Erdogan will Syrien beim Kampf gegen "Terrorismus" helfen
Explizit nannte Erdogan gegenüber dem neuen syrischen Machthabern die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie die kurdische Arbeiterpartei PKK, die nach Ansicht der Türkei Verbindungen zu den Kurdenmilizen im Nordosten Syriens unterhält. Die Türkei hat mehrere Militäreinsätze gegen die Kurdenmiliz YPG durchgeführt und hält dort mit Unterstützung von Milizen Gebiete nahe der syrisch-türkischen Grenze besetzt. Er habe mit al-Sharaa "Maßnahmen gegen die separatistische Terrororganisation und ihre Anhänger erörtert, die den Nordosten Syriens besetzt halten", sagte Erdogan.
Al-Sharaa sagte lediglich, dass er mit Erdogan über die Lage im Nordosten Syriens gesprochen habe. "Die Beziehungen zwischen Syrien und der Türkei sind historisch", erklärte al-Sharaa, der nach einem Besuch in Saudi-Arabien in der Türkei nun seine zweite offizielle Auslandsreise als Übergangspräsident machte. Erdogan lud er seinerseits zu einem Besuch nach Syrien ein.
Der Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Bashar al-Assad durch eine von Islamisten angeführte Rebellenallianz hat den Einfluss der Türkei in Syrien erheblich gesteigert.
Seit dem Sturz im Dezember liefern sich kurdische Milizen und von der Türkei unterstützte Kämpfer im Nordosten Syriens tödliche Gefechte, unter anderem an der strategisch wichtigen Tishrin-Talsperre. Teils gab es Berichte, dass Kämpfer der Übergangsregierung die Türkei-nahen Milizen dabei unterstützen würden. Ein Sprecher der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) wies dies als falsch zurück und sagte, dort seien aktuell keine Truppen der Übergangsregierung im Einsatz.
Türkei treibt Ausbau der Beziehungen voran
Obwohl die türkische Wirtschaft derzeit in einer Krise steckt, hat die Türkei Syrien Unterstützung angeboten. Die Türkei pflegt enge Beziehungen zu Syriens neuem, islamistischen Machthaber und eröffnete bereits kurze Zeit nach dem Sturz des langjährigen Herrschers Bashar al-Assad Anfang Dezember seine diplomatische Vertretung in Syrien wieder. Der türkische Außenminister Hakan Fidan besuchte nach dem Machtwechsel bereits das Nachbarland.
In der Türkei leben fast drei Millionen syrische Geflüchtete, von denen mehr als 80.000 seit dem Sturz Assads in ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Die beiden Länder haben eine gemeinsame Grenze, die sich über 910 Kilometer erstreckt.
Türkei unterstützt in Syrien Kämpfe gegen kurdisches Militärbündnis
Die Türkei verfolgt neben dem Wiederaufbau Syriens auch andere Ziele in dem Nachbarland. Im Norden Syriens kämpfen von der Türkei unterstützte Gruppen gegen das dortige kurdisch geführte Militärbündnis Demokratische Kräfte Syriens (SDF), welches wiederum von den USA unterstützt wird.
Die Türkei betrachtet die zu den SDF gehörenden kurdischen YPG-Einheiten als Ableger der türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die von Ankara wie von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft ist.
Zusammenfassung
- Erdogan bietet dem syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus an, insbesondere gegen die kurdische PKK und die Terrormiliz IS.
- Die Türkei hat nach dem Sturz von Bashar al-Assad ihren Einfluss in Syrien gesteigert und ihre diplomatische Vertretung wiedereröffnet.
- Fast drei Millionen syrische Geflüchtete leben in der Türkei, von denen über 80.000 seit Dezember nach Syrien zurückgekehrt sind.