Innsbrucker Festwochen: Schaumgebremster "Cesare"
Das Bühnenbild von Andrea Belli versuchte weder quietschbunte Gegenwelten zu inszenieren, noch die Handlung zeitlich zu verlegen. Wenige "ägyptische" Bühnenbauten und vor allem auch überdimensionierte römische Soldaten sollten dabei das Spannungsfeld zwischen Rom und Ägypten und dem zu dieser Zeit herrschenden römischen Bürgerkrieg darstellen. Einzig "Cesare" - brillant gesungen und dargestellt von Arianna Vendittelli in einer "Hosenrolle" - und seine Krieger wirkten zeitgeistig-modern. Eine Tatsache, die aber schnell zur Stücknormalität wurde und damit die Historizität des Stoffes und dessen Darstellung kaum irritieren oder verfremden konnte.
Im "Alten Ägypten" spielte es sich jedenfalls ab: Cesare triumphierte vor der eigentlichen Handlung in einer Seeschlacht über den Feldherren Pompeo. Die anschließende Flucht ebenjenes nach Ägypten ließ kriegstrategische Irrungen und Wirrungen aufkeimen, die Pompeo schließlich rasch den Kopf kosteten, der Cesare als "Gastgeschenk" in Ägypten übergeben wurde. Als weitere Protagonisten agierten dabei unter anderem Tolomeo und Cleopatra, die gemeinsam als Geschwister über Ägypten herrschten. Dazwischen: Ein Komplott, Liebe, Erpressung und ein Finale, das unerwartet friedlich endete, nachdem alles auf ein großes Blutbad hindeutete.
Als Wegbegleiter auf dem Weg dorthin drängten sich im knapp dreistündigen Opernwerk mit drei Akten die Sängerinnen und Sänger regelrecht auf. Margherita Maria Sala - die Cornelia, die Witwe von Pompeo eindrucksvoll verkörperte - überzeugte etwa gesanglich auf allen Ebenen. Auch Emöke Baráth als Cleopatra oder Valerio Contaldo als Tolomeo standen dieser kaum nach.
Dazu kam das sehr souverän, überaus feingliedrig musizierende Orchester von Dantone: In den richtigen Momenten zupackend, in anderen Passagen leise und transparent spielend, wurde ein weicher, harmonischer Klang generiert, der sich in so manchen Nuancen von dem Orchester seines Vorgängers Alessandro De Marchi unterschied. Diese hohe Musikalität und die durchwegs sehr guten Gesangsleistungen hätten sich nur eine zwingendere Regie und eine etwas einfallsreichere Bühne verdient gehabt: Die Spannung der Handlung konnte nicht durchgehend gehalten werden und auch am Bühnenbild und dessen Möglichkeiten hatte man sich irgendwann sattgesehen. Ein wenig wirkte zudem alles "schaumgebremst" und hinsichtlich emotionaler Intensität noch ausbaufähig.
So gab es im vollen "Großen Haus" des Innsbrucker Landestheaters schließlich auch nur verhaltenen Applaus und vereinzelte Unmutsbekundungen für Regisseur Muscato. Euphorischen Applaus konnten sich hingegen Dantone und sein Orchester abholen. Selbiges galt auch vor allem für "Cesare" Vendittelli oder "Cornelia" Sala.
(Von Markus Stegmayr/APA)
(S E R V I C E: "Cesare in Egitto" von Geminiano Giacomelli. Regie: Leo Muscato, Musikalische Leitung: Ottavio Dantone, Bühne: Andrea Belli, Kostüme: Giovanna Fiorentini. Mit: Arianna Vendittelli - Cesare, Emöke Baráth - Cleopatra, Filippo Mineccia - Achilla, Margherita Maria Sala - Cornelia, Valerio Contaldo - Tolomeo, Federico Fiorio - Lepido, Accademia Bizantina. Weitere Vorstellungen am 9. August um 19 Uhr und am 11. August um 16 Uhr. www.altemusik.at/de)
Zusammenfassung
- Die Oper 'Cesare in Egitto' von Geminiano Giacomelli feierte am Mittwochabend bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik Premiere. Die Regie übernahm Leo Muscato, die musikalische Leitung Ottavio Dantone.
- Das Bühnenbild von Andrea Belli war minimalistisch und verzichtete auf moderne Interpretationen. Arianna Vendittelli brillierte als 'Cesare' in einer Hosenrolle, während das Orchester unter Dantone durch hohe Musikalität überzeugte.
- Das Publikum reagierte verhalten mit Applaus für die musikalischen Leistungen, aber auch vereinzelten Unmutsbekundungen für die Regie. Weitere Vorstellungen sind am 9. und 11. August geplant.