Anschober-Anfragebeantwortung ohne Kritik an Tirols Behörden
Nach einer von der SPÖ an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gerichteten parlamentarischen Anfrage zu Ischgl ist die Beantwortung ohne Kritik am Vorgehen der Tiroler Behörden ausgefallen. Die Behörden hätten den Krisenstab im Innenministerium ab dem 6. März "über den spezifischen Fortgang der Erhebungen zu Ischgl informiert", hieß es etwa in der Beantwortung, die der APA vorlag.
Persönlich informiert wurde Anschober von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) über die Situation in Ischgl erstmals am 6. März "bei einer zufälligen Begegnung am Flughafen Schwechat". Die erste Information der isländischen Behörden über Ischgl sei am 4. März um 21.35 Uhr im Ministerium eingegangen. Am 5. März sei man über die Hotels informiert wurden, in denen die infizierten Isländer nächtigten.
Anschober führte gegenüber Antragstellerin Julia Herr (SPÖ) aus, dass die Einschätzung anderer Staaten über die Tiroler Situation, die ins sogenannte Early Warning & Response System (EWRS) eingingen, vom Gesundheitsministerium und den Tiroler Behörden "ernst genommen" wurden. Den Informationen sei unverzüglich nachgegangen worden.
Zudem war in der Anfragebeantwortung keine Rede von einer Missachtung eines Erlasses des Gesundheitsministeriums, was die Testung von Kontaktpersonen in Ischgl betrifft. Das Nachrichtenmagazin "profil" hatte am vergangenen Wochenende berichtet, dass das Land bzw. die zuständige BH Landeck einen Erlass von Ende Februar missachtet haben soll, wonach alle engen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Bescheid für 14 Tage in Heimquarantäne zu schicken sind. Anschober nahm auf diesen Erlass zur Vorgangsweise bei Verdachtsfällen und Kontaktpersonen Bezug und hielt fest: "Auf Basis dieser Erlässe sowie des Epidemiegesetzes veranlassten die Tiroler Behörden ab 6. März die Testung von symptomatischen Personen, die Kategorisierung von Kontaktpersonen sowie deren Absonderung in Ischgl".
Auch die Vorgangsweise bezüglich der Ischgler Bar "Kitzloch", in der ein Barkeeper am 7. März positiv getestet worden war, wurde vom Minister nicht beanstandet: "Dieses Vorgehen entsprach der damaligen Test- und Kontaktpersonen-Management-Strategie".
"Der Standard" berichtete indes über zahlreiche Warnungen bezüglich Ischgl aus verschiedenen EU-Staaten. Drei Tage nach der ersten Warnung aus Island hätten etwa am 8. März die Dänen Covid-Verdachtsfälle über das Frühwarn- und Reaktionssystem EWRS an Österreich gemeldet. Als Hotspot wurde die Ischgler Bar "Kitzloch" vermutet. Das Land Tirol bestätigte die Recherchen am Donnerstag nur zum Teil.
"Der Standard" bezieht sich in seinem Bericht auf den Blogger Kurt Krickler, der über das dänische Informationsfreiheitsgesetz Einblick über den Mailverkehr zwischen Dänemark und Österreich sowie Innsbruck und Wien bekam. Laut Mailverkehr bestätigte die Tiroler Landes-Sanitätsdirektion der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gegenüber, dass elf der Kitzloch-Mitarbeiter angegeben hatten, zum Teil bereits seit Februar unter grippeähnlichen Symptomen gelitten zu haben.
"Die recherchierten Inhalte zum Barkeeper des Kitzloch und seinen MitarbeiterInnen, die im Zuge des Contact-Tracing am 7. März und am 8. März in Ischgl im Detail befragt wurden, decken sich mit den Informationen des Landes Tirol", heißt es dazu vom Landesamtsdirektor Herbert Forster, Leiter des Tiroler Einsatzstabes. Deshalb habe man auch einen Aufruf an Gäste des Kitzloch gemacht. Die Tiroler Behörden hätten dann umgehend weitere Nachforschungen mithilfe der AGES und der dänischen Behörden angestellt. Die Bar wurde am 9. März geschlossen.
Das Land Tirol verschickte am 8. März eine Aussendung an die Medien. In diesem Aufruf wurden alle Personen, die zwischen 15. Februar und 7. März die Bar besucht hatten, aufgefordert, sich bei der Gesundheitshotline 1450 zu melden. In dieser Aussendung hieß es aber auch: "Eine Übertragung des Corona-Virus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich."
Über EWRS haben, so der Standard, aber auch Deutschland, Kroatien und Großbritannien Österreich über Fälle in Ischgl und anderen österreichischen Skiorten gewarnt. Diese Informationen habe man in Tirol nicht bekommen, hieß es in der aktuellen Stellungnahme von Forster. Tirol verwies auf die Zuständigkeit des Gesundheitsministeriums.
Zusammenfassung
- Nach einer von der SPÖ an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gerichteten parlamentarischen Anfrage zu Ischgl ist die Beantwortung ohne Kritik am Vorgehen der Tiroler Behörden ausgefallen.
- Die Behörden hätten den Krisenstab im Innenministerium ab dem 6. März "über den spezifischen Fortgang der Erhebungen zu Ischgl informiert", hieß es etwa in der Beantwortung, die der APA vorlag.
- Den Informationen sei unverzüglich nachgegangen worden.