Ein Theatermann im Unruhestand: Robert Meyer wird 70
15 Jahre stand Meyer der Volksoper vor und hätte auch noch eine Runde angehängt, als es um die Bewerbungen für die Intendanz ab der Saison 2022/23 ging. Da sich die Politik jedoch anders entschied, kehrte der deutsche Theatermann dem Direktorenbüro den Rücken und erklomm wieder verstärkt andere Bretter, die die Welt bedeuten. Bei den Festspielen Reichenau wurde er für seine Interpretation der satirischen Nestroy-Posse "Einen Jux will er sich machen" bejubelt, mit seinen Karl-Valentin-Abenden lockt er stets das Publikum, als Bischof in Ferdinand von Schirachs "Gott" in den Josefstadt-Kammerspielen trägt er gleichsam den Abend.
"Eine Intendanz kommt nie mehr. Aber ich lass mich gern engagieren - zu einer guten Gage und einer guten Rolle!", machte Meyer unlängst im Interview mit der "NÖN" deutlich. Dabei war es eigentlich eine Überraschung, dass Meyer über lange Jahre der Volksoper vorstand - zumindest wurde ihm das wienerischste der großen Häuser nicht in die Wiege gelegt. So wurde der spätere Opernimpresario doch in Bayern geboren, nämlich am 21. Oktober 1953 in Bad Reichenhall. Er erlernte zunächst den Brotberuf eines Großhandelskaufmanns, schlug dann aber doch noch rechtzeitig den Weg in ein Theaterleben ein und studierte von 1971 bis 1974 Schauspiel am Mozarteum in Salzburg.
Nachdem er bereits in der Studienzeit am Landestheater erste Auftritte hatte, wurde Meyer 1974 ans Wiener Burgtheater engagiert, wo er als Schweizerkas in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" seinen Einstieg gab. Er sollte schließlich dem Ensemble des Hauses 33 Jahre lang angehören und von Brecht bis Shakespeare über 90 Rollen verkörpern. Vor allem aber mauserte er sich zum Nestroy-Experten und Vollblutkomödianten. Auch war er an der Burg mit zahlreichen Soloabenden vertreten, wie etwa Nestroys "Häuptling Abendwind" oder der Opernparodie "Tannhäuser in 80 Minuten".
Zeitgleich hat Robert Meyer stets seine Fühler in Richtung Film und Fernsehen gestreckt. Für das Kino spielte er unter der Regie von Maximilian Schell etwa in "Geschichten aus dem Wienerwald", unter Michael Glawogger in "Die Ameisenstraße" und zuletzt mit Gerhard Polt in "Und Äktschn!". Dem Fernsehpublikum ist der Schauspieler aus "Derrick"-, "Tatort"- oder "Der Bulle von Tölz"-Folgen bekannt. Das reine Spiel war Meyer aber alsbald nicht genug, weshalb er seit 1993 auch als Regisseur aktiv ist. Er inszenierte am Grazer Schauspielhaus ebenso wie am Akademietheater Wien oder an "seiner" Burg. Und nicht zuletzt ist er - mit langer Pause ab 1998 - den Sommerfestspielen Reichenau als Schauspieler und Regisseur eng verbunden.
Darüber hinaus hatte Meyer im Musiktheater über die Jahre große Erfahrung gesammelt, so u.a. bei den Operettenfestspielen Bad Ischl, aber auch mit Inszenierungen an der Volksoper, wo er neben "Der Mantel/Gianni Schicchi" etwa "Ein Walzertraum" auf die Bühne brachte. In seiner Paraderolle als Frosch aus der "Fledermaus" war er auch an der Staatsoper zu sehen. Und später war er auch an "seiner" Volksoper in zahlreichen Rollen zu erleben - etwa als Doolittle, Biggley oder als Erzähler in den konzertanten Aufführungen von "Candide" und "Wagners RING an einem Abend" von Loriot.
Schließlich war es nicht zuletzt die Kenntnis des Fachs und des Hauses gewesen, die Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP) damals bewogen, Meyer als Nachfolger von Rudolf Berger ab der Spielzeit 2007/2008 als Direktor an die Volksoper zu holen. Das gut 1.200 Sitzplätze fassende Haus war unter den Direktionen von Dominique Mentha und des im Streit um das Budget vorzeitig ausgestiegenen Berger in schwieriges Fahrwasser geraten. Meyer führte das Haus wieder in ruhigere Gefilde und konnte dabei auch die Auslastung steigern. 2020 dann gab Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) bekannt, dass sie sich für Lotte de Beer als neue Chefin des Hauses ab 2022 entschieden habe.
So viel Engagement wurde in der Vergangenheit auch mit Auszeichnungen bedacht. So ist der Nestroy-Liebhaber Meyer seit 1993 Träger des Nestroy-Rings und seit 1999 der Kainz-Medaille. Seit 1997 darf sich Meyer auch offiziell Kammerschauspieler und seit 2013 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien sein Eigen nennen. Und im Vorjahr folgte die vielleicht emotionalste Würdigung: Die Ehrenmitgliedschaft der Volksoper.
Zusammenfassung
- Über viele Jahre hinweg war er nicht nur Chef der Volksoper, sondern auch Publikumsliebling des Hauses am Gürtel: Robert Meyer.
- Seit dem Ende seiner Intendanz 2022 ist er nun wieder verstärkt als Schauspieler auf diversen Bühnen zu erleben, auf denen er Erfolge feiert.
- Eine andere Feier, nämlich die zum 70er, steht indes am 21. Oktober an.
- Und im Vorjahr folgte die vielleicht emotionalste Würdigung: Die Ehrenmitgliedschaft der Volksoper.