Keramikkünstlerin Uli Aigner in Berlin: "One Million"
Den Vortrag im Berliner Bode-Museum hielt Rainald Franz, Kustos der Sammlung Glas und Keramik am Museum für angewandte Kunst in Wien. "Dem Material Ton haftet etwas Archaisches an. Ton ist eines der ersten Speichermedien", sagte er, und über drei von ihr bemalten Riesenvasen: "Uli Aigner stellt sich in die Jahrhunderte alte Tradition der Porzellanmalerei." Mit ihrem Projekt "One Million" schaffe sie eine Verbindung zwischen Handwerk und Digitalisierung, sagte Franz. Jedes einzelne Objekt aus ihren Händen, vom Eierbecher bis zur Trinkschale, erhält eine fortlaufende Nummer. Mittels aufgestempelten QR-Code darauf lasse sich in der Ausstellung dessen Genesis und Reise in die Welt erfahren.
Denn auf einer virtuellen Weltkarte hat Aigner den Verbleib ihrer Porzellangefäße in aller Welt festgehalten. Franz nennt dies "einen Kulturtransfer West-Ost, Ost-West im besten Sinne". 1000 bis 1200 Objekte stellt Aigner seit Beginn ihres Vorhabens 2014 pro Jahr her. Das Drehen des Tons und die Dokumentation der fertigen Gefäße mache inzwischen 20 Prozent ihrer Arbeit aus, sagte die Künstlerin im Gespräch mit der APA. "Ich wollte einen Riesenraum aufmachen, der nichts zu tun hat mit unserem in der Welt Sein."
Soeben ist sie dabei, im Zusammenhang mit "One Million" ein Forschungsprojekt zu inszenieren: Mittels KI soll es ermöglicht werden, mit ihr virtuell zu kommunizieren, etwa eine Vase in einem bestimmten Stil vergangener Jahrhunderte, zu bestellen. "Dem implizierten Wissen des Drehens stelle ich mein explizites Wissen gegenüber", sagte Aigner.
So wie das gesamte "One Million"-Projekt ist auch die neue Idee auf lange Zeit angelegt. "Die KI muss lernen, ich muss sie programmieren, das ist ein Projekt über mindestens zehn Jahre", so die Künstlerin. "Ich möchte das Sensorische über Computer übertragen. Mich interessiert der CAD-Apparatus, der mittels Roboterhänden Gefäße machen kann." Damit könnte das Projekt sie selbst überleben und tatsächlich irgendwann auf die Zahl von einer Million Keramikgefäßen kommen.
Die Künstlerin, die bei Peter Weibel gelernt hat und als dritte Person in Österreich über eine E-Mail-Adresse verfügt hatte, bezeichnet sich als "extrem technikaffin". Aigner: "Es geht um Handlungsspielräume als Künstlerin im 21. Jahrhundert." Ihre Ausstellung "Der Porzellancode - One Million by Uli Aigner" im Museum für Vor- und Frühgeschichte des Neuen Museums in Berlin läuft bis 28. Mai nächsten Jahres.
(S E R V I C E - https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/museum-fuer-vor-und-fruehgeschichte/home/)
Zusammenfassung
- Ihre Ausstellung "Der Porzellancode - One Million by Uli Aigner" im Museum für Vor- und Frühgeschichte des Neuen Museums in Berlin läuft bis 28. Mai nächsten Jahres.