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Kanadische Winter: Warum sind sie so kalt?

Kanadische Winter sind von Minusrekorden und extremen Schneefällen geprägt. Europa und Kanada liegen jedoch geografisch auf einer Höhe. Woher kommen die Unterschiede?

Wirft man einen Blick auf die Weltkarte, lässt sich schnell feststellen, dass Kanada eine viel größere und kompaktere Landmasse als Europa darstellt. Weite Teile des Landes reichen bis in die Polarzone, mit kurzen Sommern und deutlichen Minusgraden im Winter. Die große Inlandsfläche ist dabei stark vom kontinentalen Klima geprägt, welches sich durch große Temperaturunterschiede über das Jahr hinweg auszeichnet. Während der Sommer wie in unseren Breiten heiß ausfallen kann, ist der Winter umso kälter. Wie die Bezeichnung "kontinental" erahnen lässt, nehmen ozeanische Strömungen nur recht wenig Einfluss.

Europa hingegen wird vom Mittelmeer eingegrenzt und von Nord- und Ostsee geradezu zerklüftet. All diese Gewässer nehmen Einfluss auf ein vergleichsweise mildes Klima. Österreich befindet sich beispielsweise inmitten einer gemäßigten Klimazone, quasi ein Übergangsbereich ohne viel Extremwetter. Hier treffen das milde ozeanische Klima entlang der Atlantikküste mit dem Kontinentalklima in Russland zusammen. Richtig kalt wird es daher nur, wenn Luftmassen aus Sibirien über Zentraleuropa strömen.

Meteorologe Martin Puchegger erklärt, was es mit den kälteren Wintern in Kanada auf sich hat.

Die Auswirkungen des Golfstroms

Das milde Klima in Europa ist maßgeblich vom Golfstrom geprägt. Dabei handelt es sich um eine der größten Meeresströmungen der Erde. Benannt wurde der Golfstrom nach dem Golf von Mexiko. Dort, in der Karibik, wird das Wasser bis auf 30 °C erwärmt und fließt über den Atlantik auf den europäischen Kontinent zu. Über Irland bis hinauf zur norwegischen Küste macht sich der Effekt weithin bemerkbar, denn die Küsten bleiben hier meist eisfrei und auch die Vegetation erinnert eher an südlichere Gefilde. Ohne den Golfstrom müsste auch Europa mit strengeren Wintern rechnen. So wäre die Nordsee ähnlich der kanadischen Hudson Bay wohl monatelang vereist.

Klimatische Unterschiede durch Gebirgszüge

Nicht nur Meeresströmungen beeinflussen den klimatischen Unterschied, auch Gebirgszüge tragen ihren Teil bei. Betrachtet man Kanadas Höhenlagen, stechen die Rocky Mountains eindeutig hervor. Obgleich es sich dabei um ein eindrucksvolles Gebirge handelt, birgt sein nord-südwärts Verlauf Schwächen für die Region. Diese Ausrichtung lässt arktische Luftmassen aus dem Norden ungehindert passieren und schottet zudem das Inland von der milderen Pazifikluft ab. Lediglich der Küstenstreifen um Vancouver kann daher von einem fast mediterranen, jedoch regenreichen Klima profitieren.

Europas Gebirge haben einen gegenteiligen Effekt. Der Gürtel aus Pyrenäen, Alpen und Karpaten stellt eine von West nach Ost verlaufende Barriere dar. Arktische Luft kann deshalb nur über Umwege bis zum Mittelmeerraum gelangen. Die wärmere Seeluft, vom Golfstrom verstärkt, kann hingegen über Westwinde problemlos den europäischen Kontinent passieren und bringt milde, feuchte Luftmassen mit sich.

Das Klima einer Region hängt demnach nicht nur von der Lage auf den geografischen Breitengraden ab. Eine Reihe komplexer Faktoren aus Luftmassen, Gewässern und Oberflächenstruktur macht das Klima einer jeden Region einzigartig.

ribbon Zusammenfassung
  • Kanadas Winter sind bekannt für ihre extremen Minusgrade und starken Schneefälle.
  • Im Gegensatz dazu profitiert Europa von einem milderem Klima, beeinflusst durch das Mittelmeer sowie Nord- und Ostsee.
  • Meteorologe Martin Puchegger führt die kälteren kanadischen Winter auf die geografischen und klimatischen Bedingungen des Landes zurück.