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Madrider Ausstellung über "Marcel Proust und die Künste"

Heute, 08:05 · Lesedauer 4 min

Den Werken des großen französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) merkt man vor allem eines schnell an: seine Begeisterung für die Künste und die Moderne. Seine Faszination für Musik, Theater und insbesondere die Malerei spiegelt sich in fast all seinen Werken wider. Wie groß die Bedeutung anderer Kunstsparten in seinem Werk und in seinem Leben war, zeigt ab Mittwoch das Madrider Thyssen-Bornemisza Museum in der Ausstellung "Marcel Proust und die Künste".

Um Marcel Prousts Geschichten und Romanfiguren, aber auch sein Lebensgefühl und seine künstlerischen Inspirationsquellen besser verstehen zu können, ist es wichtig, auch sein Paris zu kennen. Jene kosmopolitische und pulsierende Hauptstadt der Dritten Republik, Ende des 19. Jahrhunderts der Inbegriff der Moderne, die nicht nur Proust und andere Schriftsteller seiner Zeit faszinierte, sondern auch die damaligen impressionistischen Maler, die Proust nicht nur bewunderte, sondern von denen auch einige zu seinen Freunden zählten.

Es ist das Paris der großen Transformationen nach der Stadtreform durch Baron Haussmann. Es ist das Paris der aufkommenden Elektrizität, der Autos, der Theater, der Restaurants und Cafés und natürlich der Künste. Prousts frühe Begeisterung für dieses Paris der Moderne, aber auch seiner Darstellung durch die angesagten Impressionisten, die eine Zeit der Erneuerung der Künste einläuteten, thematisierte Proust sogleich in einem seiner ersten veröffentlichten Werke "Freuden und Tage" (1896).

Eine von der französischen Nationalbibliothek geliehene Erstausgabe des Romans eröffnet die Madrider Ausstellung und führt zugleich in einen Reigen von Meisterwerken ein, in denen Künstler wie Edouard Manet, Pierre-Auguste Renoir, Eugène Boudin oder Claude Monet Orte in Paris, aber auch an den Stränden Nordfrankreichs verewigten, die ebenfalls zum Schauplatz von Prousts Romanen wurden. Jean Bérauds "Modistin auf den Champs-Élysées", Georges Steins und Raoul Dufys Darstellungen von der Avenue de Bois oder die Rue Saint-Honoré von Camille Pissarro sind nur einige Beispiele.

Rembrandt, Vermeer und Watteau

Marcel Proust ließ diese Orte nicht nur zu den Schauplätzen seiner Romanhandlungen werden. Er thematisierte seine Begeisterung für die Malerei und seine Besuche im Musée du Louvre sogar explizit in seinen Büchern. So auch in seinem Meisterwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", das zwischen 1913 und 1927 in sieben Teilen veröffentlicht wurde und von dem eine Erstausgabe ebenfalls im Thyssen-Museum neben insgesamt 136 Werken gezeigt wird. Sie stammen von Frankreichs Impressionisten, aber auch von anderen Künstler, die Proust stark beeinflussten, wie Rembrandt, Vermeer, Van Dyck, Antoine Watteau, William Turner oder James McNeill Whistler.

Ein schönes Beispiel dafür, welche Bedeutung beispielsweise das Theater im damaligen Paris für Proust spielte, ist das eindrucksvolle Gemälde von George Clairin, das als Leihgabe aus dem Pariser Petit Palais stammt. Es zeigt die damals angesagte Schauspielerin Sarah Bernhardt, die Proust für die in der "Suche nach der verlorenen Zeit" immer wieder auftauchende Figur der Berma inspirierte. Einer der Protagonisten des Mammut-Werks ist Charles Swann. Als sein Vorbild diente dem Autor der Kunstkritiker und Sammler Charles Haas, der zu Prousts Freunden gehörte. In der bis 8. Juni laufenden Madrider Schau ist Haas unter anderem auf Gemälden von James Tissot und León Bonnat zu sehen.

Reims und Venedig

Auch Mode, Skulpturen und Architektur beeinflussten Prousts Romane inhaltlich wie ästhetisch zutiefst. In Paul César Helleus Gemälde vom "Inneren der Kathedrale von Reims" (1892) kommt Prousts Faszination für Frankreichs gotische Kirchen zum Ausdruck, die er vor allem über die Schriften des Kunsthistorikers John Ruskin vertiefte. Eine der neun Ausstellungssektionen widmet sich auch Proust Begeisterung für die Stadt Venedig.

In "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" lässt Marcel Proust den Erzähler erklären: "Dank der Kunst verfügen wir, anstatt nur eine einzige Welt - die unsere - zu sehen, über eine Vielheit von Welten, das heißt über so viele, wie es originale Künstler gibt, Welten, die untereinander verschiedener sind als jene anderen, die im Unendlichen kreisen ..." Auch Proust sah in der Kunst die Möglichkeit, die Enge der eigenen Wahrnehmung zu durchbrechen. Ausstellungskurator Fernando Checa hofft einen ähnlichen Effekt von seiner Ausstellung: "Hoffentlich bewirkt sie, dass Besucher, die Marcel Prousts Werk nicht kannten, einen seiner Romane lesen."

(S E R V I C E - www.museothyssen.org)

Zusammenfassung
  • Im Madrider Thyssen-Bornemisza Museum zeigt die Ausstellung 'Marcel Proust und die Künste' bis zum 8. Juni 136 Werke, die Prousts Begeisterung für die Künste und seine Inspirationsquellen beleuchten.
  • Prousts berühmtes Werk 'Auf der Suche nach der verlorenen Zeit', veröffentlicht zwischen 1913 und 1927, wird neben Meisterwerken von Künstlern wie Manet und Monet präsentiert.
  • Die Ausstellung hofft, Besucher für Prousts Werke zu begeistern und sie zum Lesen seiner Romane zu inspirieren.