Kultregisseur Harald Sicheritz feiert 65. Geburtstag
Geboren wurde Harald Sicheritz 1958 als Sohn eines AUA-Piloten in Stockholm, er wuchs allerdings im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten auf - eine soziale Prägung, deren Relief sich auch in den meisten seiner späteren Werke mehr als deutlich abdrückt. Sicheritz wurde zum Porträtisten der österreichischen Unterschicht, des kleinbürgerlichen Wüterichs - ein Meister der Darstellung von Misanthropie und Anarchie, die er mit einer Prise Gesellschaftskritik würzt. Zunächst nahm der spätere Regisseur jedoch sein Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaft auf, dass er 1983 abschloss - mit einer Dissertation zum Thema "Wie unterhält das Fernsehen?".
Die ersten künstlerischen Erfolge feierte der junge Sicheritz dann aber nicht im TV oder Film, sondern in der Musik, zeichnete er als Bassist und Textautor der Gruppe Wiener Wunder doch auch für den Top-10-Hit "Loretta" aus 1986 mitverantwortlich. Parallel war der Wiener damals auch als Journalist tätig und dabei etwa in den frühen 80er-Jahren am ORF-Jugendmagazin "Ohne Maulkorb" beteiligt.
Seine wirkliche Berufung fand Sicheritz dann aber im Regiesessel, den er eindrucksvoll 1993 mit seinem Spielfilmdebüt "Muttertag" erklomm - ein Kultfilm bis heute, der zugleich als Mitbegründer es österreichischen Kabarettfilms gilt. Sicheritz verhalf damit späteren Größen des Genres wie Alfred Dorfer, Andrea Händler oder Reinhard Nowak zum Leinwanddurchbruch - wobei ihn vor allem mit dem einstigen Debütanten Roland Düringer eine enge künstlerische Beziehung verbinden sollte.
So schrieben die beiden gemeinsam die Lustspiele "Hinterholz 8" (1998) und "Poppitz" (2002) - mit 617.597 respektive 441.106 Besuchern der erfolgreichste respektive der dritterfolgreichste österreichische Spielfilm der vergangenen 35 Jahre. Und auch beim dritten Rennpferd aus dem Stall Sicheritz, das es mit 272.849 Zuschauern auf Platz 9 der Top Ten schaffte, "MA 2412 - Die Staatsdiener" (2003), war Düringer als Co-Autor und erneut in der Hauptrolle beteiligt. Nicht immer konnte der Regisseur mit seinen Filmen die Massen ins Kino locken, verzeichnete sein elftes und bis dato letztes Werk, die 2017 präsentierte Nahostkomödie "Baumschlager" mit Thomas Stipsits, doch "lediglich" 35.495 Kinobesuche.
Die unbestreitbaren Erfolge an den Kinokassen blieben jedoch nicht das einzige Betätigungsfeld des auf Humor gebuchten Filmschaffenden, war und ist Sicheritz doch neben der Arbeit für die Leinwand immer auch fürs Fernsehen tätig. Legendäre TV-Klassiker wie "MA 2412" - samt der 2022er-Reprise "Weber & Breitfuß"-, der "Kaisermühlen Blues", "Vier Frauen und ein Todesfall" oder der Hit "Vorstadtweiber" gehen mit auf sein Konto. Hinzu kommen unzählige Werbespots oder Beiträge zu Formaten wie dem "Tatort". Und auch eines der neuesten Projekte des Erfolgsregisseurs kam aus dem Krimigenre, legte er doch im Vorjahr mit "Broll + Baroni - Für immer tot" eine Adaption der Max-Broll-Krimis von Erfolgsautor Bernhard Aichner vor. Historisch gestaltet sich indes das jüngste Vorhaben des Vielarbeiters, widmet er sich in seinem nächsten Kinofilm doch unter dem Titel "Bruno" der Lebensgeschichte des jungen Kreisky.
2009 gehörte Sicheritz, der als Kämpfer bereits Knochenkrebs und einen schweren Autounfall überlebt hat, zu den Mitbegründern der Akademie des Österreichischen Films. Und auch wenn Sicheritz immer ein wenig mit der in seinen Augen fehlenden Anerkennung durch das Feuilleton haderte, sprang in den vergangenen Jahren doch die Kulturpolitik in die entstandene Lobeslücke. So wurde dem Regisseur 2013 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien und 2016 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.
(S E R V I C E - www.sicheritz.com)
Zusammenfassung
- Er ist nach Quote und Einspielergebnis gerechnet der erfolgreichste Regisseur Österreichs der vergangenen Jahrzehnte: Harald Sicheritz.
- Seine Komödien wie "Muttertag", "Hinterholz 8" oder "Poppitz" dominieren die Hitparaden der meistbesuchten heimischen Filme, seine Fernsehserien wie "Vorstadtweiber", "Kaisermühlen Blues" oder "MA 2412" bannten die Massen vor den Fernsehern.