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Landschaften, die süchtig machen: Brandl im Künstlerhaus

"THINK BIG", heißt die Ausstellung, und das dürfte sich der Wiener Rechtsanwalt Thomas Angermair schon immer gedacht haben. Nicht nur wird seine Präsentation von Werken Herbert Brandls, die am Donnerstagabend in der "Künstlerhaus Factory" in Wien eröffnet wurde, von zehn wirklichen Großformaten dominiert, auch beträgt die Zahl der Werke des 1959 in Graz geborenen Künstlers in seiner Sammlung ein Vielfaches. Einige Skulpturen und ein Kleinformat ergänzen die Schau.

Die bis 5. November laufende Sammlungspräsentation ist zweiter Teil einer Serie, mit der Günther Oberhollenzer, neuer künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Wien, einerseits Einnahmen generieren will, anderseits Sammler stärker ans Haus binden möchte. Den Auftakt machte im April und Mai der Sammler Johann Zwiletitsch, der eine Auswahl von Bildern der Kärntner Malerin Maria Legat zeigte. Künftig sollen mehrere solcher Präsentationen einen programmatischen Roten Faden bilden, mit dem die großen Ausstellungen ergänzt werden, sagte Oberhollenzer im Gespräch mit der APA. Mit der gemeinsam mit dem Sammler getroffenen Auswahl könne er sich "zu 100 Prozent identifizieren". Und sie kann sich auch sehen lassen.

Die großen Gemälde, aus der Zeit 2003 bis 2013 stammend, haben Museumsformat und lassen eintauchen in die Brandl'schen Bilderwelten, die von eher abstrakten Farbflächen, wie auf einem jener Bilder, die 2007 auf der Biennale in Venedig gezeigt wurden, bis zu den ab 2000 entstandenen und von realen Vorbildern etwa in den Dolomiten oder im Himalaya inspirierten Natur- und Gebirgslandschaften reichen. "Man kann sich schon fragen, was macht diese Landschaft heute da, ohne Autobahn, ohne Menschen, ohne Zivilisation. Das ist ja keine reale Landschaft. Es ist auch keine ideale Landschaft. Es ist eine Landschaft aus Farben, die aus dem Pinsel rinnt", sagt Brandl dazu. Als kleiner ironischer Kontrapunkt sind auch einige von Brandls Katzen oder Hyänen darstellende Tier-Bronzen im Ausstellungsraum verteilt. Sie zeigen: Die Kunstwelt Herbert Brandls ist zwar menschenleer, aber überaus lebendig.

Und Angermair? Der bekennt, dass die Arbeiten Brandls eigentlich mit Warnhinweisen versehen werden sollten: "ACHTUNG! Das Betrachten dieses Werks kann süchtig machen!" Ihm gehe es etwa mittlerweile so, dass er sich nicht mehr von den Gemälden an eine bestimmte Landschaft erinnert fühle, sondern bei Bergwanderungen mittlerweile den Eindruck habe, "dass sich die Natur mit erheblichem Aufwand bemüht, die Arbeiten Brandls bestmöglich nachzuahmen!"

(S E R V I C E - Ausstellung "Herbert Brandl - THINK BIG. Aus der Sammlung Thomas Angermair", Künstlerhaus Factory, Wien 1, Karlsplatz 5, bis 5. November, Mo bis So 10-18 Uhr)

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  • "THINK BIG", heißt die Ausstellung, und das dürfte sich der Wiener Rechtsanwalt Thomas Angermair schon immer gedacht haben.