Ärztekammer NÖ: Deutschland soll Studienplätze in Österreich bezahlen

Niederösterreichs Ärztekammerpräsident schlägt vor, dass Deutschland ihren Medizin-Studenten die Studienplätze in Österreich finanzieren. Außerdem meint er, Österreich sei keine "Insel der Seeligen" mehr. Weder was die Ausbildung, noch den Verdienst von Ärzten betrifft.

Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) will den Ärztemangel bekämpfen. Deshalb will sie auch weniger deutsche "Numerus-Clausus-Flüchtlinge" zum Medizinstudium in Österreich zuzulassen.

Deutschland setzt auf Österreich

75 Prozent des gesamten Plätze-Kontingents beim Medizinstudiums seien für Österreicher:innen reserviert, erklärt Harald Schögl, Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros. Österreich sei das einzige Land mit so einer Regelung. Nach Abschluss des Studiums gehen aber 30 Prozent der Absolventen ins Ausland. 

Ein Problem sei, dass Deutschland im Jahr 5.000 Ärzt:innen zu wenig ausbildet. Die Deutschen rechnen laut Schögl damit, dass das Ausland und wegen der Sprachbarriere ist das vor allem Österreich, diese Fehlmenge auffängt und die fertig ausgebildeten Ärzte nach Deutschland kommen. 

Deutschland soll für Studienplätze zahlen

Österreich könne natürlich die Anzahl der Studienplätze erhöhen. Aber "wenn die Deutschen Österreich als Ausbildungsstätte verwenden, wäre es mehr als fair, wenn sie sagen 'wir reservieren uns jetzt 200, 300, 500 Studienplätze, aber die bezahlen wir auch'." 

Eine Verpflichtung einzuführen, dass Studenten nach ihrem Abschluss auch in Österreich arbeiten müssen, sei nicht notwendig, denn die gebe es schon, meint Schlögl. Nach dem Studium sei man mit der Ausbildung noch nicht fertig. Praktizieren darf man erst, wenn man in einem Spital gearbeitet hat. Dabei würde man diesen Dienst am Staat ableisten. 

Keine "Insel der Seeligen" mehr

Anders als vor 20 Jahren sei Österreich nicht mehr die "Insel der Seeligen". Nicht nur das Gehalt sei im EU-Ausland und der Schweiz oft höher. Man müsse in Österreich, wenn man eine Facharztausbildung machen will, auch zuerst sechs Monte Basisausbildung absolvieren. Das gibt es laut Schlögel in anderen EU-Staaten nicht. Deshalb sei es für angehende Mediziner, die sich spezialisieren wollen, zusätzlich verlockend, ins Ausland zu gehen, um sich diese Zeit zu sparen.  

Dass Niederösterreich nur bestimmte Studienplätze finanziert wolle, sei prinzipiell der richtige Weg, so der Arzt. Nach dem Studium sind Ärzte und Ärztinnen nicht fertig ausgebildet, die Facharztausbildung, die in Krankenhäusern abgeleistet wird, würde die "Verpflichtung im öffentlichen System" erfüllen.

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  • Niederösterreichs Ärztekammerpräsident schlägt vor, dass Deutschland ihren Medizin-Studenten die Studienplätze in Österreich finanzieren.
  • Außerdem meint er, Österreich sei keine "Insel der Seeligen" mehr. Weder was die Ausbildung, noch den Verdienst von Ärzten betrifft.