Dornhelm: "Nichts ist mir lieber als arbeiten zu dürfen"
Los Angeles nennt er weiterhin sein Zuhause. "Na ja, dort sind meine Sachen. Ich hab dort Bäume gepflanzt auf diesem Hügel, wo ich seit vielen Jahren lebe, viel länger als in Rumänien und Österreich zusammen. Aber eigentlich bin ich zu Hause, wo immer ich gerade arbeite. Ich kann sehr schnell wieder Wurzeln fassen, die müssen auch nicht so tief runtergehen, damit ich sie leichter wieder rausreißen kann. Je älter ich werde, desto weniger Wurzeln brauche ich", sagt Robert Dornhelm. "Ich komme auch mit Luftwurzeln aus."
Die APA erreicht Dornhelm in Budapest, wo er neben den beiden Ungarn Orsi Nagypal und Attila Szászals einer von drei Regisseuren der internationalen TV-Großproduktion "Rise of the Raven" ist. "Das ist die Geschichte des János Hunyadi, dieses mittelalterlichen Feldherrn, der die Türken in Belgrad besiegt hat. Der Papst hat dann als Dank beschlossen, jeden Sonntag für ihn zu Mittag die Kirchenglocken läuten zu lassen. Das ist ein sehr aufwendiger, großer, historischer Film." Dass er dabei ins Spiel kam sei sehr naheliegend gewesen, erzählt Dornhelm: Wie Hunyadi stamme er aus Rumänien, er könne ungarisch, habe aber noch nie in Ungarn gearbeitet, und schließlich habe er ausreichend Erfahrung mit historischen Großproduktionen.
"In Ungarn ist alleine der Stab 265 Mann groß, da kommen dann noch 80 Pferde und 200 Komparsen dazu - insgesamt sind das weit über 500 Leute. Das erfordert militärische Organisation, das ist mehr als Filmemachen", sagt der Regisseur. Für europäische Verhältnisse sei der Aufwand riesig, aber noch nichts im Verhältnis zu den großen Hollywood-Produktionen. Dornhelm zitiert einen Vergleich von Tom Waits, mit dem er 1989 den Western "Cold Feet" gedreht hat: "In Europa ist das Drehen wie mit einer hübschen, leichtfüßigen jungen Frau zu tanzen. In Amerika tanzt du mit einem Elefanten und musst die ganze Zeit aufpassen, dass er dir nicht auf die Füße steigt. Aber wenn der Elefant einmal schwingt, dann erreichst Du die ganze Welt. So ist das. Wenn ein großer Schinken einmal funktioniert, dann entsteht dadurch ein Sog, für den man das alles eigentlich macht."
Er beherrsche das Drehen mit großem Aufwand, brauche es aber keineswegs, sagt Dornhelm. "Zwischendurch mache ich auch Dokumentarfilme im Zwei-Mann-Betrieb mit Kamera und Ton. Realismus ist mir das wichtigste. Die poetische Realität gibt mir dabei viel mehr als hergestellte Künstlichkeit. Ich habe zwei Seelen: Ich genieße die große Chance der Ölmalerei und der großen Dramen, in Wirklichkeit sind mir die Skizzen, mit denen Geschichten nur angerissen werden, viel sympathischer. Aber ich bin dankbar für jeden Job. Das ist ein Privileg, zumal in meinem Alter. Das ist etwas, was ich wirklich mit Dankbarkeit annehme. Nichts ist mir lieber als arbeiten zu dürfen - egal unter welchen Voraussetzungen."
Nach Wien werde er immer wieder zurückkehren, denn für Erd- wie Luftwurzeln sei hier ein gutes Terrain, meint Robert Dornhelm: "Ich muss gestehen, dass die Wiener Luft und das Wiener Hochquellenwasser mir sehr gut schmecken und ich viele Freunde in Wien habe. Daher habe ich eine gewisse Nostalgie und Freude wiederzukommen. Aber ich bin ein Anti-Nationalist jedweder Art. Früher habe ich einen Nansen-Pass gehabt, einen Fremdenpass. Heute bin ich Doppelstaatsbürger, aber eigentlich möchte ich Weltstaatsbürger sein. Für mich sind Fahnen und Nationalitäten nicht wichtig. Das gilt auch für den Fußball. Da ändern sich meine Sympathien während eines Spiels oft mehrfach. Aber meistens bin ich auf der Seite des Underdogs."
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
Zusammenfassung
- In den vergangenen Jahren sei er jeweils nur zwei, drei Wochen zu Hause gewesen, "diesmal werde ich aber einen Monat in Los Angeles verbringen".
- Die APA erreicht Dornhelm in Budapest, wo er neben den beiden Ungarn Orsi Nagypal und Attila Szászals einer von drei Regisseuren der internationalen TV-Großproduktion "Rise of the Raven" ist.
- Er beherrsche das Drehen mit großem Aufwand, brauche es aber keineswegs, sagt Dornhelm.