Schau über Österreichs Ehrenzeichen im Grazer Münzkabinett
"Ehre und Eitelkeit" nennt sich die kleine, aber sehr dichte Schau, die vor allem für Sammlerinnen und Sammler derartiger Orden wohl zum Pflichtbesuch werden wird. Doch auch jenen, die sich nicht gut mit Auszeichnungen, Trageweise und unterschiedlichen Klassen auskennen, bietet die Ausstellung einen tiefen Einblick in die Welt der Ehrenzeichen. Ergänzt wird die Schau von einem knapp 200 Seiten umfassenden Begleitband, in dem alle ausgestellten Dekorationen noch einmal detailliert beschrieben werden.
Anlass für die Ausstellung ist die Beschlussfassung des Bundesgesetzes über die Schaffung des "Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich" im Jahr 1922. Mit der Monarchie ging auch das Auszeichnungswesen für Ritter und Damen unter. Damals dachte man, man komme ohne diese aus, aber schon nach fünf Jahren schwenkte man um und führte Ehrenzeichen anstelle von Orden ein. "Damals galten Orden aus Österreich als die schönsten der Welt", schilderte Kurator Helmut-Theobald Müller, der selbst in jungen Jahren passionierter Sammler solcher Auszeichnungen war, bei der Presseführung am Mittwoch. Etwas weniger hochwertig, aber immer noch sehr prunkvoll werden Ehrenzeichen heute noch ausgegeben.
In der Schau werden besonders die Unterschiede zwischen Erster und Zweiter Republik gegenübergestellt. Zu sehen sind so gut wie alle vom Bundespräsidenten oder Landeshauptleuten vergebene Ehrenzeichen und Verdienstorden. Ergänzt wird die Ausstellung von sämtlichen Ehrenzeichen, Verdienstkreuzen und Ehrenkreuzen für Kunst und Wissenschaft sowie den Ressortauszeichnungen des Innen- und Verteidigungsministeriums - darunter auch die jüngst eingeführte Covid-19-Erinnerungsmedaille.
Während aus der Steiermark die ganze Bandbreite an Würdigungen zu sehen ist, können diese auch mit einer breiten Palette an Ehrenzeichen aller anderen Bundesländern verglichen werden. Spannend sind dabei jene aus Tirol, wo beispielsweise das Ehrenzeichen des Landes Tirol nicht am Band sondern an einer Kette getragen wird - ähnlich wie in Kärnten, erklärte Kurator Karl Preitler. Erklärt werden auch die unterschiedlichen Trageweisen, Ausführungen für Frauen und Männer sowie auch Fälle von Aberkennungen wie jene bei Heinrich Gross. In der Steiermark gab es übrigens auch bereits drei Fälle von Aberkennungen: "Da war ein Heiratsschwindler, ein Sportfunktionär und jemand aus dem Katastrophenschutz dabei", so Müller. Auch im Begleitband berichten Insider aus dem "Nähkästchen der Verleihpraxis".
In der Steiermark werden übrigens jährlich 70 bis 90 Ehrenzeichen unterschiedlicher Klassen vergeben. Die höchste Auszeichnung ist der Ehrenring des Landes Steiermark, den zuletzt Wissenschafter Wolfgang Mantl und Unternehmer Helmut List erhalten haben. Insgesamt wurde er seit 1960 erst 121 Mal vergeben, acht davon gingen an Frauen.
Die Überreichung diverser Ehrenzeichen hatte sich zuletzt in der Steiermark gehäuft, was laut Protokollchef Michael Tiefengruber daran liegt, dass wegen Corona viele Würdigungen nicht übergeben werden konnten. Das werde nun nachgeholt. Im Vergleich mit anderen Bundesländern würden in der Steiermark eher weniger Ehrenzeichen vergeben. Der Frauenanteil liege derzeit bei bis zu 25 Prozent, so Tiefengruber. Vor knapp 20 Jahren seien es gar nur vier bis fünf Prozent gewesen.
Bei den Ehrenzeichen gilt übrigens das Anregerprinzip: Dritte müssen Kandidatinnen und Kandidaten vorschlagen. Unter Männern sei diese Kultur ausgeprägter, weshalb immer noch deutlich mehr Männer Ehrenzeichen erhalten würden, erklärte Tiefengruber. Seitens des Landes Steiermark sei man daher auch aktiv auf der Suche nach Frauen, die Ehrenzeichen verdienen.
(S E R V I C E - Von 5. Mai bis 30. Oktober - www.muenzkabinett.at )
Zusammenfassung
- Insgesamt wurde er seit 1960 erst 121 Mal vergeben, acht davon gingen an Frauen.