Klaus Eckel: "Ich glaube ans Weiterwurschteln"
In seinem Kopf tut sich recht viel, das lässt sich an den vielen Themen ablesen, die nicht nur im Buch, sondern auch im Gespräch behandelt werden. Auf dem Kopf vermisst er kurz vor Interviewbeginn seine Lesebrille. Eine seiner Lesebrillen, die er ständig sucht. Auf dem Kopf war kurz zuvor noch der Fahrradhelm, denn der 50-Jährige ist per Fahrrad gekommen. Per E-Bike. Er wohne in Klosterneuburg, noch dazu auf dem Berg, da sei ein abendliches Heimkommen nach einer Vorstellung ohne Elektrounterstützung doch ein wenig mühsam, versichert er glaubhaft.
Seinen CO2-Fußabdruck klein zu halten, ist dem Kabarettisten ein Anliegen. Auch deswegen hat er auf "Humor-Nahversorger aus der Region" umgesattelt, Auftritte in Süddeutschland und Westösterreich radikal reduziert, und erreicht fast alle seine Termine mit dem Klimaticket. Seinen klimatechnischen Sündenfall hat er schon länger hinter sich: Eine Einladung zu zwei Auftritten in Hongkong gegen eine Woche freien Aufenthalt habe er sich einst nicht entgehen lassen, gesteht er.
Eckels bisher letztes Buch erschien 2021 und hieß "AllerDings". Dort sprach er in einem Self-Storage mit 30 Alltagsgegenständen, vom Kühlschrank bis zur Jogginghose, über den Menschen. "In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen" kommt nun ohne eine solche originelle Grundidee aus. Es wirkt wie das Manuskript eines seiner Programme und enthält auch so manche erschienene Kolumne. "Es ist mehr ein Klaus-Eckel-Lesebuch. Ich hab ja keine Fanartikel, also hab ich mir gedacht, ich mach' was, das die Leute kaufen können. Ich hoffe, es ist ein Buch, das ein bisschen gute Laune macht. Und nicht so anstrengend ist. Es ist wie TikTok zum Lesen."
"Ich kann die Realität nicht mehr übertreiben"
Der aus Döbling stammende Wiener, der einst als Logistiker im Frachtgewerbe Dinge berechnete, die heute eine KI wohl in Sekundenschnelle schafft, ehe er sich 2001 erstmals als Kabarettist versuchte, möchte aber nicht nur unterhalten, sondern auch Denkanstöße geben. Noch sei kein Fall bekannt, bei dem jemand an einer Überdosis Gedanken gestorben sei, schreibt er in seinem Buch. Also macht er sich um die kleinen Probleme ebenso Gedanken wie um die großen Krisen wie die Klimakrise, bei denen sich die Menschen als Meister des Verdrängens erwiesen. "'Klimaschutz mit Hausverstand' - das ist ja das Schlimmste!" Dennoch meint er: "Ich hab' noch immer Zuversicht. Ich glaube ans Weiterwurschteln. Weiterwurschteln ist ja der österreichische Beitrag zum Weltkulturerbe!"
Vieles laufe derzeit falsch, ja wirke wie ein Monty-Python-Film, gibt Eckel zu, der in seinem Buch als einen der Auswüchse unserer ressourcenverbrauchenden Irrsinns den Kauf eines französischen Sofas schildert. Die simplen Metall-Verbindungsteile, die fehlen und von ihm telefonisch urgiert werden, dürfen, obwohl sie massenhaft auf Lager sind, den Kunden nicht geschickt werden. Stattdessen muss das Sofa zurückgeben werden - worauf dieses als Mangelware geschreddert wird. "An dem Telefondialog ist nichts erfunden. Ich hab das genauso erlebt! Der Satiriker lebt ja von der Übertreibung. Ich bin zunehmend verzweifelt: Ich kann die Realität nicht mehr übertreiben."
Nächstes Plakat der Grünen: "SUV für alle!"
Dass die FPÖ nun mit ÖVP-Hilfe möglicherweise den nächsten Bundeskanzler stellen werde, mache ihn angesichts angesichts unzähliger anderslautender Wahlversprechen doch "ein bisschen baff", sagt Klaus Eckel. "Das nächste Mal sollten die Grünen 'SUV für alle' auf die Plakate schreiben - und verbieten sie nachher halt. Was vorher gesagt wird, ist mittlerweile völlig egal."
In den Ärger über unfähige Politiker mischt sich jedoch die Selbsterkenntnis: "Ich wäre höchstwahrscheinlich kein besserer Volksvertreter." Im Buch entwirft er Plakate allfälliger Wahlkampagnen in eigener Sache: "Unfair - aber zu allen!", oder "Korrupt, korrupter, Eckel". Die Frage "Wäre ich selbst tatsächlich so unkorrumpierbar?" könne er nicht wirklich beantworten, das Verlangen nach totaler Transparenz führe jedoch auf der anderen Seite dazu, dass kaum jemand mehr den Job machen wolle. Auch Eckel nicht.
Theaterkomödien statt Drehbücher
Auch ein anderer Job kommt für ihn nicht mehr infrage: jener des Drehbuchschreibers. Gemeinsam mit Thomas Mraz hat er das Drehbuch zur TV-Komödie "Eigentlich sollten wir" geschrieben - wird in Zukunft aber wieder die Finger davon lassen, "weil da ein Bruchteil von dem übrig bleibt, was ich geschrieben habe. Das hake ich ab." Was ihn aber mehr reizt ist das Schreiben von Theaterkomödien. "Ich würde am Theater gern viel mehr Komödien sehen, die sich kritisch mit unserer Gegenwart auseinandersetzen."
Deshalb ergreift der Viel- und Gernschreiber selbst die Initiative. Derzeit entsteht mit Co-Autor Paul Klambauer eine Komödie für fünf bis sechs Personen, die die Themen Arbeit und Einsamkeit auf humorvolle Weise behandelt und an der letzten Tankstelle Österreichs spielt. Viele weitere Idee habe er bereits im Kopf, sagt Klaus Eckel. Zur Inspiration müsse er nichts weiter tun, als mit offenen Augen durchs Leben gehen. Am schwierigsten zu schreiben sei eine Tragikomödie, sagt er. Gleichzeitig sei sie aber das lebensnahestes Genre, denn: "Wir Menschen sind schon tragikomische Figuren!"
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - Klaus Eckel: "In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen", Carl Ueberreuter Verlag, 184 Seiten, 20 Euro. Erscheint am 10. Februar)
Zusammenfassung
- Klaus Eckel plant ein neues Kabarettprogramm für 2026, während er weiterhin sein Programm 'Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht' spielt, das er 2022 herausbrachte.
- Sein neues Buch 'In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen' erscheint am 10. Februar und kostet 20 Euro.
- Eckel legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, nutzt das Klimaticket und hat seine Auftritte in Süddeutschland und Westösterreich reduziert.
- Er äußert sich kritisch zur politischen Lage in Österreich, insbesondere zur möglichen Kanzlerschaft der FPÖ mit Hilfe der ÖVP.
- Eckel zieht das Schreiben von Theaterkomödien dem Drehbuchschreiben vor und arbeitet an einer neuen Komödie, die Themen wie Arbeit und Einsamkeit behandelt.