APA/APA/Schauspielhaus Salzburg/Ernst Wukits

Köhlmeiers "Antigone" im Salzburger Schauspielhaus gefeiert

Seit 25 Jahrhunderten wird die Geschichte von Antigone immer wieder neu erzählt und interpretiert. Die jüngste Bearbeitung des Stoffes nach Sophokles stammt von Michael Köhlmeier und feierte unter der Regie von Robert Pienz am Samstagabend eine erfolgreiche Uraufführung im Schauspielhaus Salzburg.

Bei "Antigone" handelt es sich nicht um die erste Bearbeitung einer klassischen Sage. Köhlmeier erlangte große Beachtung mit seiner Nacherzählung der Sagen des klassischen Altertums oder auch des "Nibelungenlieds". Nun hat sich der Autor also die fünfaktigen Tragödie um Antigone vorgenommen, die wie ihr Köhlmeier in den Mund legt, "durch Gutes tun einen schlechten Ruf erlangt". Mit seiner einfachen und teils auch alltäglichen Sprache ist es dem Autor zwar gelungen, den Stoff verständlicher zu machen, weniger erschlagend wurde er dadurch allerdings nicht, da sich Köhlmeier an jedem Akt abgearbeitet und nur beim Personal gekürzt hat, was den Abend mit gut zwei Stunden ohne Pause phasenweise sehr streckte.

"Antigone" ist das Ende eines der längsten mythologischen Familiendramas. Wer noch nie mit dem Stoff in Berührung war oder im Griechisch-Unterricht nicht aufgepasst hat, hatte jedoch keine Verständnisprobleme zu befürchten, da Köhlmeier drei bunte Gestalten, die die kommentierende Funktion des Chores bei Sophokles übernahmen, immer wieder erzählerische Exkursionen leiten lies. Hier boten Rene Eichinger, Michael Zehentner und Michael Graf hinter gestrickten Masken versteckt und unter Einsatz von Körper und Stimme auch immer wieder komische Momente, was einige Lacher brachte.

Auch wenn im Programm angekündigt war, dass Köhlmeier den Stoff neu interpretieren wollte und auch auf Fragen nach notwendigen Schritten nach dem Krieg und die Rolle von Staat und Mensch bei der Wiederherstellung des Friedens prüfen wollte, so stand am Ende doch das Familiendrama im Zentrum. "Diese verdammte Verwandtschaft!", ruft Kreon einmal quer durch den Raum, den Olaf Salzer als einen sehr über den Dingen erhabenen und süffisanten Herrscher spielte, der scheinbar nur zufällig in die Rolle des Machthabers über Theben gerutscht ist und nun alle Hände voll zu tun hat, sämtliche jüngere und aufmüpfige Familienmitglieder wie den impulsiven Sohn oder die beiden ungeliebten Nichten in Schach zu halten.

Die langen Dialogszenen wurden so zu interessanten Charakterstudien, in denen besonders Magdalena Lermer die Gelegenheit voll ausschöpfte zu zeigen, dass Antigone eine junge Frau ist, die viel zu früh erwachsen werden musste. Und Regisseur Robert Pienz ließ seinen Schauspielern mit seiner reduzierten und eher auf eindrucksvollen Standbildern basierten Inszenierung auch ausreichend Möglichkeiten, so mit den Rollen zu arbeiten. Diese schauspielerische Leistung, aber auch Stück und Inszenierung bejubelte das Publikum am Ende des Abends ausgelassen.

(S E R V I C E - Michael Köhlmeier: "Antigone" nach Sophokles. Regie: Robert Pienz, Ausstattung: Ragna Heiny, Musik: Georg Brenner, Licht: Marcel Busá. Auf der Bühne: Antigone: Magdalena Lermer, Ismene: Johanna Egger, Teiresias: Isabella Wolf, Kreon: Olaf Salzer, Eins / Wächter: Rene Eichinger, Zwei / Haimon: Michael Zehentner, Drei: Michael Graf. Weitere Termine: 19., 20., 22., 24., 27. und 28. September; www.schauspielhaus-salzburg.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Seit 25 Jahrhunderten wird die Geschichte von Antigone immer wieder neu erzählt und interpretiert.
  • Die jüngste Bearbeitung des Stoffes nach Sophokles stammt von Michael Köhlmeier und feierte unter der Regie von Robert Pienz am Samstagabend eine erfolgreiche Uraufführung im Schauspielhaus Salzburg.
  • Bei "Antigone" handelt es sich nicht um die erste Bearbeitung einer klassischen Sage.