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Neues Mitterer-Stück im Herbst im Vorarlberger Landestheater

Das Vorarlberger Landestheater wird die Spielzeit 2024/25 mit einem neuen Stück von Felix Mitterer über Vorarlbergs Landesdichter Franz Michael Felder (1839-1869) eröffnen. Premiere von "Aus seinem Leben" ist laut Intendantin Stephanie Gräve Ende September. Walter Fink, Obmann des Franz-Michael-Felder-Vereins, und Jürgen Thaler vom Felder-Archiv hofften, damit neue Schichten für das Werk des Bregenzerwälder Schriftstellers, Bauern und Sozialreformers begeistern zu können.

Intendantin Gräve sprach bei der Ankündigung des Theaterprojekts am Freitag in Bregenz von einem "wundervollen Geschenk". Es sei sofort klar gewesen, dass so ein Werk einen prominenten Platz im nächsten Spielplan erhalten müsse. Ein erster Entwurf für das Stück liege seit wenigen Tagen vor. Die Idee dazu gebe es bereits seit den 1980er-Jahren, erzählte Mitterer. Er tat 2009 bei einem Aufenthalt in Schoppernau, dem Heimatort des Dichters, den Ausspruch: "Franz Michael Felder sollte man eigentlich jeden Tag mindestens zehn Minuten lesen." Dieser ziert auch die sechsbändige Neuausgabe des Felder-Werks. "Es war mir ein Anliegen, dass Felder gewürdigt wird", so Mitterer, der eine vom Umfeld argwöhnisch beobachtete Gemeinsamkeit zwischen den beiden Schriftstellern ausmachte: "Lesen war in meiner Jugend nicht gefragt und in seiner schon gar nicht."

Kein Wunder also, dass Initiator Walter Fink, langjähriger Leiter der Kulturabteilung des ORF Vorarlberg, den Tiroler Autor als denjenigen auserkoren hat, der ein Felder-Stück "am besten umsetzen kann". Mitterer kenne den Bregenzerwald sehr gut, zudem hätten Randfiguren in seinem Werk einen besonderen Stellenwert. Der Felder-Verein und das gleichnamige Landesarchiv der Vorarlberger Landesbibliothek bemühen sich seit Jahrzehnten um eine breitere Rezeption des vielfältigen Werks des Dichters. Sollte man mit dem Stück neues Publikum für Felder interessieren können, vor allem die Jugend, "wäre ein schönes Ziel erreicht", so Fink.

Felder gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller Vorarlbergs, als Volksaufklärer und rebellischer Gesellschaftskritiker. Vom ultramontanen Klerus und der Obrigkeit stark angefeindet, war er 1866 Mitbegründer der fortschrittlichen "Vorarlberg'schen Partei der Gleichberechtigung". Er gründete eine Leihbibliothek, eine Viehversicherung und eine Molkereigenossenschaft, mit der er das Monopol der als "Käsgrafen" bekannten Großhändler aufzubrechen versuchte. Felders Leben war kurz, aber bewegt, wie Mitterer schilderte: "Er hatte ein unglaubliches Schicksal". So verpfuschte ein Arzt bei einer Operation im Kindesalter Felders Auge, die Bauern ließen ihn bei einem Sturz in die Hochwasser führende Bregenzerache beinahe ertrinken und er musste den frühen Tod seiner geliebten Frau hinnehmen. Um Bücher kaufen zu können, arbeitete Felder unter anderem als Holzschindelmacher und Weber. Keine 30 Jahre alt, starb er 1869 an Tuberkulose. "Er hat so viel geleistet in seiner kurzen Lebenszeit", betonte Mitterer, es sei daher sehr wichtig, über Felder zu schreiben.

Zum Inhalt des Stücks wurde nur wenig verraten. Felder-Archivleiter Thaler, der bereits einen Blick hineinwerfen konnte, berichtete, Felder habe ein Stück über seinen aus Frankreich zurückgekehrten Cousin geschrieben, zerriss das Werk aber in einer Schaffenskrise. Er habe nun das Stück geschrieben, das zu Felders Zeit wohl noch nicht möglich gewesen wäre, ergänzte Mitterer. "Vorarlberg hatte wahnsinniges Glück mit seinem Landesdichter", betonte Thaler. Felder, der mit voller Energie auf seine Gegenwart zugegangen sei, habe ein tolles Werk hinterlassen, darunter seine Autobiografie "Aus meinem Leben". Diese sei in den 2000er-Jahren kaum mehr erhältlich gewesen, man habe sich um eine Neuauflage sehr bemühen müssen. Unter anderem mit einer Ausstellung im vorarlberg museum 2014 und einem Stück am Landestheater in der Pandemiezeit nahm die Felder-Begeisterung wieder Fahrt auf. "Wir haben Felder entstaubt", so Thaler. Felder sei derzeit am Höhepunkt seiner Rezeption, in einem "goldenen Zeitalter".

(S E R V I C E - Vorarlberger Landestheater: https://landestheater.org - Franz-Michael-Felder-Verein: www.felderverein.at - Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek: https://vlb.vorarlberg.at/was-haben-wir/felder-archiv - Franz Michael Felder: "Aus meinem Leben", Mit einem Nachwort von Walter Methlagl, 344 Seiten. Libelle Verlag, 2004)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Vorarlberger Landestheater wird die Spielzeit 2024/25 mit einem neuen Stück von Felix Mitterer über Vorarlbergs Landesdichter Franz Michael Felder eröffnen.
  • Premiere von "Aus seinem Leben" ist laut Intendantin Stephanie Gräve Ende September.
  • Unter anderem mit einer Ausstellung im vorarlberg museum 2014 und einem Stück am Landestheater in der Pandemiezeit nahm die Felder-Begeisterung wieder Fahrt auf.
  • "Wir haben Felder entstaubt", so Thaler.