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CGI-Spektakel "Those About to Die" mit Anthony Hopkins

In "Those About to Die" widmet sich Roland Emmerich ("Independence Day") erneut seinem Lieblingsthema: großspuriger Unterhaltung für die Massen, also quasi Brot und Computerspielen. Der deutsche Desaster-Experte wäre im antiken Rom womöglich sehr erfolgreich gewesen, doch wer von seiner Gladiatorenserie Blockbusterfernsehen mit bombastischen Schauwerten erwartet, wird eher enttäuscht. Herbert Kloibers High End Productions in Wien hat das Prime-Epos übrigens mitproduziert.

Noch bevor Ridley Scott uns diesen Herbst mit "Gladiator 2" wieder in die Kinoarena schickt, führt uns Amazons Gladiatorenserie "Those About to Die" unter der Schirmherrschaft von Kultregisseur Roland Emmerich von der Couch in den Circus Maximus. Hier herrscht im Jahre 79 nach Christus der 86-jährige Anthony Hopkins, verkleidet als Kaiser Vespasian, eine Rolle, die sich leider als wesentlich kleiner herausstellt, als der Trailer der Serie vermuten lässt (eine beliebte und durchaus dreiste Marketingstrategie). Er ist alt, und er kann sich nicht entscheiden, welchen seiner machthungrigen Söhne er zu seinem Nachfolger ernennen soll: Titus (Tom Hughes), den edlen, aber politisch unerfahrenen Soldaten, oder Domitian (Jojo Macari), ein schurkisches Wiesel, das Commodus in Ridley Scotts "Gladiator" (2000) ähnelt.

Das römische Volk wird unterdessen mit gratis Essen und spektakulärer Unterhaltung in Form von Pferdewagenrennen und Gladiatorenkämpfen im größten Circus und später im Kolosseum bei Laune gehalten. Aber anstatt seine Actionmuskeln spielen zu lassen, zeigt uns Roland "Master of Disaster" Emmerich (der sich die Regieaufgaben hier mit Marco Kreuzpaintner teilt) ein Rom voller CGI-Paläste, nackter Frauen, die sich an nackten Männern räkeln oder auch Männer, die sich an Männern räkeln. Man darf auch von den visuellen Effekten enttäuscht sein, die trotz eines Megabudgets von angeblich 150 Millionen US-Dollar immer viel zu künstlich aussehen. Es beweist einmal mehr, dass Geld allein kein gutes Fernsehen macht.

Körper werden hier von einem riesigen, computergenerierten Löwen zerfetzt. Das CGI-Blut fließt regelrecht in Strömen, auch im Vorspann, den sich die Serienschöpfer anscheinend von der HBO-Serie "House of the Dragon" abgeschaut haben. Einer der Schauspieler aus "Game of Thrones" ist es auch, der hier eine der Hauptrollen spielt: der Brite Iwan Rheon (Ramsay Bolton) verkörpert den geldgierigen Gauner Tenax, ein Römer aus einfachen Verhältnissen, der eine eigene Fraktion von Wagenlenkern gründen will, um den mächtigen Patriziern eins auszuwischen.

An anderer Stelle im Imperium treffen wir drei nordafrikanische Geschwister, die nach Rom verschleppt und als Sklaven verkauft wurden. Es gibt auch einen Gladiator, der an Russel Crowes legendären Maximus erinnert und, und, und. Die Serie folgt gefühlt 25 verschiedenen Spielfiguren, und die wenigsten sind interessant. Die weiblichen Akteure sind alle entweder Ehefrauen, Sklavinnen oder Huren. Hopkins verleiht der Serie zwar einen Hauch von Prestige, aber der britische Schauspieler taucht in jeder Folge nur für ein oder zwei Szenen auf, um ein paar Zeilen zu murmeln und dann wieder zu verschwinden. Es ist alles so abgelutscht und klischeehaft. Man hätte sich ruhig mehr einfallen lassen dürfen, um die Massen zu unterhalten.

(Von Marietta Steinhart/APA)

(S E R V I C E - www.amazon.de/Those-About-Die-Staffel-1/dp/B0D347RNT4)

ribbon Zusammenfassung
  • Roland Emmerichs Serie 'Those About to Die' enttäuscht trotz eines Budgets von 150 Millionen US-Dollar mit künstlich wirkenden CGI-Effekten und einer klischeehaften Handlung.
  • Anthony Hopkins spielt Kaiser Vespasian, jedoch ist seine Rolle kleiner als erwartet und er erscheint nur in wenigen Szenen.
  • Die Serie zeigt viele stereotype Rollenbilder, insbesondere bei den weiblichen Charakteren, und folgt zahlreichen uninteressanten Nebenhandlungen.