APA/APA/Belvedere/Johannes Stoll

Belvedere taucht tief in seine eigene Geschichte ein

Das Jubiläumsjahr des Belvedere wirft seinen Schatten voraus: Mit der Ausstellung "Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst" feiert man in der Orangerie bereits ab Freitag die Fertigstellung des Oberen Schlosses 1723. Dabei wird die wandelbare Geschichte der Anlage ebenso in den Fokus gerückt wie jener der Sammlung des Hauses, wodurch letztlich Vergangenheit und Gegenwart in einen lustvollen Dialog treten.

"Es steht uns ein großes Jahr bevor", machte Generaldirektorin Stella Rollig bei der Presseführung am Mittwoch Lust auf die geplanten Vorhaben, die kommende Woche vorgestellt werden sollen. Vorerst aber geht es um das Belvedere als Ort der Kunst, "wie ihn schon Prinz Eugen in seiner Konzeption angelegt hat". So dicht die fertige Ausstellung geworden ist, so umfangreich sei auch die Sammlung über alle Epochen hinweg. Entsprechend groß war das Team um Chefkuratorin Luisa Ziaja, das nicht weniger als 74 Künstlerinnen und Künstler mit der Geschichte des Belvedere in Beziehung gesetzt hat.

Dabei sind etliche spannende Gegenüberstellungen und Querverbindungen entstanden, was an zwei Porträts von Prinz Eugen exemplarisch festzumachen ist: Die große, historische Ganzkörperansicht von Johann Gottfried Auerbach wird im Eingangsbereich der Schau mit einer knallig-gelben Arbeit Oswald Oberhubers kontrastiert, die Prinz Eugen hoch zu Ross zeigt. Dieses Spiel mit den Epochen und Stilen wird in der in kleine Abschnitte unterteilten Präsentation (Ausstellungsarchitektur: studio-itzo) konsequent weitergezogen, wenn Klimt, Van Gogh, Rainer oder Waldmüller aufeinandertreffen.

Parallel dazu gibt es an der linken Ausstellungswand die wichtigsten Meilensteine des Belvedere nachzulesen und sehen: Von der Fertigstellung des Schlosses über die Öffnung der kaiserlichen Gemäldegalerie für die Bevölkerung 1777 und die Gründung der Modernen Galerie 1903 bis zu den vielen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts, werden hier bauliche, inhaltliche und gesellschaftliche Veränderungen nachgezeichnet, teils mit Dokumenten und Fotografien ergänzt. Naturgemäß spielt dabei die Zeit des Nationalsozialismus sowie deren Aufarbeitung inklusive der Restitutionsarbeit eine zentrale Rolle.

"Es ist eine ziemlich Herausforderung, 300 Jahre in eine Ausstellung zu gießen", gab Ziaja zu. Vor allem dann, wenn nicht die größte Ausstellungsfläche dafür zur Verfügung stehe. Die von ihr angesprochene Kondensation tut "Das Belvedere" aber auf ganzer Linie gut. Denn gerade angesichts der räumlichen Begrenzung hat das Kuratorenteam intelligente Wege gefunden, die chronologisch geordneten Informationen mit den mannigfaltigen Kunstwerken zu kombinieren. Ziel sei gewesen, "mit Hilfe der Kunst die Geschichte nachvollziehbar zu machen", so Ziaja.

Dass man mit dieser Schau in gewisser Weise auch tief blicken lässt, zeigt beispielsweise Lovis Corinths "Herzogstand am Walchensee im Schnee", das auch von der Rückseite betrachtet werden kann. Hier geben mehrere Etiketten Aufschluss über den Weg, den dieses Gemälde im vergangenen Jahrhundert gegangen ist. Ein Umstand, der auch für viele andere Werke gilt, wie nicht zuletzt Rollig selbst anmerkte. "Auch eine Generaldirektorin bleibt eine Lernende", meinte sie hinsichtlich der bewegten Sammlungsgeschichte, die institutionelle Verschiebungen, Taufgeschäfte und räumliche Veränderungen illustriere. Zu entdecken gibt es in diesen 300 Jahren jedenfalls so einiges.

(S E R V I C E - Ausstellung "Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst" von 2. Dezember bis 7. Jänner 2024, Unteres Belvedere, Orangerie, www.belvedere.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Vorerst aber geht es um das Belvedere als Ort der Kunst, "wie ihn schon Prinz Eugen in seiner Konzeption angelegt hat".
  • "Es ist eine ziemlich Herausforderung, 300 Jahre in eine Ausstellung zu gießen", gab Ziaja zu.
  • Ziel sei gewesen, "mit Hilfe der Kunst die Geschichte nachvollziehbar zu machen", so Ziaja.
  • Ein Umstand, der auch für viele andere Werke gilt, wie nicht zuletzt Rollig selbst anmerkte.