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SPÖ im Endspurt: "Da Gusenbauer hat das auch geschafft"

Die SPÖ hat sich für ihren Abschluss im Wahlkampf Wien-Favoriten ausgesucht. Die Stimmung ist gut, von Andreas Babler kommt die üblich energiegeladene Rede. Doch was das Wahlergebnis betrifft, sind einige trotz ihrer Sympathien für den Spitzenkandidaten pessimistisch.

Der Viktor-Adler-Markt in Wien Favoriten: Wo andere Politiker nur hingehen, um in einem Video zu zeigen, wie schlecht es um Wien bestimmt sein soll, feiert die SPÖ mit Parteichef Andreas Babler ihren Wahlkampfabschluss. Rote Ballone werden aufgeblasen, Schilder verteilt: "Neustart 2024" oder "Wenn wir kämpfen, gewinnen wir" ist darauf zu lesen. 

Unterstützt wird Babler von wichtigen Köpfen aus der Partei: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig mischt sich in die Menge und schüttelt unzählige Hände. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian geben Rückendeckung. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures stellt sich demonstrativ in den Dienst ihres Spitzenkandidaten und warnt vor "antidemokratischen, finsteren Zeiten". Zuletzt sorgte eher ihr E-Mail-Leak mit Kritik an der Partei für Aufregung, davon will heute niemand mehr sprechen. 

Die meisten hier sind gut drauf, es wird gelacht und gescherzt. Einem älteren Herrn, der eigentlich nur zum Fleischer will, ist offenbar jedoch zu viel los: "Daschlogn" sollte man die alle, weil er mit seinem Wagerl nicht an den Leuten vorbeikommt. Ein anderer wird gefragt, was er da eigentlich macht: "Najo, do gibts an gratis Kaffee". 

Video: Strategie der SPÖ im Check

Bablers Bad in der Menge

Wirklich laut wird es zum ersten Mal, als Bures Andreas Babler ankündigt. Unter den Drums der Red Hot Chili Peppers und "Can't Stop" bahnt er sich dann den längstmöglichen Weg durch die Menge zur Bühne, viele Hände werden geschüttelt, Umarmungen verteilt - ganz Wahlkampf eben. 

Die Anhänger:innen bekommen dann eine klassische Babler-Rede zu hören, halten Schilder in die Höhe und begegnen dem SPÖ-Chef mit viel Applaus.

Babler: "Roter Balken wird in die Höhe fahren"

Voller Energie wiederholt er seine Forderungen der vergangenen Wochen. Er als Arbeiterkind für die Menschen, Vermögenssteuer, 45 Jahre bis zur Pension "sind genug" und Gleichstellung der Frau. Als er "keine neuen Steuern für Arme" verspricht, sind inmitten von Jubel und Applaus auch die ein oder andere Trillerpfeife zu hören. Ein kleiner Bub hat auf den Schultern seiner Mama wohl auch Gefallen gefunden, immer wieder jubelt er mit. 

Warnungen gibt es vor der politischen Konkurrenz. Die FPÖ wolle "ned verändern, sondern gefährden". Und in Richtung der ÖVP richtet er aus: "Mit unserer Republik spielt man ned, lieber Karl Nehammer". 

Zwischen Euphorie und Pessimismus

Die vergangenen zwei Regierungen sind ohne die SPÖ ausgekommen, diesmal soll es laut einer Anhängerin wieder klappen. "Regierung muss das Ziel sein, zuzutrauen ist uns alles", meint sie. "Da Gusenbauer hat das auch geschafft damals", sagt der Mann daneben. 

Für ein Ehepaar sei Andreas Babler einer, "der die Leute mobilisiert". Mit seinen Botschaften treffe er ihnen "ins Herz". Für die beiden sei er der richtige Mann, mit Hinblick auf die Wahl wird zumindest sie aber pessimistisch. Die Partei habe ihn zu oft im Stich gelassen. Die Querschüsse oder auch "das von der Bures, das war letztklassig". Ihrer Meinung nach ist die SPÖ auch weiterhin tief gespalten, auch wenn man im Wahlkampf zumindest in großen Teilen eine vereinte Front gezeigt hat. 

"Rechtszug verändern" mit Stimme für SPÖ

"Jubeln oder Weinen", meinte eine andere Frau in Hinblick auf die Hochrechnungen am Wahlsonntag. Einen anderen Mann, der direkt neben der Veranstaltung bei einem Bier sitzt, konnte Babler allerdings noch nicht überzeugen. "Lang geredet hat er. Und er hat eh recht damit, was er sagt. Aber was er dann zam bringt, da passiert doch eh nichts". 

ribbon Zusammenfassung
  • Die SPÖ hat sich für ihren Abschluss im Wahlkampf Wien-Favoriten ausgesucht.
  • Die Stimmung ist gut, von Andreas Babler kommt die üblich energiegeladene Rede.
  • "Regierung muss das Ziel sein, zuzutrauen ist uns alles", meint eine Anhängerin. "Da Gusenbauer hat das auch geschafft damals", sagt der Mann daneben. 
  • Andere sind jedoch pessimistisch, auf wenn Babler mit seinen Botschaften "ins Herz" treffe.