Der neue Professor: Wer ist Bildungsminister Martin Polaschek?
16 Jahre war der gut vernetzte Rechtswissenschafter bereits Vizerektor, 2019 schaffte er es schließlich im zweiten Anlauf an die Uni-Spitze. Polaschek hat in Graz als Uni-Insider Karriere gemacht, nur kurze Forschungsaufenthalte führten in von dort weg.
Im Jahr 2000 hatte er sich an der Uni Graz habilitiert und wurde zum außerordentlichen Universitätsprofessor am Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung ernannt. Rein technisch gehört er damit zum sogenannten akademischen Mittelbau - eine Berufung auf eine ordentliche Professur blieb ihm verwehrt.
Seine inhaltlichen Steckenpferde sind rechtliche Zeitgeschichte und der Föderalismus- und Kommunalforschung, seit 2006 ist er Präsident der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz. Von 2003 bis 2019 war er dann zudem als Vizerektor für Studium und Lehre und als Studiendirektor für die Anliegen der mehr als 30.000 Studierenden zuständig.
Zielstrebig zum Rektor
Beim Verfolgen seiner Karriereziele zeigte sich Polaschek, der 1965 in Bruck/Mur geboren wurde, zielstrebig: Nachdem er 2011 noch Christa Neuper bei der Rektorswahl noch unterlag, schaffte er es im zweiten Anlauf 2019 an die Spitze.
Als eindeutig parteipolitisch zuordenbar hatte Polaschek, der mit seiner Frau und deren zwei in die Ehe mitgebrachten Kindern in Graz lebt, bis dahin nicht gegolten. Dafür wird ihm von Wegbereitern viel Dialog- und Kompromissbereitschaft attestiert, die wird er beim umstrittenen Umgang mit den Schulen während der Pandemie wohl auch brauchen können. Für den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erfüllt er alle Voraussetzungen, "um das Schlüsselressort Bildung und Wissenschaft in diesen herausfordernden Zeiten gut zu führen".
Ein kultiges Foto
Modisch mag Polaschek es bisweilen extravagant, von - bei männlichem Uni-Führungspersonal selten gesehenen - langen Haaren bis zum Gehrock. Auch mit Aktionismus hat er wohl keine Probleme. Das Foto, bei dem Polaschek und die damaligen Rektoren der Technischen Uni Graz und der Montanuni Leoben mit herausgezogenen leeren Taschen auf ihre Finanzsorgen aufmerksam machten, ist Kult.
In früheren Jahren zählte auch die bildende Kunst zu seinen Leidenschaften, mittlerweile greift der passionierte Radfahrer in seiner schon bisher wenigen Freizeit lieber zu einem Buch.
Zusammenfassung
- Mit dem Rechtshistoriker Martin Polaschek zieht nach Heinz Faßmann wieder ein Professor als Bildungsminister am Minoritenplatz ein. Der Rektor der Universität Graz kommt auch wie Faßmann direkt aus dem Uni-Management.