Ex-Ortsvorsteher in Syrien öffentlich hingerichtet
Augenzeugen berichteten nach dpa-Informationen, die Hinrichtung sei von zivil gekleideten Männern ausgeführt worden. Hinweise darauf, dass der Exekution ein juristisches Verfahren vorausgegangen wäre, gab es in dem Bericht keine. Dem Mann wurde demnach vorgeworfen, junge Männer zur Zeit des Assad-Regimes unter Angabe falscher Vorwürfe denunziert zu haben. Das habe zu Festnahmen, Folter und sogar dem Tod von Betroffenen geführt.
Ein Foto auf der Webseite der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zeigt die Leiche eines etwa 50-jährigen Mannes, die von Kindern umringt wird. Der zusammengesackte Körper ist an einen Baum gebunden und hat einen Knebel im Mund. Auf der Stirn ist eine deutliche Wunde zu erkennen. Brust, Bauch und Schoß sind blutüberströmt. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz an Informanten in Syrien. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Vertreter der USA, Deutschlands und Frankreichs haben unterdessen Insidern zufolge die neuen syrischen Machthaber davor gewarnt, hohe Militärposten mit ausländischen Dschihadisten zu besetzen. Dies stelle ein Sicherheitsrisiko dar und sei schlecht für das Image der neuen Regierung, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Warnung sei am Mittwoch vom US-Gesandten Daniel Rubinstein an Syriens faktischen Machthaber Ahmed al-Sharaa übertragen worden.
Auch Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Kollege Jean-Noel Barrot hätten das Thema bei einem Treffen am 3. Jänner angesprochen, sagte einer der Insider. Stellungnahmen der deutschen Bundesregierung und von syrischer Seite lagen zunächst nicht vor. Die USA erklärten, man stehe in ständigem Dialog mit den neuen Behörden in Damaskus.
Von fast 50 waren mindestens sechs ausländische Kämpfer, unter ihnen Uiguren aus China und Zentralasien, ein türkischer Staatsbürger, ein Ägypter und ein Jordanier. Drei von ihnen erhielten einem syrischen Militärvertreter zufolge den Rang eines Brigadegenerals und mindestens drei weitere den eines Obersts.
Die islamistische Miliz HTS hatte die Offensive angeführt, die am 8. Dezember Präsident Bashar al-Assad stürzte. Seitdem hat sie unter anderem eine neue Regierung eingesetzt und mit einer Neuaufstellung der Armee begonnen. Die Milizen haben Hunderte ausländische Kämpfer in ihren Reihen, viele von ihnen Anhänger einer strengen Auslegung des Islam.
Diese werden in anderen Staaten als Gefahr gesehen: Befürchtet wird, dass einige von ihnen ihre Erfahrungen für Anschläge in ihren Heimatländern nutzen könnten. Vertreter der neuen syrischen Regierung haben dagegen erklärt, diese Kämpfer hätten Opfer gebracht und würden einen Platz in Syrien erhalten. Ihnen könnte die Staatsbürgerschaft verliehen werden.
Zusammenfassung
- Ein ehemaliger Ortsvorsteher in Damaskus wurde im Vorort Dummar von Mitgliedern der HTS-Übergangsregierung öffentlich hingerichtet. Ihm wurde vorgeworfen, während des Assad-Regimes junge Männer zu Unrecht denunziert zu haben.
- Vertreter der USA, Deutschlands und Frankreichs warnten die neuen syrischen Machthaber davor, hohe Militärposten mit ausländischen Dschihadisten zu besetzen. Von fast 50 ernannten Kämpfern waren mindestens sechs Ausländer.
- Die islamistische Miliz HTS führte die Offensive an, die Präsident Assad am 8. Dezember stürzte. Es besteht die Sorge, dass ausländische Kämpfer ihre Erfahrungen für Anschläge in ihren Heimatländern nutzen könnten.