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DR Kongo: M23-Rebellen brachen offenbar Waffenruhe

Im Kongo haben von Ruanda unterstützte M23-Rebellen offenbar die einseitig erklärte Waffenruhe gebrochen. Laut Berichten nahmen sie am Mittwoch die Bergbaustadt Nyabibwe in der Provinz Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo ein. "Seit 05.00 Uhr früh gab es Kämpfe, und um 09.00 Uhr fiel die Stadt in die Hände der Rebellen. Sie befinden sich derzeit im Stadtzentrum", sagte ein Zeuge, der wie die anderen Quellen anonym bleiben wollte.

In Nyabibwe werden Gold, Coltan und andere Metalle abgebaut. Der kongolesische Kommunikationsminister Patrick Muyaya sagte Reuters, die Rebellen hätten die Waffenruhe in der Nacht verletzt und seien in der Gegend von Nyabibwe auf Widerstand der kongolesischen Streitkräfte gestoßen. Der Anführer der Rebellenkoalition Congo River Alliance, Corneille Nangaa, bestätigte die Einnahme Nyabibwes. "Sie haben uns angegriffen und wir haben uns verteidigt", sagte er Reuters.

Die militärischen Aktivitäten könnten darauf hindeuten, dass die M23 ihren Vorstoß auf Bukavu, die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu, wieder aufgenommen hat. Ende Januar hatten die Rebellen die Millionenstadt Goma nach heftigen Kämpfen erobert. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben und die Angst vor einem größeren regionalen Krieg geschürt. Der Kongo beschuldigt Ruanda, die M23 zur Plünderung wertvoller Mineralvorkommen einzusetzen. Ruanda erklärte dagegen, es verteidige sich und die Volksgruppe der Tutsi.

Die M23-Miliz hatte zuvor eine einseitige Waffenruhe ab Dienstag angekündigt und erklärt, sie verfolge nicht die Absicht "die Kontrolle über Bukavu oder andere Orte" übernehmen zu wollen. Am Mittwochmorgen kam es jedoch zu heftigen Zusammenstößen zwischen den kongolesischen Streitkräften auf der einen und der M23-Miliz und ruandischen Soldaten auf der anderen Seite.

Die neue Offensive der M23 sei "der Beweis dafür, dass die angekündigte einseitige Waffenruhe wie immer ein Trick war", sagte ein Sprecher der kongolesischen Regierung der Nachrichtenagentur AFP.

In den mittlerweile drei Jahre andauernden Kämpfen zwischen von Ruanda unterstützten Gruppen und der kongolesischen Armee waren immer wieder Waffenruhe verkündet und dann systematisch gebrochen worden. Aus Armeekreisen hieß es, dass beide Seiten in den vergangenen Tagen ihr Personal und ihre Ausrüstung in der Region verstärkt hätten.

Der Konflikt war in der vergangenen Woche eskaliert: M23-Kämpfer und ruandische Soldaten drangen in Goma, die Hauptstadt der an Bodenschätzen reichen Region Nord-Kivu, ein. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden dabei innerhalb von wenigen Tagen mindestens 900 Menschen getötet. Rund 2900 weitere Menschen seien verletzt worden.

Der Regierung in Kinshasa zufolge wurden allein im Jänner mehr als 500.000 Menschen durch die Kämpfe in Nord- und Süd-Kivu vertrieben.

Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo wirft dem Nachbarland Ruanda vor, es auf die Ressourcen im Osten des Landes abgesehen zu haben und deshalb die Miliz M23 bei ihrem Angriff auf Goma unterstützt zu haben. Ruanda hingegen gibt an, im Ostkongo bewaffnete Gruppen bekämpfen zu wollen, in denen es eine Gefahr für das eigene Gebiet sieht. Nord-Kivu und die Nachbarprovinz Süd-Kivu sind seit Jahrzehnten von Konflikten geprägt. Die M23 hat sich dabei als stärkste bewaffnete Gruppe erwiesen.

Zusammenfassung
  • M23-Rebellen, unterstützt von Ruanda, haben die Waffenruhe gebrochen und die Bergbaustadt Nyabibwe in Süd-Kivu eingenommen. Der kongolesische Kommunikationsminister bestätigte die Verletzung der Waffenruhe.
  • Die Kämpfe in der Region führten zu einer humanitären Krise, mit über 900 Toten und 2.900 Verletzten in Goma. Mehr als 500.000 Menschen wurden im Januar vertrieben.
  • Ruanda wird beschuldigt, die M23 bei der Plünderung von Ressourcen zu unterstützen, während es behauptet, sich gegen bewaffnete Gruppen aus dem Ostkongo zu verteidigen.