Auch Kanzler erwartet jetzt vierte Welle und setzt auf Impfungen
Es klingt fast wie ein Paradigmenwechsel oder eine 180-Grad-Kehrtwendung. Hat der Staat die vergangenen Monate die Gesundheitskrise für die Bevölkerung in Form von landesweiten Lockdowns, monatelangen Schließungen von einzelnen Branchen und Einschränkungen, die weit in den persönlichen Bereich gehen, geregelt, will die Regierung die Verantwortung für die eigene Gesundheit nun jedem Einzelnen überlassen.
Schon vor wenigen Tagen ließ der Kanzler mit seiner Meinung nach dem Motto "weniger Staat, mehr privat" aufhorchen. Im Rahmen seiner USA-Reise präzisierte Kurz nochmals den neuen Kurs: "Der Staat hat die vergangenen eineinhalb Jahre massiv in das Leben jedes Einzelnen eingegriffen, er muss sich jetzt wieder auf seine Kernaufgaben zurückziehen", sagte der Kanzler zu PULS 24. "Ich möchte nicht in einer Demokratie leben, wo noch länger in die Grundrechte von Bürgern eingegriffen wird."
Als Gamechanger in der Krise sieht Kurz die Impfung. Jeder Österreicher hätte momentan die Möglichkeit, sich mit einer Impfung gegen das Virus zu schützen. Fünfeinhalb Millionen Menschen sind geimpft, darunter 90 Prozent der Über-80-Jährigen, also der am meisten Gefährdeten. Bald werden auch fast alle über 65 immunisiert sein. "Deswegen können wir die Krise neu bewerten und die Verantwortung jedem Einzelnen überlassen. Wir müssen den Menschen sagen: Wer sich nicht impft, wird das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit bekommen und vielleicht auch daran erkranken."
Kurz erwartet vierte Welle im Herbst
Die Pandemie sieht Kurz als kein Risiko mehr für die Aufnahmefähigkeit der Spitäler, sie werde somit dem individuellen Risiko und der Vernunft überantwortet, so der Bundeskanzler. Von einem Ende der Pandemie wollte Kurz nicht sprechen. "Das Virus wird uns noch die nächsten Jahre begleiten, auch wird es permanent mutieren, das sagen auch führende Wissenschaftler", sagte Kurz. Er rechnet mit einem Anstieg der Infektionszahlen Ende Sommer.
Lockdowns oder Schließungen einzelner Bereiche auch bei sehr hohen Fallzahlen schließt er derzeit aus. Die 3-G Regel wird es aber weiterhin geben, auch die Wiedereinführung eine Maskenpflicht in sensiblen Bereichen hält er wieder für denkbar. Für jene Bevölkerungsgruppen, die sich durch eine Impfung nicht schützen können - damit sind vor allem Kleinkinder und Schüler bis 12 Jahre gemeint - wird es auch weiterhin besondere Schutzmaßnahmen geben. Im August soll der Bildungsminister ein neues Schulkonzept vorstellen, das an spezielle Sicherheitsstandards gekoppelt wird.
Offenlegung: PULS 24 nimmt auf Einladung des Bundeskanzleramts an dieser Auslandsreise teil. Die Kosten werden dabei zum Teil übernommen.
Zusammenfassung
- Im Rahmen seiner USA-Reise nahm Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auch zu der heimischen Pandemiebekämpfung Stellung. Hier zeichnet sich mehr privat und weniger Staat ab.
- Als Gamechanger in der Krise sieht Kurz die Impfung. Jeder Österreicher hätte momentan die Möglichkeit, sich mit einer Impfung gegen das Virus zu schützen.
- "Deswegen können wir die Krise neu bewerten und die Verantwortung jedem Einzelnen überlassen. Wir müssen den Menschen sagen: Wer sich nicht impft, wird das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit bekommen und vielleicht auch daran erkranken", so Kurz.
- Die Pandemie sieht Kurz als kein Risiko mehr für die Aufnahmefähigkeit der Spitäler, sie werde somit dem individuellen Risiko und der Vernunft überantwortet, so der Bundeskanzler. Von einem Ende der Pandemie wollte Kurz nicht sprechen.
- Lockdowns oder Schließungen einzelner Bereiche auch bei sehr hohen Fallzahlen schließt er derzeit aus. Die 3-G Regel wird es aber weiterhin geben, auch die Wiedereinführung eine Maskenpflicht in sensiblen Bereichen hält er wieder für denkbar.
- Im August soll der Bildungsminister ein neues Schulkonzept vorstellen, das an spezielle Sicherheitsstandards gekoppelt wird. Die neue Regierungslinie sei mit dem Koalitionspartner abgestimmt.