Ex-Berater Trumps rechnet mit NATO-Austritt der USA
Bolton war 2018/19 in Trumps erster Amtszeit als US-Präsident dessen Sicherheitsberater. Schon damals habe er diesem einen NATO-Austritt "immer wieder ausreden" müssen, sagte er der "Zeit". "Als ich 2018 mit ihm beim NATO-Gipfel in Brüssel war, wäre das fast passiert. Kurz vor seiner Rede rief er mich an den Tisch, an dem alle Staats- und Regierungschefs saßen, und fragte mich: 'John, sollen wir es tun?'". Damit habe Trump einen NATO-Austritt gemeint. Damals habe er den Präsidenten gedrängt, dies nicht zu tun, "aber er hat es sich seitdem in den Kopf gesetzt".
Bolton warnt in diesem Zusammenhang davor, zu viel über den Aufbau eigener europäischer Verteidigungsstrukturen zu reden. Er bezog sich dabei auf Überlegungen des mutmaßlich nächsten deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz und anderer europäischer Politikerinnen und Politiker für mehr Unabhängigkeit im Bereich Verteidigung, weil sie den USA nicht mehr vertrauten. "Ich bin sehr besorgt, wenn ich höre, man müsste die Europäische Union zu einem neuen Militärbündnis machen", sagte dazu Bolton. "Das ist doch genau das, was Trump hören muss, um die Vereinigten Staaten da rauszuziehen." Die Europäer sollten daher vielmehr alles tun, um Trump keinen "Freibrief für den Austritt" aus der NATO zu geben.
Zusammenfassung
- Bolton musste Trump während seiner Amtszeit mehrfach davon abhalten, die NATO zu verlassen. 2018 beim NATO-Gipfel in Brüssel stand ein Austritt der USA kurz bevor, wurde aber von Bolton verhindert.
- Europäische Pläne für mehr Unabhängigkeit in der Verteidigung könnten Trump dazu ermutigen, die NATO zu verlassen, warnt Bolton. Er rät Europa, Trump keinen Anlass für einen Austritt zu geben.