APA/APA/ROLAND SCHLAGER/ROLAND SCHLAGER

"Außenseiter aus Passion" - Autor Peter Henisch wird 80

Mit seinem neuen Roman "Nichts als Himmel" hat sich Peter Henisch vor kurzem wohl sein schönstes Geburtstagsgeschenk gemacht. Ende September versucht dann ein Symposium "Die Welten des Peter Henisch" zwischen Wien, Mitteleuropa und Transatlantik auszuloten. Da würdigen u.a. Karl-Markus Gauß und Heinrich Steinfest den Kollegen oder beschäftigt sich Musikjournalist Robert Rotifer mit dem Singer-Songwriter Peter Henisch. Am Sonntag (27. August) feiert er seinen 80. Geburtstag.

Als "ein Außenseiter aus Passion" bezeichnete sich Henisch 1977 selbst in seiner Dankesrede bei der Entgegennahme des Anton-Wildgans-Preises. "Ich verstehe mich als Autor mit politischem Anspruch", sagte er einmal. "Schreiben ist Wahrnehmen und Interpretieren der Umgebung, dabei kann ich nicht an den politischen Zuständen vorbei gehen. Literatur sensibilisiert, ist eine Form des Nach- und Vordenkens." Zwei Jahre zuvor hatte er mit dem autobiografischen Roman "Die kleine Figur meines Vaters" einen Erfolg gelandet, der ihn als Fixgröße der heimischen Gegenwartsliteratur etablierte - eine Position, die er seither mit vielen Büchern unterstrich.

Geboren wurde Peter Henisch am 27. August 1943 in Wien, wo er in Erdberg und Favoriten "Nachkriegskindheit" und "Wiederaufbaupubertät" verbrachte. Nach der Matura studierte er Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychologie. 1965/66 volontierte er in der Lokalredaktion der damals noch bestehenden "Arbeiter Zeitung". Seine Dissertation über Ernst Bloch beendete er nicht, sondern gründete gemeinsam mit Helmut Zenker 1969 die Literaturzeitschrift "Wespennest". Ab 1970 war er Mitglied des "Arbeitskreises österreichischer Literaturproduzenten", ab 1972 Literaturredakteur der Zeitschrift des Theaters der Jugend, "Neue Wege". 1971 erschien mit der Kurzprosa "Hamlet bleibt" sein literarisches Debüt. Seit 1975 lebt Henisch als "freischwebender Schriftsteller", dessen Werk Prosa und Lyrik ebenso umfasst wie Theaterstücke und Hörspiele.

"Die kleine Figur meines Vaters" basierte auf einem Interview mit seinem Vater, einem Pressefotografen, seine jüdische Großmutter war Vorbild für den Roman "Eine sehr kleine Frau" (2007), seine eigene Kindheit hat er in "Suchbild mit Katze" (2016) beschrieben. Doch viel zahlreicher sind seine rein fiktionalen Werke: In Büchern wie "Vom Baronkarl" (1972) oder "Pepi Prohaska Prophet" (1985) hat er die Figuren des Nachkriegswien unnachahmlich festgehalten. Später hat er seine Protagonisten an den Mississippi geschickt ("Schwarzer Peter", 2000) oder in den Nahen Osten pilgern lassen ("Der verirrte Messias", 2009). Seit vielen Jahren hat er in einem toskanischen Städtchen in der Nähe von Siena seine zweite Heimat gefunden. "Die schwangere Madonna" (2005) hat hier gespielt, "Mortimer & Miss Molly" (2013) hat in besonderem Maß den Zauber jenes Ortes eingefangen, in dem Liebesgeschichten auf besonders fruchtbaren Boden fallen, und auch in "Nichts als Himmel" hat sich der Protagonist und Ich-Erzähler Paul im toskanische Städtchen San Vito in Haus von Freunden zurückgezogen, nachdem sein musikalisches Comeback coronabedingt vorerst gescheitert ist.

Die autobiografische Parallele ist unübersehbar, Musik war seit dem Anfang Teil des künstlerischen Schaffens von Peter Henisch. Nach seiner LP "Alles in Ordnung" sei er 1975 "auf einmal an der Schwelle zu einer Liedermacher-Karriere gestanden", erzählt er. "Da kam aber auch mein Buch 'Die kleine Figur meines Vaters' heraus, und nachdem das ein großer Erfolg wurde, war klar, dass ich auf dieser Schiene weiterfahre." Doch er war später auch Sänger und Texter der Gruppe "Wiener Fleisch und Blut", beschäftigte sich 1991 in einem Roman mit "Morrisons Versteck" oder brachte 2001 gemeinsam mit Woody Schabata und Hans Zinkl "Black Peters Songbook" heraus. Mit dem Album "blues plus" gab er 2018 an der Seite von Hermann Posch, Franz Haselsteiner und Peter Strutzenberger, neuerlich seine musikalische Visitenkarte ab, in dem vor fünf Jahren erschienenen Sammelband "Das ist mein Fenster" waren nicht nur "fast alle Gedichte", sondern auch seine Songs enthalten.

Dass er es mit "Die schwangere Madonna" (2005) und "Eine sehr kleine Frau" (2007) zweimal auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis und 2016 mit "Suchbild mit Katze" auf die Shortlist zum Österreichischen Buchpreis schaffte, ist ebenso eine Auszeichnung wie der Anton-Wildgans-Preis der Industrie (1977), der Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (2005), der Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (2009), das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien (2010) und der Österreichische Kunstpreis (2015).

(S E R V I C E - Peter Henisch: "Nichts als Himmel", Residenz Verlag, 228 Seiten, 26 Euro, ISBN: 9783701717767; Ö1-Hörspiel: "Peter Henisch: Wunsch, Indianer zu werden", 2.9., 14 Uhr; 27. bis 30.9.: "Die Welten des Peter Henisch: Wien - Mitteleuropa - Transatlantik", Internationales Symposium, veranstaltet von Institut für Germanistik der Universität Wien, Österreichische Gesellschaft für Literatur, Alte Schmiede; https://henisch-peter.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit seinem neuen Roman "Nichts als Himmel" hat sich Peter Henisch vor kurzem wohl sein schönstes Geburtstagsgeschenk gemacht.
  • Ende September versucht dann ein Symposium "Die Welten des Peter Henisch" zwischen Wien, Mitteleuropa und Transatlantik auszuloten.
  • Als "ein Außenseiter aus Passion" bezeichnete sich Henisch 1977 selbst in seiner Dankesrede bei der Entgegennahme des Anton-Wildgans-Preises.