Film-Beratungsstelle #we_do! hat viel zu tun
"Uns wird nicht langweilig", konstatierte Meike Lauggas, die wie auch Daniel Sanin für #we_do! tätig ist, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die Thematik sei im Mainstream der Filmbranche angekommen. "Wir nehmen eine Aufbruchstimmung und Interesse daran wahr, dass es besser wird", so Lauggas. Gegründet wurde #we_do! vor ca. fünf Jahren im Zuge der #MeToo-Bewegung vom Dachverband der österreichischen Filmschaffenden. In den ersten Jahren meldeten sich 20 bis 40 Personen. Nun stehe man bei fast 80. Die Anzahl der eingegangenen Meldungen könne aber nicht für die Gesamtlage der Branche stehen, sagte Sanin. So wurden etwa nur wenige Fälle von Rassismus an die Anlaufstelle herangetragen. "Wir gehen aber von mehr Fällen aus", so Sanin.
Immer mal wieder werden medial Fälle von sexueller Gewalt oder Machtmissbrauch im Rahmen von Film- oder Fernsehproduktionen bekannt. Diese würden aber nur an der Oberfläche kratzen, so Lauggas. Die Debatte in den Medien sei leider "unterkomplex", sagte sie. Entweder werde bagatellisiert oder recht rasch gefordert, dass eine bestimmte Person nie wieder drehen dürfe. "Es muss auch in einem Rahmen bleiben können", sagte die #we_do!-Leiterin. #we_do! selbst trägt keine Fälle an die Öffentlichkeit - auch wenn das von Betroffenen gewünscht werden sollte.
Wenden sich Personen an #we_do!, wird individuell auf deren Wünsche eingegangen. "Manchmal hören wir einfach nur zu", so Lauggas. Andere berate man darin, wie sie weiter verfahren oder wohin sie sich auch mit Blick auf rechtliche Schritte wenden könnten. Auch nimmt #we_do! auf Wunsch der Betroffenen mit der jeweiligen Produktionsfirma Kontakt auf, um die Vorfälle in anonymisierter Form zu thematisieren. Hin und wieder werden auch moderierte Gespräche mit der beschuldigten Person geführt. "Selten wünschen die Betroffenen Rache oder Entschädigung. Sie wollen einfach wieder arbeiten können und wertgeschätzt werden", sagte Lauggas.
#we_do! bietet auch Präventionsgespräche, Workshops und Weiterbildungen an. 2023 gab es 78 Präventionsanfragen. "Das zeigt, dass die Thematik im Feld angekommen ist", so Sanin.
(S E R V I C E - https://www.we-do.info/)
Zusammenfassung
- Die Beratungsstelle #we_do! für Filmschaffende in Österreich verzeichnete im letzten Jahr 79 Meldungen, 80 Prozent davon von Frauen.
- Hauptanliegen waren sexuelle Belästigung (33 Prozent), Arbeitsrechtsverletzungen (27 Prozent), Machtmissbrauch (13 Prozent) und Sexismus (11 Prozent).
- Neben der Beratung bietet #we_do! auch Präventionsgespräche und Workshops an; 2023 gab es 78 Anfragen für solche präventiven Maßnahmen.