Bildgewaltiges und kurzweiliges Ring-Finale in Erl
Den Rahmen für diesen dadurch musikalisch zupackenden, zum Teil überwältigenden und nicht zuletzt auch melodietrunkenen Opernabend setzte nicht zuletzt Kaspar Glarner, der das Erler Passionsspielhaus und dessen Bühne in seinem kargen Glanz voll zur Geltung brachte. Kontrapunktische Akzente wie etwa ein Billardtisch, eine Bar oder eine gemütliche Couch, eigentlich nicht unbedingt Bestandteil des komplexen Wagner-Kosmoses, entfalteten so ihre ganze Wirkung.
Überzeitlich und altbewährt war hingegen natürlich die Geschichte der "Götterdämmerung" selbst, für die der Komponist und Librettist Wagner bekanntlich tief in die Mythologie-Kiste gegriffen hatte. Auch in Erl entspann sich die groß angelegte Erzählung zwischen dem Helden Siegfried, dessen Angebeteter Brünnhilde und den hinterlistigen Widersacher Hagen. Einige Irrungen, Wirrungen, Tricks und Tode später, in deren Zentrum der eigentlich verfluchte Ring stand, der dennoch das Versprechen der Weltherrschaft in sich trug, kam es schließlich zur namensgebenden Götterdämmerung und damit zum Untergang des himmelsähnlichen Krieger-Ruheortes Walhall.
Bis zu diesem, mit Feuer- und Raucheffekten bildgewaltig-pathetisch in Szene gesetzten, Endpunkt gab es aber noch viele Reisen und Szenen zu bewältigen. Da wäre etwa die legendäre Rheinfahrt von Siegfried, seine Bewältigung des Feuers, das Brünnhilde umgab, oder diverse Zusammentreffen am Gibichungenhof. Die Erl-Inszenierung fand dafür einfache, aber wirkungsvolle Videoprojektionen: Wasser, Berge und Wälder waren ein ständiger Begleiter und trugen zur relativen Kurzweiligkeit des Wagner-Mammutwerks bei.
Dafür verantwortlich waren natürlich vorrangig auch noch Vincent Wolfsteiner, der einen wirklich formidablen Siegfried abgab, die stimmlich unermüdliche und wendige Christiane Libor als Brünnhilde und ein sehr starker Robert Pomakov als Hagen, der Manuel Walser, als ambivalenter Siegfried-Blutsbruder Gunther in nichts nachstand. Der effektiv eingesetzte, vielköpfige Männerchor tat schließlich noch das Seinige, um den Zuseher vollends von der Fassbaender-Auslegung einzunehmen.
Für Regisseurin Fassbaender gab es dann schließlich auch euphorischen Applaus, den sie sich allerdings mit dem Dirigenten Erik Nielsen teilen musste, der ebenfalls überaus lautstark bejubelt wurde. Auch für die Hauptrollen gab es begeisterten Beifall. Einzelne Stehovationen an das gesamte Ensemble gerichtet mischten sich zudem unter die kollektive Begeisterung im vollen Passionsspielhaus.
(S E R V I C E - "Götterdämmerung" von Richard Wagner, Libretto von Richard Wagner. Regie: Brigitte Fassbaender. Musikalische Leitung: Erik Nielsen. Bühnenbild und Kostüme: Kaspar Glarner. Video: Bibi Abel. Mit Vincent Wolfsteiner (Siegfried), Craig Colclough (Alberich), Robert Pomakov (Hagen), Manuel Walser (Gunther), Christiane Libor (Brünnhilde), Irina Simmes (Gutrune), Zanda Švēde (Waltraute), Marvic Monreal (Erste Norn), Anna-Katharina Tonauer (Zweite Norn), Monika Buczkowska (Dritte Norn), Anna Nekhames (Woglinde), Karolina Mukala (Wellgunde), Katharina Magiera (Floßhilde), Orchester und Chor der Tiroler Festspiele Erl. Weitere Vorstellungen am 23. Juli (15.00 Uhr) und 29. Juli (17.00 Uhr). https://www.tiroler-festspiele.at/)
(Redaktionelle Hinweise: B I L D A V I S O - Pressebilder stehen unter https://www.tiroler-festspiele.at/presse zum Download bereit.)
Zusammenfassung
- Die Oper "Götterdämmerung" von Richard Wagner hat am Sonntagnachmittag bei den Tiroler Festspielen Erl in der Regie von Brigitte Fassbaender und unter der musikalischen Leitungen von Erik Nielsen ihre Premiere gefeiert.
- Überzeitlich und altbewährt war hingegen natürlich die Geschichte der "Götterdämmerung" selbst, für die der Komponist und Librettist Wagner bekanntlich tief in die Mythologie-Kiste gegriffen hatte.