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Roman "Reservoir Bitches": Hardboiled-Feminismus aus Mexiko

Heute, 05:01 · Lesedauer 2 min

Sie kämpfen, tricksen, töten: Dahlia de la Cerda beschreibt in ihrem in Kurzgeschichten aufgebauten Roman "Reservoir Bitches" die Schicksale von Frauen in Mexiko, die alles tun, um zu überleben. Denn alle drei Stunden und 25 Minuten stirbt im Land eine Frau, "zerstückelt, erdrosselt, vergewaltigt ...", heißt es an einer Stelle im Debüt der Autorin. Es sind brutale Storys, oft nahe am Hardboiled, durchtränkt von schwarzem Humor und letztendlich zutiefst feministisch.

Von Anfang an stellt de la Cerda klar, dass sie keine leichte Kost auftischt: In der ersten Geschichte mit dem harmlosen Titel "Petersilie und Coca-Cola" beschreibt sie explizit, wie eine Frau selbst eine Abtreibung vornimmt. Der erste Satz der zweiten Story fasst dann perfekt den gesamten Episodenroman zusammen: "Alles, was krass anfängt, hört auch krass auf." Auf dem Weg zum Ende begegnet man Protagonistinnen unterschiedlichster Charakterprägungen in Situationen, die kaum ein Happy End zulassen.

Im Finale ("Die Knochensammlerin" ist als einzige Episode in mehrere Kapitel unterteilt) spricht die Autorin durch die dortige Ich-Erzählerin Klartext: "Mexiko ist ein frauenfressendes Monster. (...) Tote Frauen, die heraussprudeln aus Flüssen, Abwasserkanälen, Wüstensand. Leichen, die in schwarzen Säcken im Müll verschwinden. Hundefutter. Entsorgte Frauen. Geköpfte Frauen. Erdrosselte Frauen. Zerstückelte Frauen. Vergewaltigte Frauen." De la Cerda gibt Opfern eine Stimme, lässt sie ihre Schicksale erzählen, aber auch Hinterbliebenen ihre Leiden.

Zugleich zeichnet die 40-Jährige kein eindimensionales Bild. In einer Geschichte geht die Auftragskillerin eines Drogenbosses ihrem skrupellosen "Handwerk" nach, in einer anderen bringt eine Mutter in religiöser Verblendung Gott ein Opfer dar: ihren Sohn. Auch Frauen morden in "Reservoir Bitches", ihre Leben sind von der Kriminalität, Armut und dem Machismus des Landes geprägt. Die Armenviertel sind ebenso Schauplätze der überaus gewalttätigen Handlungen wie das Luxusanwesen eines Drogenbosses. De la Cerda lässt die Luxus-Influencerin ebenso sprechen wie Prostituierte.

Mitunter "überraschend zärtlich"

Hart, ungeschönt, radikal und mitunter "überraschend zärtlich", wie es am Buchumschlag treffend heißt, ist das Potpourri an "Reservoir Bitches". De la Cerda wurde für diese gallige Gesellschaftskritik für den Internationalen Booker Prize 2025 nominiert. Die Autorin ist Mitbegründerin der feministischen Organisation Moras Help Moras und lebt in Aguascalientes, Mexiko.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Dahlia de la Cerda: "Reservoir Bitches", Verlag Culturbooks, übersetzt von Johanna Malcher, 184 Seiten, 23,50 Euro)

Zusammenfassung
  • Dahlia de la Cerdas Roman 'Reservoir Bitches' beschreibt in brutalen Kurzgeschichten die Schicksale von Frauen in Mexiko, die oft von Gewalt und schwarzem Humor geprägt sind.
  • Alle drei Stunden und 25 Minuten stirbt in Mexiko eine Frau, was die Dringlichkeit der Themen im Roman unterstreicht und die gesellschaftlichen Missstände anprangert.
  • Der Roman wurde für den Internationalen Booker Prize 2025 nominiert, und die Autorin ist Mitbegründerin der feministischen Organisation Moras Help Moras.