APA/Wolfgang Hauptmann

Wie Wien den Orient bei Weltausstellung 1873 präsentierte

Die Begeisterung war groß: "Der Vizekönig Ägyptens ließ im Zentrum der Weltausstellung von Wien eine Perle der orientalischen Architektur errichten", jubelte man 1873. Am 1. Mai jenes Jahres öffnete die Schau ihre Pforten, unter den 35 Ländern, die sich im Prater vorstellten, befanden sich Ägypten und Japan. Zum 150-Jahr-Jubiläum thematisiert das MAK mit der Exposition "Wiener Weltausstellung 1873 revisited" die Darstellung des Orients als Konstrukt des 19. Jahrhunderts.

Ägypten und Japan, geografisch eigentlich in Nordafrika bzw. Ostasien gelegen, wurden nach damaligem Verständnis kulturgeografisch oft dem "Orient" zugeordnet. Es sei ein "eurozentrischer Blick" auf diese Länder gewesen, betonte MAK-Direktorin Lilli Hollein bei einem Pressetermin am Dienstag. Die seinerzeitige Orientbegeisterung fand Einzug in die angewandte Kunst, die Entstehung der MAK Sammlung ist eng mit der Wiener Weltausstellung verknüpft. Insbesondere Japan stellte sich 1873 mit vielen Kunstwerken vor, ein Teil davon ging als Schenkung an das k.k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie, heute MAK.

"Bei der Weltausstellung in Wien hat sich Japan zum allerersten Mal offiziell präsentiert", erläuterte Kuratorin Mio Wakita-Elis. Einige Stücke wurden in Japan extra für die Schau nach europäischem Geschmack angefertigt, bei anderen gezeigten Exponaten handelte es sich um Antiquitäten. Neben solchen Gegenständen findet man in "Wiener Weltausstellung 1873 revisited" historische Fotografien - etwa vom ägyptischen Pavillon, der zu den spektakulärsten auf dem Gelände zählte. Nicht fehlen darf da eine Kopie der Wandmalerei des Grabes des Fürsten Chnumhetep II.

Ein Höhepunkt der Ausstellung im MAK Design Lab ist das "Arabische Zimmer". Der vom österreichisch-tschechischen Architekten Franz Schmoranz, mitverantwortlich für die Präsentation Ägyptens auf der Wiener Weltausstellung, entworfene Raum mit Elementen von der Expo 1873 war von 1883 bis 1931 dauerhaft im Museum für Kunst und Industrie eingerichtet und seither in seiner Gesamtheit für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Das Zimmer wurde nun weitgehend rekonstruiert.

"1873 revisited" geht einer Reihe spannender Frage nach. Etwa von welchen Akteuren die Länderpräsentationen konzipiert wurden. Oder welche politischen und kulturellen Rahmenbedingungen die ästhetische Entscheidungsfindung prägten. Auch ein bisschen Skandal von anno dazumal muss sein: Eine Illustration zeigt ein Teehaus, allerdings außerhalb des offiziellen Expo-Geländes angesiedelt, in dem die Geishas nicht nur Getränke angeboten haben sollen.

(S E R V I C E - "Wiener Weltausstellung 1873 revisited - Ägypten und Japan als Europas 'Orient'" im MAK Lab Design, 28. Juni bis 22. Oktober, Dienstag 10-21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr, www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Begeisterung war groß: "Der Vizekönig Ägyptens ließ im Zentrum der Weltausstellung von Wien eine Perle der orientalischen Architektur errichten", jubelte man 1873.
  • Zum 150-Jahr-Jubiläum thematisiert das MAK mit der Exposition "Wiener Weltausstellung 1873 revisited" die Darstellung des Orients als Konstrukt des 19. Jahrhunderts.
  • Insbesondere Japan stellte sich 1873 mit vielen Kunstwerken vor, ein Teil davon ging als Schenkung an das k.k.