APA/APA / ImPulsTanz/Klaus Gigga

Mix aus Performance und Videogame enttäuschte bei ImPulsTanz

Der 1986 geborene Oberösterreicher Thomas Köck zählt zu jenen Theaterautoren, die versuchen, die Grenzen des Genres in alle Richtungen auszuloten. So verwundert es nicht, ihm auch im Programm des ImPulsTanz-Festivals zu begegnen, obwohl in seinem Stück nicht sonderlich viel getanzt wird. Im Gastspiel einer beim Next Level Festival Essen uraufgeführten Produktion, die am Montag ein einziges Mal im Burgtheater gezeigt wurde, ging es vielmehr um die Zukunft des Mediums Oper.

"opera - a future game" kam in einer "vienna edition" auf die Burgtheater-Bühne, auf der auch das Publikum Platz nehmen konnte. Das angekündigte "immersive Erlebnis" mit diesem "post(operatischen)-apokalytischen video spiel essay" entpuppte sich jedoch bloß als Einladung an eine einzelne Zuschauerin, sich mittels Konsole durch den digitalen und über eine Großprojektion das 75-minütige Geschehen prägenden Spielraum zu bewegen - eine gefährliche Preisgabe der Oberhoheit über die Handlungsführung, wie sich gestern herausstellte. Stößt die Spielerin rasch an ihre eigenen Grenzen, stellt sich bald Langeweile ein - diese wohl von jedermann bereits gemachte Videospielerfahrung gab es diesmal als Kollektiverlebnis.

Der deutsche Regisseur Michael von zur Mühlen, der Game Design, Regie und Animation beisteuerte, schuf eine digitale Hafenlandschaft, in der ein Tsunami oder eine andere Katastrophe Spuren hinterlassen hat: gestrandete Transportschiffe, Autowracks, das Blechgehäuse eines Busses. In dieser postapokalyptischen Umgebung findet sich ein verlassenes Operntheater, in dem gerade ein "Festlicher Opernabend" geprobt oder aufgeführt wird. Zusammenhänge erschließen sich nicht, immerhin kommen so auch Gesangspassagen zu Musik von Ole Hübner, ein paar bunte Pappfiguren und Akteure in Datenanzügen ins Spiel. Ist das nun kindisch oder experimentell? Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Visionär ist es jedenfalls ebenso wenig wie erhellend.

"Moving on was the only direction that still existed", hieß es in einem der von Autor Thomas Köck persönlich auf englisch vorgetragenen Texte, die den Gemeinplatz jedoch selten verließen. Immerhin sorgte Köck für einen der raren ironischen Momente, die der geballten Bedeutungslast des ziemlich Retro wirkenden Abends ein wenig ihre Schwere nahmen: Auf der Bühne in einen Männerrock gekleidet, interagierte und grimassierte Köck gekonnt mit seinem Hosen tragenden digitalen Avatar. "We all need to recalibrate sometimes", wird den Besuchern mitgegeben. Höflicher Applaus am Ende. Und eine kollektive Hoffnung: Die Zukunft der Oper möge bitte anders aussehen.

(S E R V I C E - Thomas Köck & Michael v. zur Mühlen: "opera - a future game / vienna edition", mit Musik von Ole Hübner und Texten von Thomas Köck, basierend auf der Oper "opera, opera, opera! revenants&revolutions", Österreichische Erstaufführung im Burgtheater, www.impulstanz.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Der 1986 geborene Oberösterreicher Thomas Köck zählt zu jenen Theaterautoren, die versuchen, die Grenzen des Genres in alle Richtungen auszuloten.
  • Im Gastspiel einer beim Next Level Festival Essen uraufgeführten Produktion, die am Montag ein einziges Mal im Burgtheater gezeigt wurde, ging es vielmehr um die Zukunft des Mediums Oper.
  • Höflicher Applaus am Ende. Und eine kollektive Hoffnung: Die Zukunft der Oper möge bitte anders aussehen.