Erste Länder streichen zumindest Teile der Reifeprüfung
Die Unsicherheiten über die Öffnung der Schulen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass die ersten Länder in den vergangenen Tagen zumindest Teile der heurigen Reifeprüfungen gestrichen haben. Zuletzt hat mit Schleswig-Holstein das erste deutsche Bundesland angekündigt, heuer auf die schriftlichen und mündlichen Prüfungsteile zu verzichten.
Die Entscheidung zur Streichung haben naturgemäß Staaten getroffen, wo die Reifeprüfung bereits in diesen Tagen beginnen hätte sollen. Irland hat dabei eine besonders schülerfreundliche Regelung getroffen: Auf der grünen Insel hätten derzeit in Sprachfächern und Musik mündliche und praktische Teile der Reifeprüfung stattfinden sollen, die zu einem gewissen Prozentsatz zur Gesamtnote zählen. Die Schulbehörde hat kurzerhand beschlossen, allen Antretenden dafür die volle Punktezahl zuzuerkennen. Von der Entscheidung vorerst nicht berührt sind die anderen Reifeprüfungsteile, also die erst später anstehenden schriftlichen Prüfungen sowie Projektarbeiten.
Bemerkenswert offen hat die Behörde auch begründet, warum sie genau diese Option gewählt hat: Eine Verschiebung hätte die Schüler monatelang in der Luft hängen gelassen, eine Abhaltung der Prüfungen per Videokonferenz die Technik vermutlich überfordert. Die Reifeprüfung wiederum einzig auf Basis der schriftlichen Leistungen zu bewerten wäre unfair gewesen, weil die Schüler im Schnitt bei den mündlichen und praktischen Teilen wesentlich höher scoren.
Die Slowakei hat wiederum den Ende März geplanten schriftlichen Teil der Reifeprüfung gestrichen. So soll verhindert werden, dass mehrere Schüler in einem Raum zusammentreffen.
Nach einigem Hin und Her einigten sich die zuständigen Minister in Deutschland am Mittwoch darauf, dass die Schulabschlussprüfungen nach derzeitigem Stand alle stattfinden sollen. Über das weitere Vorgehen würden sich die Bundesländer eng in der Ministerkonferenz abstimmen. Zuvor hatte es geheißen, dass etwa in Schleswig-Holstein die heurigen Prüfungen abgesagt seien.
Österreich hat derzeit die Zentralmatura um mindestens zwei Wochen auf frühestens Mitte Mai verschoben, die mündliche Prüfungen sollen daran anschließend stattfinden. Verzichtet wird dagegen außer im Fall einer drohenden negativen Note auf die Präsentationen der vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) bzw. der Diplomarbeiten.
Die SPÖ-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) spricht sich unterdessen dafür aus, auch hierzulande auf die Maturaprüfungen grundsätzlich zu verzichten. Beurteilt werden könnte auf Basis der bisherigen Leistungen in der Abschlussklasse. Wer sich verbessern wolle, solle die Möglichkeit zum freiwilligen Maturaantritt haben.
Dem widersprach Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike. Sie besteht auf der Abhaltung der Matura in diesem Schuljahr. "Denn wir wollen nicht der Jahrgang sein, dem vorgehalten wird, die Matura geschenkt bekommen zu haben", so Uzodike. Allerdings müsse die geplante Vorbereitungszeit von zwei auf mindestens drei Wochen verlängert und der Themenpool bei der mündlichen Prüfung verkleinert werden.
Sollten die Schulen allgemein nicht mehr geöffnet werden, sollten die Maturaklassen die Möglichkeit bekommen, sich an den Schulen vorzubereiten und mit den Lehrern direkt zu kommunizieren, betonte der Obmann der VP-nahen Schülerunion, Sebastian Stark.
Offiziell noch nicht abgesagt ist die mit der österreichischen Zentralmatura vergleichbare, Mitte Juni geplante Maturita im vom Coronavirus besonders hart getroffenen Italien. Auch Frankreich hält am ebenfalls für Mitte Juni geplanten Bac fest.
Zusammenfassung
- Die Unsicherheiten über die Öffnung der Schulen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass die ersten Länder in den vergangenen Tagen zumindest Teile der heurigen Reifeprüfungen gestrichen haben.
- Zuletzt hat mit Schleswig-Holstein das erste deutsche Bundesland angekündigt, heuer auf die schriftlichen und mündlichen Prüfungsteile zu verzichten.
- Auch Frankreich hält am ebenfalls für Mitte Juni geplanten Bac fest.