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Alternativer Nobelpreis für Palästina- und Umweltaktivisten

Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro und seine Organisation Youth Against Settlements erhalten einen der Right Livelihood Awards, auch bekannt als Alternative Nobelpreise.

Die Stockholmer Right Livelhood Stiftung begründete ihre Entscheidung am Donnerstag mit deren "standhaftem, gewaltfreien Widerstand gegen die illegale Okkupation durch Israel".

Die weiteren Preise gehen an die philippinische Indigenen-Aktivistin Joan Carling, die mosambikanische Menschenrechts-/Umweltorganisation Justica Ambiental! und ihre Direktorin Anabela Lemos sowie an die britische Forschungsagentur Forensic Architecture, die sich mit der Rekonstruktion von Menschenrechtsverbrechen beschäftigt.

Die Right Livelihood Stiftung in Stockholm ehrt seit über 40 Jahren Menschen und Organisationen, die sich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt einsetzen. Mehrere Alternative Nobelpreisträger, darunter der weißrussische Dissident Ales Bjaljazki, erhielten später den Friedensnobelpreis.

Wer sind die Preisträger?

Der 44-jährige, aus Hebron stammende Issa Amro hat sich dem friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung in der Westbank verschrieben. Zusammen mit der von ihm gegründeten Organisation Youth against Settlements (YAS) ist er zu einer führenden Stimme in der gewaltfreien Bewegung im Palästina-Konflikt geworden. Sein striktes Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit hat ihm internationale Anerkennung gebracht.

Seine Initiativen dienen als Inspiration für den gewaltlosen Widerstand in anderen palästinensischen Städten unter israelischer Besatzung. Amro und seine Organisation stehen unter ständigem Druck von jüdischen Siedlern, der israelischen Armee und der Palästinenserbehörde. Er wird von den Behörden auf unterschiedliche Weise schikaniert und wurde laut Right Livelihood bereits einmal festgenommen und gefoltert.

Auch Umweltaktivist:innen geehrt

Die 1963 in Baguio City (Philippinen) geborene Joan Carling erhält den Award "für das Erheben indigener Stimmen angesichts des globalen ökologischen Zusammenbruchs und ihre führende Rolle bei der Verteidigung von Menschen, Land und Kultur."

 

Anabela Lemos, geboren 1953 in Maputo (damals Hauptstadt der portugiesischen Kolonie Mosambik), gründete gemeinsam mit Gleichgesinnten 2004 die Organisation Justiça Ambiental! (JA! - portugiesisch für "jetzt!"), die sich den Kampf für Umweltgerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Neben der Basisarbeit vor Ort ist JA! für ihr globales Engagement gegen so genanntes Landgrabbing im Zusammenhang mit Mega-Projekten bekannt, insbesondere gegen Mozambique LNG, ein 24 Milliarden US-Dollar schweres Erdgasprojekt in Cabo Delgado, das von TotalEnergies unterstützt wird. Die Organisation hat für die Verhinderung des Projekts Unterstützer in 23 Ländern. 

Die interdisziplinäre Agentur Forensic Architecture wurde 2010 am Goldsmiths College an der Universität London gegründet. Seither widmet man sich dort der Aufdeckung und Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und hat dafür spezielle Untersuchungsmethoden und digitale Modellierungsverfahren entwickelt, mit denen Zeugenaussagen und historische Daten und Berichte verarbeitet werden können, um aussagekräftige visuelle und räumliche Rekonstruktionen zu erstellen, die in Gerichtsverfahren weltweit als Beweismittel verwendet werden. Forensic Architecture haben bereits über 100 Aufträge betroffener Gemeinschaften durchgeführt und dabei Wahrheiten über historische Ereignisse wie den deutschen kolonialen Völkermord in Namibia und aktuelle Ereignisse wie den Brand im Grenfell Tower in London 2017 aufgedeckt. 

ribbon Zusammenfassung
  • Issa Amro und Youth Against Settlements erhielten den Alternativen Nobelpreis für ihren gewaltfreien Widerstand gegen die israelische Besatzung.
  • Weitere Preisträger sind Joan Carling, Justica Ambiental! und Forensic Architecture, die sich für Menschenrechte und Umwelt einsetzen.
  • Die Right Livelihood Stiftung ehrt seit über 40 Jahren weltweit Menschen und Organisationen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit engagieren.