APA/Wolfgang Huber-Lang

Österreichisches Projekt in Paris verbindet Sport und Kunst

1924 gab es bei den Olympischen Spielen in Paris auch fünf Kunstwettbewerbe, für Baukunst, Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei. Medaillen gab es für Österreich dabei keine. Noch medaillenlos versammelte sich auch am Montagnachmittag die rot-weiß-rote olympische Fan- und Funktionärsgemeinde in der Österreichischen Botschaft zu einer Kunstaktion samt Empfang. Aktive Olympiasportler zogen es vor, dem Event fernzubleiben und sich auf ihre Wettkämpfe zu konzentrieren.

"Actif / Réactif" nennen der 1976 in Johannesburg geborene Marcus Neustetter und der 1946 geborene Wiener Walter Stach ihr für Paris konzipiertes Projekt. Seit vielen Jahren arbeiten sie zusammen und haben schon in mehreren Projekten Kunst und Sport zu verbinden versucht - erstmals 2008 zur Fußball-Europameisterschaft, während der sie in Johannesburg public viewing und public painting verbanden, zuletzt 2023 anlässlich der Europaspiele in Krakau.

"Viele Werte werden von Sport und Kultur geteilt: Freundschaft, Respekt, Gleichheit und Exzellenz etwa. Aber Sport und Kunst zu verbinden - so leicht ist das nicht", weiß Julia Thallinger, seit Herbst Direktorin des Österreichischen Kulturforum Paris. "Die Kulturolympiade wurde in Paris groß aufgezogen. Wir haben das dankbar aufgenommen und bewusst nach etwas gesucht, das einen niederschwelligen Zugang bietet. Es geht uns mehr um den Prozess als um das Endresultat." Und der gestaltete sich am Montag als abwechslungsreiches Action Painting.

Zunächst versuchten Neustetter und Stach in einem der Botschaftsräume mit Pinsel und Farbe auf einem auf den Boden ausgebreiteten weißen Stoff auf die Geschehnisse einer Olympiaübertragung zu reagieren. Das gestaltete sich auch deshalb nicht allzu einfach, weil es Empfangschwierigkeiten gab. Als es dann klappte, kamen zwei Boxer ins Bild - und die beiden Künstler warfen sich in eine Farbenschlacht, bei der am Ende Rot und Blau dominierte - ob als Hommage an die Trikolore des Gastgeberlands oder an die Dressen der beiden Sportler.

"Manchmal klappts, manchmal klappt's nicht", zeigte sich Neustetter danach über das Ergebnis des Gegen- und Miteinanders gelassen. Stolz präsentierte er dagegen gemeinsam mit Stach das auf einer langen Papierrolle festgehaltene Resultat einer gemeinsamen Aktion mit Vertretern der Initiative "Yoga and Sport with Refugees", die anschließend auch rund um einen im Garten aufgestellten Tischtennistisch Aufstellung nahmen. Verstärkt wurden ihre Bemühungen, Bewegungen von Ball und Schlägern auf dem ausgebreiteten Papier in Linien und Farbflächen zu verwandeln, durch zwei prominente Mitspieler und -maler: Botschafter Wolfgang Wagner und ÖOC-Präsident Karl Stoss hatten sich ebenfalls Farbstifte geschnappt und mischten eifrig mit.

"Kunst, Kulinarik und Sport verbinden die Menschen ganz ohne Fremdsprachen und zeigen: Das friedliche Miteinander ist möglich", versicherte Stoss und zeigte sich im Gespräch mit der APA von Thomas Jollys Inszenierung der Eröffnungsshow nicht restlos begeistert: Einerseits sei sie etwas zu langatmig gewesen, andererseits müsse man sportliche Prinzipien wie Fairness, Toleranz und Respekt auch von der Eröffnung erwarten können. Das sei nicht immer gewahrt gewesen, spielte Stoss auf die in Kritik geratene Nachstellung des "Letzten Abendmahls" an.

Botschafter Wagner, stolzer Hausherr des seit 75 Jahren im Besitz der Republik Österreich stehenden Hôtel particulier unmittelbar beim Hôtel des Invalides, verwies auf zwei besondere Zusammenhänge mit den Olympischen Spielen. Kaum zwei Kilometer von hier sei Baron Pierre de Coubertin, der "Erfinder" der Olympischen Spiele der Neuzeit, geboren. Und wenige hundert Meter von der Botschaft wurde die Bogenschießanlage aufgebaut - unüberhörbar, denn just zum Zeitpunkt des Empfangs holte Frankreich im Männer-Teambewerb hinter Südkorea die Silbermedaille. "Wir sind mitten in Olympia", schmunzelte Wagner.

Auch "Actif / Réactif" ist in der Mitte angelangt. Für die kommenden Tage haben sich Marcus Neustetter und Walter Stach u.a. Zeichen- und Malaktionen in den Stadien für Wasserpolo und Tischtennis sowie Ausstellungen an öffentlichen Plätzen vorgenommen. Die Abschlusspräsentation ist für Freitag avisiert. Die Location stand am Montagabend noch nicht fest. Neustetter ist sich sicher, dass das "Maison d' Autriche" im Parc Montsouris ein passender Rahmen wäre.

Noch länger ist ein anderes österreichisches Projekt im Rahmen der Kulturolympiade zu sehen: Eine 20 Meter hohe "Himmelsleiter" der Wiener Künstlerin Billi Thanner schmückt bis 15. September das Innere der Kirche Saint-Eustache im Zentrum der französischen Hauptstadt.

(S E R V I C E - https://austrocult.fr/; https://marcusneustetter.com/; https://www.wstach.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Projekt 'Actif / Réactif' von Marcus Neustetter und Walter Stach verbindet Kunst und Sport und wurde in der Österreichischen Botschaft in Paris vorgestellt.
  • Bei der Veranstaltung gab es eine Kunstaktion mit Action Painting, an der auch Botschafter Wolfgang Wagner und ÖOC-Präsident Karl Stoss teilnahmen.
  • Ein weiteres österreichisches Kunstprojekt, die 20 Meter hohe 'Himmelsleiter' von Billi Thanner, ist bis 15. September in der Kirche Saint-Eustache zu sehen.