APA/ULRIKE INNTHALER

Von Nachhaltigkeit bis KI: Prix Ars Electronica vergeben

Die Goldenen Nicas des Prix Ars Electronica gehen heuer an Winnie Soon, das Kollektiv Atractor + Semántica Productions, Sonja Höglinger und Ayoung Kim. Die Südkoreanerin konnte die Jury in der erstmals vergebenen Kategorie New Animation Art mit "Delivery Dancer's Sphere", einer Mischung aus 3D-Animation und Live-Action-Dreh, überzeugen.

Zustellerin Ernst Mo wird darin auf ihrem Motorrad von einer KI durch Seoul dirigiert und gerät an Punkte und Kreuzungen zu einer anderen Welt, beschrieb Kurator Jürgen Hagler am Montag das Projekt. Genau 3.176 Einreichungen aus 98 Ländern gab es dieses Mal für den Medienkunstpreis Prix Ars Electronica, der alljährlich in vier Kategorien vergeben wird. Die meisten Bewerbungen wurden der neuen Sparte New Animation Art mit 1.116 Projekten gezählt.

Bei den Themen sah Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker in der Pressekonferenz am Montag in Linz "nichts Überraschendes, den Move der Künstler hin zum Aktivismus, Klimawandel und seine Folgen sowie Demokratie, die durch KI-Systeme herausgefordert wird". Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) attestierte den Prix-Projekten "mit den Mitteln der Kunst die Beantwortung tief in die Gesellschaft reichender Fragen", wobei er auf den Beitrag der New Animation Art, "Oneroom-Babel", abzielte, der die Lebensverhältnisse junger Koreaner aufgreift, die in winzigen Einzimmer-Einheiten hausen, und einen Award of Distinction erreichte.

Für Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) geht es in den Einreichungen stark um Nachhaltigkeit und neue Technologien. Um beides dreht sich Digital-Musics-Gewinner "A Tale of Two Seeds: Sound and Silence in Latin America's Andean Plains" der Gruppen Atractor + Semántica Productions. In Kolumbien gibt es große Soja-Monokulturen, die von Amaranth, einem vitalstoffreichen Getreide, das seit den Maya ein Grundnahrungsmittel ist, durchsetzt werden. Mit gentechnisch verändertem Soja und Glyphosat wollten die Konzerne ihm Herr werden, doch der Amaranth entwickelte eine Resistenz. Diese komplexe Beziehung zwischen Soja und Amaranth wird in eine Soundinstallation gegossen, die einmal die Geräusche einer Mono- das andere Mal die einer Polykultur auf den Feldern wiedergibt, wie Prix-Leiterin Emiko Ogawa betonte.

Den Sonderpreis Isao Tomite erhielt heuer der Australier Robin Fox für sein jüngstes Werk "Triptych", das aus Spannung Lichtbilder und Klang hervorbringt. In der Kategorie Artificial Intelligence & Life Art reüssierte Winnie Soon mit "Unerasable Characters Series". Die Hongkong-Britin "untersucht, wie Regime digitale Infrastruktur ausnutzen, um Zensur zu üben", so Festivalorganisatorin Christl Baur. Mit dem an der Universität von Hongkong entwickelten "Weiboscope" können die Timelines chinesischer Mikroblogger untersucht und vom Regime zensurierte Tweets aufgespürt werden.

Bei den Einreichungen in der Jugendkategorie U19 setzte sich bei den Älteren (14-19 Jahre) Sonja Höglinger mit "Verblassende Stimmen" durch, darin versucht sie mit einer auf Stoffbahnen aufgenähten Tonspur die Stimme ihres Vaters zu bewahren. Bei den Jüngeren bis 14 siegte Fabian Kranzl mit dem Deutschrap "Der Klassensprechersong". "Die Jury sah eine ordentliche Portion Wut aber auch Mut in den Einreichungen", kommentierte U19-Organisatorin Marion Friedl.

Den zum dritten Mal vergebenen Award for Digital Humanity des Außenministeriums erhielt die Organisation Masakhane für ihr gleichlautendes Projekt. "Masakhane" wirkt der Unterrepräsentation der mehr als 2.000 afrikanischen Sprachen in maschinellen Übersetzungs- und Kommunikationsprogrammen entgegen. Die Ausstellung der Prix-Gewinnerinnen und Gewinner - je Kategorie gibt es auch zwei Awards of Distinction und zwölf Honorary Mentions - findet während des Festivals im September in der PostCity am Linzer Bahnhof statt.

(S E R V I C E - Alle Siegerprojekte unter http://ars.electronica.art/prix/de/winners; Ars Electronica Festival 2023 "Who owns the truth?" von 6. bis 10. September in der Post City Linz)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Goldenen Nicas des Prix Ars Electronica gehen heuer an Winnie Soon, das Kollektiv Atractor + Semántica Productions, Sonja Höglinger und Ayoung Kim.
  • Genau 3.176 Einreichungen aus 98 Ländern gab es dieses Mal für den Medienkunstpreis Prix Ars Electronica, der alljährlich in vier Kategorien vergeben wird.
  • Für Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) geht es in den Einreichungen stark um Nachhaltigkeit und neue Technologien.