Jennifer Hudson als Aretha Franklin
Selbst wenn Franklin, laut Fachblatt "Rolling Stone" auf Platz eins unter den besten 100 Stimmen der Popgeschichte, unvergleichlich ist: Die sowohl mit zwei Grammys als auch einem Oscar (für "Dreamgirls" 2007) dekorierte Hudson hat als Sängerin und Schauspielerin das künstlerische Format, den passenden Look und den Glamour, um die Herausforderung zu bestehen. Bisher kursierende Filmszenen und der Soundtrack zu "Respect" zeigen ihre atemberaubende Entwicklung. Was aus einem mageren siebenten Platz in der Talentshow "American Idol" von 2004 doch so werden kann...
"Jennifer bietet uns ihre Vision von Aretha, ihrer Entwicklung und ihrem Stil - und ihre eigene kraftvolle Stimme", lobte US-Talk-Ikone Oprah Winfrey im Vorspann eines langen Interviews. Franklin als Künstlerin und Mensch zu verkörpern, das sei "eigentlich ja unmöglich, denn es gibt nur eine Aretha, aber Du hast es geschafft".
Hudson betonte in dem entspannten Gespräch, dass sie bereits ein "Vorsingen" im Angesicht der Soul-Diva gehabt habe: Bei einem Tribute-Konzert 2014 schmetterte sie mühelos "Think", "Natural Woman" und "Respect" - Franklin zeigte sich begeistert und wählte die vielseitig begabte junge Künstlerin aus Chicago persönlich für die Hauptrolle in einer schon absehbaren Film-Biografie aus.
Hudson sieht persönliche Parallelen für eine angemessene Darstellung der First Lady der schwarzen Musik, die auch eine wichtige Vorkämpferin der US-Bürgerrechtsbewegung war. "Der Glaube ist sehr wichtig", sagte sie der Zeitung "Chicago Sun-Times". "Das ist die Basis für sie und für mich." So habe sie beim Dreh oft an das Singen in der Kirche gedacht - für Franklin ("Amazing Grace") bekanntlich eine essenzielle Grundlage ihrer 60-jährigen Karriere. "Gospel war immer die Blaupause, und ihr Glaube war immer präsent", so Hudson.
Beim Singen der von Franklin komponierten oder durch sie weltberühmt gewordenen Lieder habe sie sich gefragt: "Wie kann ich es schaffen, dass es nicht so klingt, als wenn Jennifer Hudson nur ein Tribute für Aretha Franklin singt?" Zudem musste sie damit umgehen, dass das Werk der Soul-Ikone "so vielen Menschen so vertraut" ist. Wie Franklin klingen, ohne die eigene Stimme zu verleugnen - darum ging es.
Die sehr gediegene Qualität des aus 18 Stücken bestehenden und am Freitag erscheinenden "Respect"-Soundtracks gibt Hudson Recht. Selbst eine Janelle Monáe oder eine Beyoncé - zwei ihrer wichtigsten Rivalinnen um den Thron der afroamerikanischen Pop-Königin - hätte es kaum besser machen können. Auch der Film dürfte ein Ereignis werden und an erfolgreiche musikbiografische Vorläufer wie "Ray" (über Ray Charles), "Walk The Line" (Johnny Cash), "Bohemian Rhapsody" (Freddie Mercury) oder "Rocketman" (Elton John) anknüpfen.
Neben den überwiegend live aufgenommenen Franklin-Klassikern hat Hudson ein Stück im Soundtrack untergebracht, das sie selbst zusammen mit der großen Singer-Songwriterin Carole King (79, "Tapestry") schrieb: Auch der Gospel-Soul-Song "Here I Am (Singing My Way Home)" ist großes Kino und bringt die strahlende Stimmgewalt der 39-Jährigen voll zur Geltung - im besten Sinne "Aretha-Style". Hudson sagte dazu: "Der Prozess, diesen Song zu kreieren, war die größte Hommage an ihren Geist, zu der ich in der Lage bin."
Wer neben den Hudson-Coverstücken auch das (weiterhin unerreichbare) Original hören will, wird im August übrigens ebenfalls fündig: Die Kompilation "Aretha" umfasst bis zu 81 Tracks der "Queen of Soul", darunter 19 zuvor unveröffentlichte alternative Versionen, Demos, Raritäten und besondere Live-Performances. Dieses opulente Boxset ist nach Angaben der Plattenfirma Rhino das erste, "das ihre gesamte Karriere umspannt, mit Songs von jedem Label, bei dem sie aufnahm". Aretha Franklins Nachruhm scheint in guten Händen zu sein.
Zusammenfassung
- Die schwere Aufgabe, legendäre Lieder von Aretha Franklin perfekt zu singen und die "Queen of Soul" in einem großen Film glaubwürdig zu porträtieren, konnte vielleicht nur US-Superstar Jennifer Hudson (39) erfüllen.
- Ihr Hollywood-Biopic "Respect" kommt hierzulande zwar erst Anfang Dezember in die Kinos - Hudsons Song-Interpretationen kann man aber jetzt schon hören.
- Wie Franklin klingen, ohne die eigene Stimme zu verleugnen - darum ging es.