädagoginnen für die Kindergärten verantwortlich sind, würden zunehmend Maßnahmen setzen - etwa eine schrittweise Verkleinerung der Gruppengröße oder bessere Entlohnung. "Das ist ein Anfang und das ist absolut zu würdigen. Aber es muss klar sein, dass das keine Einmalaktion sein darf. Es muss der Regierung und auch den Ländern bewusst sein, dass sie dranbleiben und auch regelmäßig liefern müssen, was getan wird, um das Berufsfeld Elementarpädagogik zu verbessern."

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  • Der Bund hat für die Kindergärten zuletzt deutlich mehr Geld in die Hand genommen, bis 2030 sollen über eine 15a-Vereinbarung und den "Zukunftsfonds" im Finanzausgleich 4,5 Mrd. Euro fließen. Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementarer Bildung Österreichs (NEBÖ) warnt dennoch vor einer "Einmalaktion". "Hier wird mit Zahlen jongliert und suggeriert: Wir tun eh etwas. Aber vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen 30 Jahren kaum investiert wurde, wird das zu wenig sein."