APA/APA/Helly Oesterreicher/Maria Austria

Jüdisches Museum nimmt Maria Austria in den Blick

Das Jüdische Museum tut das mit Maria Austria, was diese zeitlebens selbst getan hat: Sie nimmt die Fotografin in den Fokus. Mit der ersten Einzelausstellung zum Werk der Fotokünstlerin unter dem imperativen Titel "Fokus! Jetzt!" würdigt man die gebürtige Österreicherin, die im niederländischen Exil zum Star ihrer Zunft aufstieg. Mit einer umfassenden Personale ihrer vielgestaltigen Arbeiten baut man ein Podest für die Fotografin, die ihr Heimatland im Namen trug.

Schließlich wurde die spätere Maria Austria 1915 in Karlsbad in eine jüdische Arztfamilie als Marie Oestreicher geboren. In Wien besuchte sie die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und erprobte sich in den Stilistiken ihrer Zeit, was mit frühen Arbeiten in der Schau dokumentiert ist. 1937 dann und somit noch vor dem "Anschluss" ging sie wie ihre Schwester Lisbeth, einer Textildesignerin, nach Amsterdam. Die beiden gründeten in der niederländischen Grachtenstadt das Atelier "Model en Foto Austria". Erst hier, im Exil, nahm Marie Oestereicher den Künstlernamen Maria Austria.

Doch auch in ihrer Wahlheimat war Maria Austria nicht sicher vor dem Nationalsozialismus. So musste sich die Fotokünstlerin ab 1943 im Untergrund verstecken und engagierte sich von dort aus im Widerstand. Das Kriegsende brachte dann auch für Austria einen Neuanfang, gründete sie doch mit Kollegen, darunter ihr Partner Henk Jonker, die Fotoagentur Particam. Und Maria Austria wurde zur Dokumentaristin der unmittelbaren Nachkriegszeit.

In den Folgejahren fand die Künstlerin zu ihrem eigentlichen Ausdruck, der sich allerdings nie auf nur ein Genre beschränkte. Straßenszenen gehören zu ihrem Œuvre ebenso wie Künstlerporträts oder Theaterarbeiten. 1954 dokumentierte sie mit der Fotoserie "Het Achterhuis" das Versteck Anne Franks und besuchte später die Salzburger Festspiele. In den 60ern dokumentierte sie Israel und seine Bewohner und wurde zur gleichen Zeit die Hausfotografin des avantgardistischen Mickery Theaters. Bis zu ihrem letztlich überraschend frühen Tod im Jahr 1975 erwies sich Maria Austria so als eines der herausragenden Kameraaugen ihrer Generation, was "Fokus! Jetzt!" unter Beweis stellt.

(S E R V I C E - "Fokus! Jetzt! Maria Austria - Fotografin im Exil" von 21. Juni bis 14. Jänner 2024 im Jüdischen Museum, Dorotheergasse 11, 1010 Wien. Geöffnet Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. www.jmw.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Schließlich wurde die spätere Maria Austria 1915 in Karlsbad in eine jüdische Arztfamilie als Marie Oestreicher geboren.
  • Die beiden gründeten in der niederländischen Grachtenstadt das Atelier "Model en Foto Austria".
  • Doch auch in ihrer Wahlheimat war Maria Austria nicht sicher vor dem Nationalsozialismus.
  • So musste sich die Fotokünstlerin ab 1943 im Untergrund verstecken und engagierte sich von dort aus im Widerstand.