Erster Prozess vor Kosovo-Tribunal begonnen
Der Angeklagte war im vergangenen Jahr in Prishtina festgenommen worden. Er soll einen internen Geheimdienst der kosovo-albanischen Miliz geleitet haben. In einem Straflager bei Prishtina sollen er und seine Untergebenen im April 1999 mindestens sechs Zivilisten grausam gefoltert haben, einer der Männer sei ermordet worden. Die Opfer waren nach Angaben der Anklage alle Kosovo-Albaner, die von der UCK als "Kollaborateure" angesehen worden waren.
16 Zeugen, darunter einige Opfer, würden in den kommenden Wochen aussagen, kündigte Chefankläger Jack Smith an. "Die Opfer warten seit mehr als zwei Jahrzehnten, um endlich angehört zu werden." Wann ein Urteil gefällt wird, ist noch nicht abzusehen.
Während des Kosovo-Krieges von 1998/99 hatte die UCK gegen serbische Truppen gekämpft, um die Unabhängigkeit des vorwiegend von Albanern bewohnten Kosovos von Serbien zu erlangen. Das gelang schließlich mit Hilfe der NATO.
Das Sondergericht wurde auf internationalen Druck 2015 errichtet. Es ist Teil des Justizsystems des Kosovo, doch besetzt mit internationalen Richtern und Anklägern. Wegen großen Drucks auf Zeugen wurde das Gericht nach Den Haag verlegt. Es soll Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgen.
Die Anklage will u.a. auch den ehemaligen kosovarischen Staatspräsidenten Hashim Thaci strafrechtlich verfolgen. Er war im November 2020 zurückgetreten, um sich vor dem Sondertribunal zu verantworten.
Zusammenfassung
- Über 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg hat vor einem neuen Sondergericht in Den Haag der erste Strafprozess zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen begonnen.
- Der Ex-Kommandant der kosovo-albanischen Miliz Kosovo Befreiungsarmee (UCK), Salih Mustafa (49), steht seit Mittwoch als erster Angeklagter vor dem Gericht.
- Die Anklage beschuldigt ihn unter anderem der Folter und des Mordes von Gefangenen im April 1999.
- Mustafa beteuerte vor den Richtern seine Unschuld.