Bulgarischer Wahlsieger ändert Vorschläge für Regierungsteam
Trifonow hatte nach der Wahl überraschend eine Minderheitsregierung vorgeschlagen - ohne darüber mit den anderen Protestparteien zu beraten. Ministerpräsident in einer von "Es gibt so ein Volk" formierten Ein-Parteien-Regierung sollte demnach der Wirtschafts- und Finanzexperte Nikolaj Wassilew werden. Er war von 2001 bis 2009 Vize-Regierungschef und Minister in zwei Regierungen.
"Nur binnen drei Tagen floss recht viel Schmutzbrühe über ihn", beklagte Trifonow. Kritiker bemängelten unter anderem, dass Wassilew ein altes Gesicht in Bulgariens Politik sei und nicht den Vorstellungen der sogenannten Protestparteien entspreche. Kritik kam sowohl aus den zwei anderen Protestgruppierungen, die mögliche Koalitionspartner von ITN sein könnten, als auch aus den Reihen der bürgerlichen GERB von Ex-Ministerpräsident Boiko Borissow und der Sozialisten (Ex-KP).
Die Bulgaren hatten am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb von gut 100 Tagen ein neues Parlament gewählt. Trifonows "Es gibt so ein Volk" gewann die Wahl mit 24,08 Prozent der Stimmen - knapp vor Borissows GERB (23,51 Prozent). Ins Parlament werden sechs Parteien einziehen, ohne dass sich ein klares Regierungslager abzeichnet. Beobachter schließen eine weitere Parlamentswahl in diesem Herbst nicht aus. Im Herbst steht bereits die Wahl eines neuen Präsidenten an.
Zusammenfassung
- In Bulgarien hat der Entertainer Slawi Trifonow nach dem Wahlsieg seiner populistischen Partei ITN seinen Vorschlag für das Amt des Regierungschefs wegen heftiger Kritik zurückgenommen.
- Auch darüber hinaus will Trifonow die Zusammensetzung der von ihm im Alleingang vorgeschlagenen Minderheitsregierung anpassen.
- Im Herbst steht bereits die Wahl eines neuen Präsidenten an.