APA/APA (AFP)/ASHRAF SHAZLY

Äthiopien weist in Konflikt um Tigray Vermittler zurück

Äthiopien hat im Konflikt um die Region Tigray ein Vermittlungsangebot der Afrikanischen Union (AU) ausgeschlagen. Die AU hatte drei frühere Staatspräsidenten des Kontinents zu Sondergesandten ernannt. Doch am Samstag erklärte die Regierung in Addis Abeba, entgegen anderslautender Meldungen würden die Politiker nicht zu Vermittlungen zwischen Äthiopien und der Volksbefreiungsfront TPLF anreisen. Die Regierungstruppen rückten indes weiter auf die Hauptstadt von Tigray vor.

Ministerpräsident Abiy Ahmed, Friedensnobelpreisträger von 2019, will die TPLF-Führungsspitze zunächst festnehmen, bevor verhandelt wird. Die AU hatte angeboten, Ellen Johnson-Sirleaf aus Liberia, Joaquim Chissano aus Mosambik und Kgalema Motlanthe aus Südafrika zu Vermittlungsgesprächen nach Äthiopien zu schicken. Die Regierung in Addis Abeba sprach auf Twitter von "Falschmeldungen" über eine Anreise der Politiker und bezeichnete die TPLF-Vertreter als "kriminelle Elemente".

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy wirft der in der nördlichen Region regierenden TPLF vor, einen bewaffneten Aufstand angezettelt zu haben. Die Partei dagegen hält Abiy vor, er verfolge sie und vertreibe ihre Politiker von Regierungs- und Sicherheitsposten. Seit dem Amtsantritt Abiys wurden viele früher in der Führungsebene des Staates tätige Tigrayer entmachtet, seither fühlen sie sich vernachlässigt. Am 4. November hatte Abiy erste Luftangriffe auf die Region angeordnet.

Bei der Offensive kamen inzwischen Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen ums Leben. Viele sind zudem auf der Flucht. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass bis zu 200.000 Menschen in Äthiopiens Nachbarland Sudan fliehen. Hilfsorganisationen warnen vor einer schweren Krise in Tigray, wo bereits vor dem jüngsten Konflikt viele von den rund fünf Millionen Einwohnern auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen waren.

Am Samstag meldete die äthiopische Zentralregierung, ihre Truppen hätten bei ihrem Vorstoß auf die Hauptstadt der Region, Mekelle, die gut 100 Kilometer davon entfernte Stadt Adigrat eingenommen. Die TPLF erklärte, bei Artilleriebeschuss von Adigrat seien neun Zivilisten getötet worden. Eine Stellungnahme der Regierung dazu war zunächst nicht zu bekommen. In der Vergangenheit hat sie Vorwürfe zurückgewiesen, Zivilisten ins Visier zu nehmen. Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig überprüft werden, da der Zugang nach Tigray sowie die Internet- und Telefonverbindungen dorthin eingeschränkt sind.

Die Region Tigray mit ihren rund fünf Millionen Einwohnern wird von der TPLF regiert. Diese steht seit Jahren im Konflikt mit der Zentralregierung. Dabei spielen ethnische Spannungen eine Rolle. Die Tigrayer hatten Äthiopien über Jahrzehnte kontrolliert.

ribbon Zusammenfassung
  • Äthiopien hat im Konflikt um die Region Tigray ein Vermittlungsangebot der Afrikanischen Union (AU) ausgeschlagen.
  • Die AU hatte drei frühere Staatspräsidenten des Kontinents zu Sondergesandten ernannt.
  • Doch am Samstag erklärte die Regierung in Addis Abeba, entgegen anderslautender Meldungen würden die Politiker nicht zu Vermittlungen zwischen Äthiopien und der Volksbefreiungsfront TPLF anreisen.