US-Rocktrio King Buffalo bot in Wien ein Fest für die Ohren
Das lag vor allem auch daran, dass die Band einen Sound in die große Halle zimmerte, der jeder Studioversion locker das Wasser reichen konnte. Besonders das Drumset von Donaldson war dermaßen genau abgenommen, das sein zwar schnörkelloses, aber ungemein tightes Spiel einen unwiderstehlichen Druck erzeugte. Über dieses Fundament legte Reynolds seine groovigen Basslinien, während McVay ein ums andere Mal mitreißende Hooks und markige Riffs servierte. Je länger die Nummer, desto größer war die Genugtuung.
Und an Songs mangelt es King Buffalo wahrlich nicht: Während andere angesichts der diversen Lockdowns in den vergangenen drei Jahren eine produktive Lähmung erfasste, legten McVay und Kollegen so richtig los. "Es war ziemlich anstrengend", erinnerte sich der Sänger im APA-Interview mit einem breiten Grinsen an die Platten, die in dieser Zeit entstanden sind. "Aber was hätten wir sonst machen sollen? Wir konnten ja nicht auf Tour gehen." Also stürzte sich das Trio in die Arbeit, woraufhin die Idee zu einer "Pandemie-Trilogie" entstand. Drei Alben in einem Jahr sollten es werden, wobei es letztlich ein paar Monate länger dauerte, bis "The Burden of Restlessness" (2021), "Acheron" und "Regenerator (beide 2022) das Licht der Welt erblickten - eines davon aufgenommen unter Tage.
"Es läuft ja nicht immer alles so, wie man es sich zunächst vorstellt", gab Drummer Donaldson zu bedenken. "Für 'Acheron' dachten wir zunächst an die Mojave-Wüste als Aufnahmelocation, was die Pandemie aber verhinderte." Ein Familientrip zu einer Höhle in der Nähe ihrer Heimatstadt Rochester brachte dann die zündende Idee. "Ich habe einfach gefragt, ob es möglich ist, und tatsächlich hatte so etwas dort noch nie jemand gemacht. So wurde das Vorhaben einzigartig." Wobei Sänger McVay, der bei den Aufnahmen auch als Toningenieur agierte, einwarf: "Logistisch war es ein Alptraum."
Wer den großgewachsenen Musiker live erlebt hat, weiß, warum er in diesen Sachen so heikel ist. Was King Buffalo auf der Bühne servieren, grenzt an Perfektion, ohne dabei aber Druck oder Energie vermissen zu lassen. Mäandernde Stücke wie "Cerberus" gelangen in Wien ebenso zwingend wie die gesangliche Großtat "Mammoth", die das einzige Manko an diesem Abend offenbarte: die Lautstärke von McVays Mikrofon. Immerhin hat er sich in den vergangenen Jahren als Sänger ordentlich gesteigert, was auch das mächtige "Firmament" unterstrich.
Wie etlichen Nummern war diesem Song trotz der gitarrenlastigen Härte ein positiver Grundton nicht abzusprechen. Schließlich wollte Songwriter McVay einen hoffnungsvollen Ausklang der Trilogie bieten, wie er mit Verweis auf "Regenerator" festhielt. "Und zwar aus verschiedenen Gründen. Meine Texte waren bisher ja nicht unbedingt von fröhlicher Natur. Besonders 'The Burden of Restlessness' markierte einen dunklen Moment. Wahrscheinlich wollte ich mich einfach selbst davon überzeugen, dass die Dinge besser werden."
Ein Grinsen im Gesicht war die logische Folge: Egal ob frühe Stücke wie "Drinking From The River Rising" oder der Titelsong der aktuellen Platte, King Buffalo wussten mit einem Variantenreichtum zu bestechen, der auf die so effektvollen Darbietung der holländischen Vorband Temple Fang (wärmste Empfehlung!) noch mal ein Schäuferl drauflegte - und das ganz ohne aufwendige Effekte. Insofern passt auch das selbst gewählte Motto: "Es geht darum Geräusche zu machen, die du magst", so McVay. "Und zwar so viele wie möglich! Alles andere fällt dann schon an seinen richtigen Platz." Wenn es doch nur immer so einfach wäre.
(S E R V I C E - https://kingbuffalo.com)
Zusammenfassung
- Mangelnder Einsatz kann Sean McVay, Dan Reynolds und Scott Donaldson nicht vorgeworfen werden: Das US-Rocktrio, das seit zehn Jahren als King Buffalo unterwegs ist, hat die Coronapandemie dazu genutzt, gleich drei Alben zu veröffentlichen.
- Harte Riffs trafen dabei auf psychedelische Momente und ziemlich komplexe Songstrukturen.
- Je länger die Nummer, desto größer war die Genugtuung.
- Wenn es doch nur immer so einfach wäre.