"Jazz" in der Kunsthalle Wien: Schau von Matić und Murillo
Während die künstlerische Praxis von Matić (geboren 1997) oft auf dem Persönlichen beruht, zieht Murillo (Jahrgang 1986) das Kollektive dem Subjektiven vor. Seine Arbeiten verweisen dabei - einschließlich ihrer Titel - oft "auf den Akt, Botschaften zu verschicken oder etwas aufzuzeichnen, abzufangen und hinzuhören". Dabei hängen Murillos großformatige, schwarze Bilder von der Decke herab, bilden so eine labyrinthische Struktur und schaffen intime Räume zur Begegnung mit weiteren Werken wie etwa der neuen Serie "fields of spirits" oder "Frequencies": In der kollaborativen Arbeit besucht er seit mehr als zehn Jahren Schulen in aller Welt, wo er die Tische der Schüler mit Leinwänden bespannt, auf denen diese ihre Spuren und Schriftzüge hinterlassen können, bevor der Künstler, der 2019 als einer von vier Künstlern mit dem Turner Prize ausgezeichnet wurde, sie nach einigen Monaten wieder einsammelt.
Matić wiederum schuf für die Ausstellung in der Kunsthalle Wien zwei Filme, eine Fotoserie und eine Soundarbeit, die durch eine bestehende Wandinstallation ergänzt werden. Als Ausgangspunkt für die Werke nennt Matić Wiens Reaktion auf Josephine Bakers Ankunft in der Stadt im Jahr 1928 und den "Skandal", den die Auftritte der amerikanischen Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin hervorriefen. So nimmt der*die Künstler*in Bezug auf Berichte der österreichischen Presse, die in Baker "einen ernsthaften Angriff auf die Werte der europäischen Kultur" sah und sie "zum Synonym für Schwarzsein, Jazz und Unterhaltungskultur" machten, während Wien und Europa "für Weißsein, Walzer und Hochkultur standen". Daraus entwickelte Matić die Filme "redacted" und "climax" sowie die Fotoserie "(out of) place" und die Sound-Arbeit "voice".
Die Zusammenschau der beiden künstlerischen Positionen sieht das kroatische Kuratorinnen-Kollektiv von "What, How & for Whom" (WHW), das die Leitung des Hauses im Sommer an die Britin Michelle Cotton abgibt, als "Form der künstlerischen Zusammenarbeit, aber auch als eine Form der Rezeption: eine, in der sich kulturelle Sensibilitäten verbinden, in der improvisiert wird und die Interaktion innerhalb einer Gruppe ebenso entscheidend ist wie die individuelle Stimme".
(S E R V I C E - Ausstellung "Rene Matić / Oscar Murillo. Jazz.", 14. März bis 28. Juli. https://kunsthallewien.at)
Zusammenfassung
- Die Kunsthalle Wien präsentiert ab dem 14. März die Ausstellung 'Jazz' mit Werken von Rene Matić und Oscar Murillo, die sich mit Begehren und Sichtbarkeit auseinandersetzen.
- Oscar Murillo, Turner-Preisträger von 2019, schafft mit seinen großformatigen, hängenden Bildern labyrinthische Strukturen und intime Räume für die Betrachtung seiner Serie 'fields of spirits'.
- Rene Matić nimmt in seinen Werken Bezug auf den Aufenthalt der amerikanischen Künstlerin Josephine Baker in Wien 1928, um Fragen von Rassismus und kultureller Identität zu thematisieren.