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Bildungsministerium will Lesekompetenz steigern

Die Lesekompetenzen von Österreichs Schülerinnen und Schülern liegen im Europavergleich nur im Mittelfeld. Jeder fünfte Volksschüler kann laut Studien höchstens einfache Leseaufgaben lösen, bei den 15-Jährigen ist ein Viertel besonders leseschwach. Mit Maßnahmen wie Vorlese-Initiativen, einer Stärkung der Lesekultur in allen Fächern und Jahrgängen und einer Kooperation zum "Österreichischen Vorlesetag" will Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Lesekompetenzen steigern.

Polaschek hat für das heurige Jahr Lesen als Schwerpunktthema ausgerufen, sei es doch das Fundament für das weitere Bildungsleben und die Teilhabe an der Gesellschaft. Die Schulen allein könnten Lesekompetenz und -motivation aber nicht steigern. Deshalb will das Ministerium u.a. Vorlesen in den Familien fördern, um die Lust am Lesen zu wecken, schilderte Polaschek am Dienstag vor Journalisten. Auch die Kindergärten spielten hier eine wichtige Rolle.

Außerdem sollen die Lehrerinnen und Lehrer über diverse Maßnahmen die Lesekompetenzen bis hinauf zur Matura kontinuierlich verbessern. Polaschek nannte etwa Lesetandems, bei denen sich ältere und jüngere Schüler gegenseitig vorlesen, Lesezeit während des Unterrichts oder digitales Lesen. Dafür gebe es auch Handreichungen und Tipps des Ministeriums und Fort- und Weiterbildungen der Pädagogischen Hochschulen (PH).

An der Hans-Christian-Andersen-Volksschule in Wien-Ottakring setzt man etwa auf Lesepaten, die beim Lesenlernen unterstützen. Die Klassenlektüre kann frei gewählt werden, damit für jeden Geschmack etwas dabei ist, es werden Lesenächte veranstaltet und zwei Mal pro Jahr wird feierlich der "Leseschwan" für besondere Leseleistungen vergeben. Über das Digitale Lesen, wo die Kinder unbekannte Begriffe direkt nachschlagen oder übersetzen lassen können, habe man eine weitere Möglichkeit, an leseferne Schüler heranzukommen. In der Schulbibliothek kann unter 10.000 Büchern gewählt werden. Ohne die Mitarbeit des Elternhauses gehe es trotzdem nicht, betonte Direktorin Julia Gaspar bei der Pressekonferenz. Vorlesen daheim sei für die Lesekompetenz wichtig, gerade auch in einer anderen Muttersprache.

Den "Leseturbo zünden" will man außerdem bei einer neuen Kooperation des Bildungsministeriums mit dem "Österreichischen Vorlesetag", betonte Christian Pöttler, Geschäftsführer des echo Medienhauses. Die nächste Ausgabe am 21. März wird dafür laut Polaschek erstmals zum Projekttag ausgerufen. Dieser Tag soll in Kindergärten, Schulen, Bibliotheken aber auch Seniorenheimen ganz im Zeichen des Lesens und Vorlesens stehen. Als Ziel gab Pöttler 10.000 Vorlesungen in ganz Österreich aus.

Unterstützt wird die Aktion auch von den Gemeinden. Immerhin seien diese als Betreiber von Kindergärten, Schulen und Bibliotheken laut Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss zentrale Ansprechpartner bei der Leseförderung. Er verwies auf Studien, wonach nur jedem fünften Kind zwischen eins und acht Jahren vorgelesen werde, viele hätten erst im Kindergarten den ersten Kontakt zu Büchern. Das Lesen und Vorlesen vom Kindergarten bis zu den Seniorenheimen sei außerdem sozial verbindend.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Lesekompetenzen von Österreichs Schülerinnen und Schülern liegen im Europavergleich nur im Mittelfeld.
  • Mit Maßnahmen wie Vorlese-Initiativen, einer Stärkung der Lesekultur in allen Fächern und Jahrgängen und einer Kooperation zum "Österreichischen Vorlesetag" will Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Lesekompetenzen steigern.
  • Das Lesen und Vorlesen vom Kindergarten bis zu den Seniorenheimen sei außerdem sozial verbindend.